Japans Wirtschaft hat heuer im 1. Quartal dank der starken Nachfrage aus dem Ausland und steigender Investitionen kräftig zugelegt. Die Wirtschaftsleistung stieg verglichen mit dem Jahresende 2009 um 1,2 %. Damit ließ das asiatische Land die USA und die Eurozone weit hinter sich. Analysten warnen jedoch vor Rückschlägen: Wenn die Konjunkturprogramme ausliefen, werde das Wachstum nachlassen.
Zudem drohten Gefahren durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten, die mit der Schuldenkrise in Europa verbunden seien. Denn angesichts des fallenden Euro droht eine Aufwertung des Yen. Das verteuert aber japanische Exporte. "Solange die asiatische Wirtschaft stabil bleibt, dürfte ein gewisser Rückgang bei den Ausfuhren nach Europa nicht allzu sehr schmerzen", sagte Azusa Kato von BNP Paribas. "Es wäre aber eine andere Geschichte, wenn diese Probleme ernstliche Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen."
Der Außenhandel trug zum Jahresauftakt etwa 0,7 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Die steigende Nachfrage aus Asien nach Produkten "Made in Japan" hatte dem Land bereits im 2. Quartal 2009 aus der schwersten Rezession seit dem 2. Weltkrieg geholfen. Doch auch hier drohen Dämpfer. So gehen Analysten davon aus, dass das Wachstum in China nachlässt, das im ersten Quartal noch bei 11,9 % verglichen mit dem Vorjahr lag. Dabei dürften einerseits statistische Effekte eine Rolle spielen, andererseits das Ende der staatlichen Wirtschaftsprogramme und die im Kampf gegen eine Immobilienblase gestraffte Geldpolitik.
Dazu kommt die Deflation in Japan, die die Binnenwirtschaft dämpfen könnte. Ein entsprechendes Barometer sank im ersten Quartal bereits auf ein Rekordtief. Die Bank von Japan hat den Kampf gegen die Deflation zu ihrem wichtigsten Ziel erklärt. Auch die Regierung drängt die Währungshüter dazu, gegenzusteuern: "Wir stecken immer noch in einer moderaten Deflation", sagte Finanzminister Naoto Kan. "Ich hoffe, die Bank von Japan gestaltet ihre Geldpolitik angemessen und flexibel."
Die Notenbanker entscheiden am Freitag das nächste Mal über den Leitzins in Japan. Dabei geht niemand davon aus, dass der Zinssatz von derzeit nahe Null angetastet wird. Möglicherweise könnten aber Details zu einem neuen Kreditprogramm vorgestellt werden. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik sei angesichts des gegenwärtigen Wachstums nicht angemessen, sagte Hiroshi Watanabe vom Analyseinstitut Daiwa.
Die Binnenwirtschaft steuerte etwa 0,6 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Dabei stieg der Konsum vor allem wegen der stärkeren Nachfrage nach Flachbild-Fernsehgeräten: Im April wurden Regelungen geändert, die den Kauf von klimafreundlichen Geräten begünstigen. Auch die Unternehmen investierten mehr. Erstmals seit fünf Quartalen stiegen zudem die Bauinvestitionen.