Krise kostete Kaufkraft: Aufholjagd im Osten dauert

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Durch die Rezession im abgelaufenen Jahr war für viele Menschen der Lebensunterhalt wieder schwerer zu berappen. Besonders im Osten Europas: Hier war nach der Wende die Kaufkraft stark angestiegen. Die Krise 2009 habe diesen raschen Aufholprozess jäh unterbrochen. Das geht aus einer neuen RegioData-Studie hervor. Die eklatanten Wohlstandsgefälle innerhalb Europas sind nicht geringer geworden. Österreich ist mit einem kleinen realen Rückgang davon gekommen.

Besonders stark eingebrochen ist die Kaufkraft gerade in Ländern mit zuvor sehr hohen Wachstumsraten, etwa in Litauen (minus 15 Prozent), Lettland (minus 13 Prozent), Estland (minus 8 Prozent) oder Russland (minus 5 Prozent). Unter den westeuropäischen Staaten war das Problemland Island (minus 12 Prozent). Im Baltikum hatte sich in den Jahren davor die Kaufkraft nahezu verdoppelt.

Über den "Kontinent der Gegensätze" geben Durchschnittswerte in den Statistiken nur wenig Aufschluss. Von 2008 auf 2009 sank die durchschnittliche Kaufkraft eines Europäers um nominell 3,7 Prozent. In Zahlen: Für Haushalt und Lebensunterhalt standen dem "Durchschnittseuropäer" 360 Euro weniger zur Verfügung als ein Jahr davor, schreibt RegioData. Selbst bei konstanten Wechselkursen wäre die Kaufkraft aber europaweit maximal gleichgeblieben, rechnet RegioData vor. Besser stehen dabei die Westeuropäer mit ihrem starken Euro da. Für osteuropäische Abwertungsländer fiele die Rechnung schlechter aus.

Die nominellen Veränderungen enthielten noch nicht die Wechselkursschwankungen. Im Osten gab es aber noch massive Abwertungen: Der polnische Zloty oder die ukrainische Griwna verloren voriges Jahr in der Krise jeweils mehr als 20 Prozent. Im Westen stürzte wegen der Island-Krise die isländische Krone um 35 Prozent ab.

Österreich sei, wie RegioData schreibt, von der Krise "nahezu unbeeinflusst" geblieben, was die Entwicklung der Kaufkraft betrifft: Nominell gab es hier 2009 einen Zuwachs um 0,7 Prozent - stärker als in Deutschland mit 0,4 Prozent. Nach Abzug der - im Vorjahr sehr niedrigen - Inflation bedeutete dies dennoch einen leichten realen Kaufkraftrückgang in beiden Ländern.

Kluft zwischen Arm und Reich

Noch immer beträchtlich ist die Kluft zwischen Arm und Reich in Europa: Am reichsten sind die Luxemburger. Ein Luxemburger hat im Schnitt rund 30.000 Euro im Jahr zur Verfügung. Ein Durchschnitts-Schwede oder ein Durchschnitts-Österreicher kommt der Studie nach auf 18.000 Euro, ein Grieche nur mehr auf 11.000 Euro und ein Moldawier nur mehr auf 700 Euro im Jahr. Auch im Osten selbst sind die Differenzen groß: Die ärmsten Gegenden von Polen bringen immer noch fast 50 Prozent mehr Kaufkraft auf als die reichste Region Albaniens.

In den ärmsten Ländern reicht es nicht einmal zur Abdeckung der Grundbedürfnisse, schreibt Mark Ruhsam von RegioData. "Es wird noch mehrere Generationen brauchen, bis die osteuropäischen Länder bei der Kaufkraft an das westeuropäische Niveau heranreichen werden."

Riesige Wohlstandsgefälle herrschen auch innerhalb der Länder: So mache der Unterschied zwischen den ärmsten und den reichsten Bezirken Italiens 60 Prozent aus, was in etwa dem Wert Rumäniens entspreche. In Griechenland haben die reichsten Bezirke 58 Prozent mehr Kaufkraft als die ärmsten. Am geringsten ist der Abstand der Studie zufolge in Schweden und Österreich (25 Prozent).

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