Polens Wirtschaft trotzt internationaler Krise

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Der Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer in Polen biete die Möglichkeit, die Atmosphäre zwischen österreichischen und polnischen Wirtschaftsunternehmern zu verbessern, meinte Österreichs Handelsdelegierter in Warschau, Ernst Kopp.

Bei einem Wirtschaftsforum, das von Fischer eröffnet wird, werden rund 350 Teilnehmer erwartet, darunter die "Creme de la Creme" der polnischen Wirtschaft. Polen ist das einzige große EU-Land, das heuer ein Wachstum aufweisen dürfte. Insbesondere die Fußballeuropameisterschaft 2012 ist ein Katalysator für Investitionen in Polen, die das Land gemeinsam mit der Ukraine ausrichten soll.

"Niemand will ein Hindernis für die internationale Präsentation sein", beschreibt Kopp die Stimmung im Land. Ursprünglich waren Investitionen in der Höhe von rund 90 Mrd. Zloty (21,4 Mrd. Euro) vorgesehen; Kopp rechnet mit der Realisierung von bis zu 15 Mrd. Euro an Investitionen - insbesondere in die Infrastruktur und den Tourismus.

Heimische Unternehmen engagiert

Davon haben bereits einige österreichische Unternehmen profitieren können. Der Salzburger Baukonzern Alpine baut bzw. modernisiert vier Stadien in Polen mit einem Gesamtauftragswert von 630 Mio. Euro. Der österreichische Konkurrent Strabag hat unter anderem einen Autobahnauftrag in der Höhe von 1,6 Mrd. Euro ergattert. Der Bauriese wird das 106 km lange Segment der polnischen mautpflichtigen Autobahn A2 zwischen Nowy Tomysl im Westen Polens und Swiecko an der Grenze zu Deutschland errichten.

Darüber hinaus bauen die CA Immo International und die UBM Realitätenentwicklung AG den größten Business Park in Polen, den Poleczki Business Park im Süden Warschaus. Das Investitionsvolumen beträgt 250 Mio. Euro. Als Generalunternehmer fungiert das österreichische Bauunternehmen Porr. In den ersten sechs Monaten legte die Bauwirtschaft in Polen um 2,5 Prozent zu.

Weniger rosig sieht es allerdings im Außenhandel zwischen Österreich und Polen aus: Im ersten Halbjahr 2009 betrug das Volumen rund 2 Mrd. Euro, ein Minus von über einem Fünftel. Für das Gesamtjahr rechnet Kopp mit einem Rückgang um 15 Prozent. Einen wesentlichen Anteil an den österreichischen Exporten habe die österreichische Autozulieferindustrie etwa durch Lieferungen von Motoren, Bauteilen und Armaturen.

Unter den Exporteuren befinden sich auch große Unternehmen wie voestalpine, die Blechteile nach Polen exportiert. Besonders im Automotiv-Bereich habe es aber im ersten Halbjahr aufgrund der internationalen Krise in der Autoindustrie einen deutlichen Einbruch gegeben, so Kopp. In Polen werden unter anderem die Opel-Modelle Astra und Zafira gefertigt, die unter anderem vom GM-Werk aus Wien-Aspern beliefert werden.

Chance bei der Privatisierungswelle

Auch in der bevorstehenden Privatisierungswelle ortet Kopp Potenzial für österreichischer Investoren. Insgesamt 270 Unternehmen wurden im Vorjahr von der polnischen Regierung auf die Privatisierungsliste gesetzt. Es gebe auch österreichische Interessenten. Laut dem zuständigen polnischen Schatzministerium sollen bis 2011 rund 8,5 Mrd. Euro an Erlösen aus dem Verkauf staatlicher Unternehmen lukriert werden. Privatisiert werden sollen etwa staatliche Bankenanteile, die Warschauer Börse und führende Energiekonzern wie etwa Enea oder PGE.

Die negativen Folgen der Wirtschaftskrise konnte Polen bisher aufgrund seiner Größe relativ gut wegstecken. Die Konsumnachfrage stieg in den ersten sechs Monaten um 1,5 Prozent. Das BIP wuchs im ersten Halbjahr um 0,9 Prozent. Die Arbeitslosenrate nahm allerdings wieder zu und lag zuletzt bei 10,9 Prozent.

Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) rechnet in seiner aktuellen Prognose für Polen 2009 mit einem Wachstum von 0,8 Prozent, 2010 soll es auf 1,5 und 2011 auf 3 Prozent steigen. Polen stehen zwischen 2007 und 2013 insgesamt 67 Mrd. Euro an EU-Förderungen für Investitionen zur Verfügung.

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