US-Notenbanker schwächt Versprechen niedriger Zinsen ab

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Ein führendes Mitglied der US-Notenbank Fed hat die Zusicherung abgeschwächt, die Leitzinsen auf lange Sicht niedrig zu halten. Der Zeitpunkt, diese Zusage fallen zu lassen, könnte näher rücken, sagte der Präsident der Fed von Richmond, Jeffrey Lacker.

Vor einigen Monaten habe er gesagt, er sei zufrieden damit, wenn von einer langen Zeitspanne der Null-Zins-Politik die Rede sei, sagte Lacker. Die jüngsten Wirtschaftsdaten hätten ihn aber zu der Überlegung gebracht, dass die Fed eher früher als später über eine neue Sprachregelung nachdenken sollte. "Es hängt von weiteren noch ausstehenden Daten ab", sagte Lacker.

Die Fed hatte den Leitzins im Kampf gegen die Wirtschaftskrise auf nahezu Null gesenkt. Im März kündigte sie an, den Schlüsselzins noch "eine längere Zeit" außerordentlich niedrig zu halten. Die Notenbanker behielten damit trotz einer Gegenstimme aus den eigenen Reihen die in der Krise geprägte Formel bei, die den Finanzmärkten für eine Reihe von Monaten Ruhe an der Zinsfront signalisiert. Fed-Chef Ben Bernanke sollte sich noch am Mittwoch vor einem Kongressausschuss zu den Wirtschaftsperspektiven in den USA äußern.

Ökonom Ciaran O'Hagan von der Großbank Societe Generale geht davon aus, dass die Fed die Zinsen erst sechs bis neun Monate nach einem Abrücken von der bisherigen Niedrigzins-Formulierung erhöhen wird: "Letztlich wird sich die Fed bei der Entscheidung von den Langzeitperspektiven für die Wirtschaft und die Inflationserwartungen leiten lassen."

Die in der Krise stark eingetrübte Lage am Arbeitsmarkt hat sich noch nicht durchgreifend gebessert: Die Arbeitslosenrate lag im März bei 9,7 %. Fed-Vizechef Donald Kohn hatte jüngst gesagt, die nur schleppend anlaufende Konjunkturerholung rechtfertige sehr niedrige Zinsen über einen längeren Zeitraum.

Schließlich sei der Arbeitsmarkt noch extrem schwach, und auf absehbare Zeit stelle die Inflation kein Problem dar. Daher könne die Notenbank keinen klaren Zeitplan vorlegen, wann die Zinssätze wieder auf Normal-Niveaus zurückkehren.

Die Fed hatte im Kampf gegen die Krise die Finanzmärkte mit Geld geflutet, der Leitzins liegt auf einem Rekordtief von null bis 0,25 %. Sitzungsprotokollen zufolge hat sie allerdings im März eine erneute Verteuerung der Notkredite für Banken diskutiert.

Einige Direktoren setzten sich für einen Anstieg des Diskontsatzes auf einen Prozentpunkt ein, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Mitschriften eines Treffens Mitte des vergangenen Monats hervorgeht. Im Februar hatte die Fed den Diskontsatz von 0,5 auf 0,75 % angehoben und dies mit einer Verbesserung der Lage an den Finanzmärkten begründet.

Vertreter der Fed haben in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass ein Anstieg des Diskontsatzes nicht als eine Straffung der Geldpolitik zu verstehen sei und sich die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen nicht erhöhen würden.

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