Worst Case: Austro-Banken verpulvern 69 Mrd. Euro im Osten

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Die Experten von Credit Suisse (CS) sehen, dass sich im Markt Sorgen bezüglich der Zahlungsfähigkeit des österreichischen Staats wieder etwas gelegt haben, was die Ostrisiken betrifft. Allerdings: "Der Bankensektor birgt Risiken aufgrund der Ausrichtung nach Osteuropa." Nach kritischen Äußerungen des Nobelpreisträgers Paul Krugman mussten im Frühjahr sogar Regierung und Notenbankspitze zur Beruhigung ausrücken.

Credit Suisse hat diverse Szenarien durchgerechnet, mit welchen Kreditausfällen die österreichischen Banken im Osten zu rechnen haben und welche Abschreibungen damit verbunden wären. Im "Basisszenario" beziffern die Experten der Schweizer Großbank den Abschreibungsbedarf mit 15 Mrd. Euro - das wäre durch das derzeitige Banken-Paket ("Maßnahmenpaket") abgedeckt.

"Stressszenario": 38 Mrd. Euro Verlust

Im "Stress-Szenario" geht Credit Suisse davon aus, dass es 38 Mrd. Euro werden. Bei Ausfallsraten analog zu den Krisen der 1990er Jahre in Osteuropa ("Russlandkrise") sieht Credit Suisse den Abschreibungsbedarf der österreichischen Banken für Kredite in Osteuropa bei 69 Mrd. Euro.

Die von der Finanzkrise und Rezession getroffenen europäischen Banken hätten laut CS erst ein Drittel der erwarteten Abschreibungen realisiert, etwa im gleichen Ausmaß ihr Kapital gestärkt. Die Amerikaner sind bei den vollzogenen Abschreibungen schon weiter.

In der Region Zentral/Osteuropa deuten die "vorlaufenden" Wirtschaftsindikationen auf eine Bodenbildung der Wirtschaft hin. Im ersten Quartal sei das BIP in der Region auf minus 3 bis minus 4 Prozent zurück gefallen. Im zweiten Quartal erwartet CS nur eine leichte Verbesserung. In Österreich hätten sich die Frühindikatoren stabilisiert.

Schwach bleiben dürften in der Region die Liquiditätskennzahlen, die weiterhin eine starke Abhängigkeit von den internationalen Finanzmärkten andeuteten. Eine wichtige Refinanzierungsquelle sei das grenzüberschreitende Kreditgeschäft gewesen, wobei eine "beiderseitige Abhängigkeit" zwischen Ost- und Westeuropa entstanden sei.

RI drohen Milliarden-Abschreibungen

Die Experten der Royal Bank of Scotland (RBS), die 2008 mit einem Minus von 27 Mrd. Euro den größten Verlust der britischen Wirtschaftsgeschichte gebaut hat, warnen unterdessen Anleger vor dem Kauf von Aktien der Raiffeisen International (RI), weil die österreichische Bank ein erhöhtes Kredit-Ausfallsrisiko in Osteuropa habe. "Zuviel Russland, zuviel Ukraine", befinden die Analysten.

Besser positioniert ist nach Ansicht der Analysten der RBS-Tochter ABN Amro die Erste Group, weil sie mit nur 15 Prozent der gesamten Kreditforderungen ein geringeres Exposure in Krisenregionen - insbesondere Russland und Ukraine - habe. Für Aktien der Ersten gaben die Analysten deshalb die Empfehlung "halten" ab.

Die ungarische OTP ist zwar in einem weit höheren Maß in Osteuropa engagiert - mit 65 Prozent der Kreditvergaben in der GUS und in Ungarn - sie wird aber als kapital- und ertragsstärker eingeschätzt und könnte Kreditausfälle daher besser verkraften, meinen die Experten. Ihre Empfehlung für OTP-Aktien lautet daher "kaufen". Die kumulierten Kreditausfälle der Ersten in den Jahren 2009 bis 2011 werden von den Analysten auf 4,7 Prozent geschätzt, jene von RI auf 10,1 Prozent und OTP wird demnach 15,7 Prozent des verliehenen Geldes nicht wiedersehen.

Im schlimmsten Fall könnte RI von den 25 Mrd. Euro an Kreditforderungen in den Krisenregionen - Russland, Ukraine, Rumänien und Ungarn - 17 Prozent (4,25 Mrd. Euro) verlieren, so die Schätzung. Die Erste hat in diesen Regionen mehr als 18 Mrd. Euro an Krediten ausständig und könnte ein Zehntel davon verlieren. Die OTP hat dort ebenfalls gut 18 Mrd. Euro an Kreditforderungen und könnte im schlimmsten Fall 12 Prozent davon abschreiben müssen.

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