Wüstenrot ist im Vorjahr tief in die roten Zahlen gerutscht: Die Bausparkasse samt Auslandstöchtern hat 2008 ein negatives Ergebnis (EGT) von 211 Mio. Euro geschrieben, berichten die "Salzburger Nachrichten". Zusammen mit dem bereits bekannten negativen EGT der Versicherungsgruppe von rund 70 Mio. Euro summiert sich das zu einem Vorsteuerverlust von mehr als 281 Mio. Euro. Der Jahresfehlbetrag im Konzern wird mit 284 Mio. Euro ausgewiesen.
Die Bausparkasse hat im Vorjahr bei ihren Finanzanlagen Totalausfälle in Höhe von 73 Mio. Euro hinnehmen müssen. Es handelte sich dabei um Investments bei Lehman Brothers, Washington Mutual und in Island. Zudem mussten laut Finanzvorstand Andreas Grünbichler Vorsorgen von 87 Mio. Euro getroffen werden. Außerdem wurden Rücklagen von 78 Mio. Euro gebildet.
Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Passer geht davon aus, dass heuer wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Im ersten Halbjahr hat die Wüstenrot-Versicherung laut Grünbichler ein positives Ergebnis von 4,2 Mio. Euro erreicht, die Bausparkasse eins von 1,6 Mio. Euro.
Operativ, so betont Riess-Passer, sei im Vorjahr in der Bausparkasse ein Gewinn von 24 Mio. Euro erzielt worden. Weil Wüstenrot das operative Bauspargeschäft 2008 in die neue Wüstenrot-Bausparkasse abgespalten hat, weist die Bilanz der Bausparkasse ein positives EGT von 3,4 Mio. Euro auf.
Totalausfälle wegen Lehman, Washington Mutual und Island
Dass die Bausparkasse riskant veranlagt habe, weist Riess-Passer strikt zurück. Die Lehman-Veranlagungen hätten als bombensicher gegolten, ebenso jene bei Washington Mutual. Die Konsequenz aus den Verlusten laute jedenfalls: Wüstenrot wird den Fokus wieder auf das Bauspar- und Versicherungsgeschäft legen. Den Veranlagungsbereich werde man als "Ergänzung" betrachten, verspricht CFO Grünbichler.
Konzern wird umgebaut, Geschäftsstellen-Schließungen
Beim Konzern-Umbau sei die Zusammenlegung der Vertriebsapparate bereits weit fortgeschritten. Die Zahl der Geschäftsstellen von derzeit rund 150 soll etwas reduziert werden. So werden etwa in der Zentrale bisher getrennte Einheiten von Bausparkasse und Versicherung zusammengelegt und die vier Standorte in Innsbruck in einen zusammengeführt. Abgeschlossen sein soll das Programm bis Mitte 2010.
Was das für den Personalstand bedeutet, wollte Riess-Passer nicht quantifizieren, in der Bausparkasse sei der Personalstand seit Jahresbeginn um rund 50 gesunken. Im Frühjahr hatte ein freiwilliger Einkommensverzicht für langjährige Mitarbeiter für Wirbel gesorgt. Die Beschäftigtenzahl bei Wüstenrot liegt derzeit bei 1.800 Personen, davon knapp mehr als 1.000 in der Bausparkasse. Bei der anstehenden Kapitalstärkung der BAWAG P.S.K. werde ein mögliches Mitziehen der im Österreich-Konsortium vertretenen Wüstenrot geprüft.
Die Wüstenrot-Verluste und Veranlagungen, über deren Höhe jüngst auf Basis eines anonymen Schreibens noch Spekulationen kursierten, beschäftigen auch die Politik. Von den Grünen gibt es eine Anfrage an den Bundesrat, die unter anderem auch Vorort-Prüfungen der Nationalbank und Ermittlungen umfasst. Die OeNB-Prüfung habe im im Oktober 2008 keine Gesetzesverletzungen festgestellt, so Riess-Passer im "Kurier". Am Wiener Finanzplatz höre man, dass es sehr wohl ein Ermittlungsverfahren wegen Paragraph 39 Bankwesengesetz (Verletzung der Sorgfaltspflicht durch Mitglieder der Geschäftsleitung) gegeben habe, schreiben die "SN".
Lastenbereinigung ohne Staatshilfe
Inzwischen sickerte auch durch, dass die Bausparkasse Wüstenrot im Spätherbst 2008 - als alle Banken durch ein Stahlbad gingen - der allererste Anwärter fürs Bankenhilfspaket der österreichischen Regierung gewesen wäre. Weder Bund noch Wüstenrot-Eigentümer waren darauf erpicht. Deshalb sei mit zum Teil beträchtlichen Eigentümerhilfen, dank Rücklagen und kompliziertem Konzernumbau (Zusammenlegung Versicherung/Bausparkasse) eine Lastenbereinigung ohne Staatshilfe erfolgt.
Relativ überraschend war im April als neuer Finanzvorstand bei der Wüstenrot Versicherung sowie bei der Wüstenrot Bausparkasse Andreas Grünbichler berufen worden. Grünbichler hatte in der angeschlagenen Constantia Privatbank, in die er als Sanierer geholt worden war, gerade erst drei Monate seine Vertragsverlängerung in der Tasche. Nun sollte er also bei Wüstenrot aufräumen, wurde seither gemunkelt. Grünbichler war für den Einsatz als neuer Wüstenrot-CFO Wunschkandidat der einen oder anderen Großbank. Er war von 2001 bis 2004 Vorstand der FMA gewesen.