Bawag-Totalverlust

Zwettler half Flöttl beim Schätzen der Bilder

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Die Gemäldesammlung des Spekulanten Wolfgang Flöttl sollte den Totalverlust 1998 abdecken.

Zur Unterzeichung der "Pariser Verträge" im Herbst 1998 zur Fortführung der Spekulationsgeschäfte mit dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl ist auch der damalige Vorstand Johann Zwettler angereist. Laut Aussage des damaligen Generalsekretärs Peter Nakowitz haben Zwettler und Flöttl die Gemäldesammlung gemeinsam durchgesehen und eine Preisliste erstellt.

"Von-Bis-Liste"
Flöttl hatte die Bilder um 223 Mio. Dollar angekauft. Nun lassen sich solche Werke aber nicht mit Fixpreisen kategorisieren. Also haben die beiden laut Nakowitz eine handschriftliche "Von-Bis-Liste" erstellt. Demnach hätte die Sammlung insgesamt auch um 850 Mio. Dollar veräußert werden können. Kunstexperten wollte man aus Geheimhaltungsgründen nicht hinzuziehen.

"Kunstexperte" Zwettler
Flöttl wollte nach eigenen Angaben die Gemälde nicht so hoch bewerten. Vielmehr soll sich Zwettler bemüht haben, die Preise hinaufzuschrauben. Richterin Claudia Bandkon-Ortner hat Zwettlers Kompetenz in Kunstsachen in Frage gestellt. Erst am Dienstag hatte der Banker das "Porträt von Dr. Gaschet" Picasso zugeschrieben, es stammt aber von Vincent van Gogh.

Bawag-Vorstand fühlt sich getäuscht
Der gesamte ehemalige BAWAG-Vorstand fühlt sich jetzt von Helmut Elsner hinters Licht geführt. Die Vorstände waren durch seine Behauptungen davon ausgegangen, dass der erste Totalverlust durch Flöttls Vermögen ausgemerzt sei. Tatsächlich waren seine Werte (darunter eben die Bildersammlung) aber weit darunter gelegen.

1 Mrd. versus 300 Mio.
Flöttl hatte Ende Oktober 1998 639 Mio. Dollar an Bawag-Geldern verloren. Um weiter spekulieren zu können, hatte ihm die Bank einen Betriebsmittelkredit von 80 Mio. Dollar gewährt und ein Neuinvestment von 250 Mio. getätigt. Alles in allem also rund 1 Mrd. Dollar. Sein Vermögen hat nur einen Bruchteil betragen. Die Gemäldesammlung war 223 Mio. Dollar wert, die Liegenschaft auf den Bermudas 21 Mio.

Elsner gegen Flöttl
Der frühere Banken-Chef will niemanden getäuscht haben. Er hat vor dem Schöffengericht ausgesagt, er hätte sich diese Werte ja nicht ausgedacht. Vielmehr habe er sich auf Flöttls Darstellung verlassen. Flöttl seinerseits hat daraufhin Elsner widersprochen. Er habe niemals Werte bestätigt, so der Spekulant, es wäre völlig wahnsinnig gewesen, am 26. Oktober 1998 zu sagen, "ich habe Kunst im Wert von 600 bis 800 Millionen Dollar!"

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