Studie

Antibiotikatag: Jährlich 1,3 Millionen Tote durch resistente Erreger

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Weltweit waren im Jahr 2019 etwa 1,3 Millionen Todesfälle direkt auf gegen Antibiotika resistente Erreger zurückzuführen.

Bis 2050 könnten sogar jedes Jahr zehn Millionen Menschen durch resistente Keime sterben, wenn nichts unternommen wird. Dieses Phänomen wird auch als "stille Pandemie" bezeichnet, machte Gesundheitsminister Johannes Rauch am Freitag zum Europäischen Antibiotikatag aufmerksam. In Österreich gibt es einen Nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz.

Antibiotika haben die therapeutischen Möglichkeiten bakterieller Infektionskrankheiten in der Human- und Tiermedizin gleichermaßen revolutioniert. Allerdings trägt jede Anwendung, auch wenn medizinisch gerechtfertigt, zur Entwicklung von antimikrobiellen Resistenzen bei. Das kann dazu führen, dass Arzneimittel nicht mehr wirken und die Behandlung gegen manche bakterielle Krankheitserreger schwer oder unmöglich wird, wurde in einer Aussendung des Ministeriums erläutert.

"Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt hängt untrennbar zusammen", verwies Rauch auf den sogenannten "One Health"-Ansatz. "Wir müssen daher in der Tierhaltung, aber auch in der Behandlung von Krankheiten beim Menschen weg vom übermäßigen und falschen Einsatz von Antibiotika."

Der Nationale Aktionsplan hat laut der Aussendung bereits "zu greifbaren Erfolgen geführt". Das Auftreten von MRSA - einem gefürchteten Krankenhauskeim - ist seit mehreren Jahren rückläufig und Österreich stehe mit einer MRSA-Rate von 3,9 Prozent im Jahr 2021 im internationalen Vergleich "sehr gut da". Im Bereich Veterinärmedizin gebe es einen Rückgang der Antibiotika-Vertriebsmengen 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 von 10,5 Prozent.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatte am Vortag von rund 35.000 Todesfällen pro Jahr im EU/EWR-Gebiet durch antibiotika-resistente Bakterien berichtet. In Österreich starben im Jahr 2020 laut der Schätzung 266 Personen durch Antibiotika-Resistenzen.

An der nächsten Generation von Antibiotika, die mit neuen Wirkmechanismen multiresistente Bakterien in Schach halten sollen, wird zwar geforscht, aber der Erfolg lässt auf sich warten, informierte der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) in einer Aussendung. Zum Einsatz dürfen sie nur sparsam kommen, etwa als Reserve für den Notfall. Dabei ist ihre Entwicklung ebenso komplex wie kostenintensiv. "Langfristig gesehen, werden innovative Anreizmodelle notwendig sein, um die Forschung zu stimulieren", empfahl Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog in Richtung der Politik.

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