Erkennen menschliche Handlungen

Forschung: Hunde erdulden menschliche Tollpatschigkeit eher als Foppereien

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Hunde zeigen mehr Geduld, wenn sich Menschen beim Füttern ungeschickt oder unvermögend anstellen, als wenn sich jene unwillig zeigen und die Vierbeiner necken, berichten Forscher des "Clever Dog Labs" an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Die Tiere können demnach die Absichten hinter menschlichen Handlungen erkennen und reagieren entsprechend. Die Verhaltensstudie wurde in der Fachzeitschrift "Proceedings B" der britischen Royal Society veröffentlicht.

"Es ist bekannt, dass Hunde menschliche Handlungen, Signale und Gesichtsausdrücke genau beobachten", schrieben die Forscher um Christoph Völter und Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Wien. Sie leben seit Jahrtausenden mit Menschen zusammen und verstehen dadurch zum Beispiel Zeigebewegungen viel eher als Schimpansen. Es war aber unklar, ob sie die jeweiligen Absichten der Menschen erkennen, oder reihenweise Verhaltensweisen gelernt haben, um adäquat auf verschiedenste menschliche Handlungen zu reagieren.

Die Forscher beobachteten im "Clever Dog Lab" wiederum genau die Reaktionen von 96 Hunden gegenüber Menschen, die sie mit Wurstscheiben fütterten. Die Zweibeiner stellten sich dabei unterschiedlich an. Manchmal ließen sie die Leckereien so ungeschickt fallen, dass die Vierbeiner sie nicht erreichen konnten. Manchmal hielten sie ihnen die Wurst vor die Nase und zogen sie dann rasch wieder weg. Manchmal versuchten sie diese durch eine Plexiglasscheibe zu drücken. Auf diese "Tollpatschigkeit", "Neckerei" und das "Unvermögen" reagierten die Hunde unterschiedlich, berichten die Forscher.

Wenn die Hunde geneckt wurden, wandten sie öfter den Blick ab, legten sich frustriert hin oder liefen zu ihren Besitzern, als wenn die Verhaltensforscher sich bloß ungeschickt anstellten. Am wenigsten mitansehen konnten die Hunde offensichtlich, wenn die Zweibeiner sich absolut unfähig zeigten und die Wurst durch die Scheibe quetschen wollten.

"Unsere Studie liefert Beweise dafür, dass Hunde zwischen oberflächlich ähnlichen menschlichen Handlungen unterscheiden, die zum gleichen Ergebnis führten, sich aber in Bezug auf die zugrunde liegenden Absichten deutlich voneinander unterschieden", so die Forscher. Es gab in den Versuchen zunächst also kein Futter für die Vierbeiner, die Gründe dafür waren aber unterschiedlich (Ungeschicklichkeit, Unwillen, Unfähigkeit).

"Die Hunde verhielten sich so, als würden sie die zugrunde liegenden Absichten verstehen, indem sie zum Beispiel länger auf das Eintreffen des Futters beim ungeschickten als beim neckenden Menschen warteten", erklären sie. Sie zeigen demnach mehr Geduld mit ungeschickten Menschen, als mit ungehörigen. Die Geduld der Vierbeiner wurde schließlich von den Forschern belohnt: Als positiven Abschluss bekam jeder Hund zwei Leckereien ohne Foppereien.

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