Vielflieger kennen das Problem nur zu gut: Man tritt eine Fernreise mit dem Flugzeug an, erreicht unbeschadet und pünktlich die Zieldestination, was man aber nicht vom eigenen Gepäck behaupten kann.
Was anfänglich primär ein unangenehmes Ärgernis darstellt – man sitzt ohne frische Socken und Unterwäsche am Urlaubsort der Wahl fest – kann sich zu einem zeit- und nervenaufreibenden Fiasko mausern. Mitunter vaporisieren sich Koffer und Inhalt auch scheinbar komplett und man kann seinem Hab und Gut Adé winken.
Anleitung beim Kofferverlust
Der Klassiker: Man selbst erwischt den Anschlussflug, aber der Koffer nicht.
1. Melden Sie den Verlust sofort der Gepäckermittlung (Lost Luggage) am Airport
Dort füllen Sie ein Formular aus („Property Irregularity Report“), machen Angaben zum Fehlenden, hinterlassen Ihre Daten (Telefon, Hotel, Lieferanschrift).
Meist wird Ihr Gepäck am nächsten oder übernächsten Tag zugestellt, wegen Abfertigungsproblemen aktuell manchmal später.
2. Melden Sie den Verlust der Fluggesellschaft bzw. bei einer Pauschalreise den Veranstalter oder Reiseleiter
Für dringenden Ersatz wie Unterwäsche und Toilettenartikel steht Ihnen grundsätzlich eine Entschädigung zu (Belege sammeln). Auf einer Pauschalreise stehen Ihnen pro Tag ohne Ihr Gepäck fünf bis 30 Prozent vom Tagesreisepreis zu.
Sollte das vermisste Gepäckstück gar nicht mehr auftauchen, so beträgt die maximale Entschädigung laut Verbraucherzentrale pro Fluggast 1400 Euro.
Wann lohnt sich der Anwalt?
Erstens: Wenn ihr Koffer offiziell als verloren gilt, also nach 21 Tagen. Zweitens: Wenn Sie trotz Einhaltung aller Formalien keine entsprechende Entschädigung von Fluggesellschaft/ Reiseveranstalter erhalten haben. Wichtig ist hierbei: Auch wenn Sie klar im recht sind, kostete ein Rechtsstreit Zeit, Nerven und vor allem Geld – oftmals mehr als den Gegenwert des Verlorenen. Und im absoluten schlechtesten Fall bleiben Sie zusätzlich auf den Verfahrenskosten sitzen.
Im Falle einer Rechtsschutzversicherung: Checken Sie dennoch vor Einschalten eines Anwalts die Konditionen und Ihre Eigenbeteiligung, bitten Sie die Versicherung telefonisch um eine (in der Regel kostenlose) Ersteinschätzung.
Welche Versicherungen greifen?
- Spezifische Reisegepäckversicherungen zahlen sich in der Regel kaum aus. Die maximale Entschädigung ist oft gedeckelt. Die Konditionen sind umfangreich, realitätsfern, greifen im Notfall nicht.
- Viele Haushaltsversicherungen zahlen bei Diebstahl aus Hotelzimmer und Ferienapartment, allerdings nicht für den Verlust von Gepäcksstücken auf der Reise.
- Bei vielen besseren Kreditkarten (z. B. „Gold“, „Platin“, insbesondere American Express) ist mit der Zahlung der Jahresgebühr automatisch umfangreicher Gepäckschutz eingeschlossen. Dieser wird aber nur geltend, wenn Flug oder Reise auch über die Karte gezahlt wurden.
Weitere Tipps zur Koffersicherung
- Vor der Abreise Fotos von Gepäckstück und Inhalt machen.
- Nonstop-Flüge buchen – besonders beim Umladen gehen Koffer verloren.
- Wertgegenstände (Geld, Laptop, Kamera etc.) sowie wichtige Medikamente sollten im Handgepäck transportiert werden
- Name und Kontaktdaten gut sichtbar am Koffer anbringen und nochmals auf einem Zettel im Koffer vermerken.
- Anschaffung eines Mini-Trackers, etwa ein Airtag (kostet etwa 35 Euro, für iPhone). Über eine App kann das verschollene Gepäckstück dann weltweit auf einige Meter genau geortet werden.
