EU-Arzneibehörde EMA entscheidet morgen über den Impfstoff von AstraZeneca.
Wien/Amsterdam. Kollabiert Österreichs Impfkampagne? Sollte die EMA morgen, Donnerstag, wie ein gutes Dutzend EU-Länder einen Stopp über AstraZeneca (AZ) verhängen, fehlen Österreich Millionen Impfdosen. Allein bis zum Sommer sind 1,2 Millionen Dosen des britisch-schwedischen Konzerns eingeplant. Insgesamt sind bei AZ 5,8 Millionen bestellt. 220.000 sind verimpft, das heißt: Am Ende geht es um fast 5,6 Mio. Dosen. Allerdings: Zumindest am Dienstagnachmittag hielt die EMA an ihrer Haltung fest, dass das Briten-Vakzin sicher ist.
Thrombosen. Dänemark hat AZ schon vor einer Woche wegen Blutgerinnungsstörungen gestoppt. Auch in Österreich wurden ähnliche Fälle beschrieben, wobei es einen Todesfall in Zwettl (NÖ) gab, der im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung stand (s. u.). Zuletzt sind in Deutschland (bei 1,5 Mio. Impfungen) sieben Thrombosen in Hirnvenen aufgetreten, drei Menschen sind daran gestorben. Noch bevor ein Zusammenhang belegt wurde, hat das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag AZ gestoppt – was dann den Domino-Effekt in halb Europa auslöste.
Impfgremium beriet. Österreichs Impfgremium beriet zwar auch am Mittwochabend. Zunächst setzte man aber aufs Weiterimpfen – und auf einen weiteren Bericht der EMA, der eben für morgen erwartet wird. Astra wird also weiter verimpft – nur im Burgenland nicht. Hier wird es zwei Wochen lang keine AZ-Impfung geben: Man habe es nicht auf Lager, weil man alles verimpft habe.
Impfstopp überzogen? Die meisten Experten halten den Impfstopp für überzogen: Der deutsche Immunologe Carsten Watzl erklärte zwar, es sei möglich, dass die Impfung in sehr seltenen Fällen eine Autoimmunreaktion auslösen kann. Im konkreten Fall sei das aber „reine Spekulation“.
Ist Impfen gefährlich? Ist also das Risiko geringer als bei so manchen Medikamenten: Bei der „Pille“ wird mit 1.000 Thrombosen auf 1 Mio. Patienten gerechnet, bei AZ sind nur es 6. Allerdings sind das offenbar wesentlich ernstere Erkrankungen.