Coronavirus

Asyl-Corona-Skandal: Innenminister kritisiert Wiener SPÖ

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Nach Auffliegen von 100 Corona-Fällen durch infizierte Migranten in  Postverteilzentren bei Wien sind viele Österreicher besorgt. Der Innenminister: "Ohne Zusammenarbeit droht ein Flächenbrand."

"Die Stadt Wien muss mit der Exekutive endlich zusammenarbeiten", bietet Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) jetzt erneut der Wiener Stadtregierung an, die Befolgung der verhängten Heimquarantäne auch mit Kräften der Exekutive zu kontrollieren. Bisher (oe24 berichtete) finden keine Überprüfungen statt. Nehammer: "Wie die Ausbreitung der Corona-Infektion in den Postverteilerzentren zeigt, müssen alle Leiharbeiter und die Asylberechtigten sofort in Quarantäne, die dann auch eingehalten werden muss. Wenn wir die Infektionsketten jetzt nicht durchbrechen, droht ein Flächenbrand." Schon jetzt hätte Wien mit mehr als 600 aktiv Infizierten vier Mal so hohe Infektionszahlen wie andere Bundesländer.

Der Innenminister nennt im Gespräch mit oe24 auch konkret einen möglichen Fehler der Wiener Stadtregierung: "Das war sicher zu wenig, den somalischen Asylberechtigten einfach einen Zettel mit dem Bescheid der Heimquarantäne in die Hand zu drücken und sonst nichts zu machen." Die infizierten somalischen Migranten wären dann wieder neben anderen Leiharbeitern im Sammelbus zu den Postverteilzentren gebracht worden - das Ergebnis ist bekannt: Mittlerweile sind mehr als einhundert Menschen mit dem Coronavirus angesteckt.

"Ich habe dem Wiener Bürgermeister mehrmals Hilfe beim Containment angeboten, um das Virus einzugrenzen. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, diese anzunehmen. Wir müssen zusammenarbeiten", mahnt der Innenminister. Dazu kam bereits als erste Stellungnahme aus dem Wiener Gesundheitsressort: "Nachdem die Migranten in einer Asyleinrichtung des Bundes untergebracht waren, ist es wohl mehr die Aufgabe des Innenministeriums, für die Sicherheit zu sorgen. Unsere gezielten Testungen haben diesen Cluster in den Postverteilzentren erst aufgedeckt." Aus dem Innenministerium wird dazu angemerkt, dass das Haus Erdberg "sicher nicht" eine Bundeseinrichtung sei, die Stadt Wien wäre eindeutig zuständig, die Caritas betreibt diese Einrichtung.

Hacker: Hagenbrunn wohl "Auslöser" für Corona-Cluster

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am Sonntag eine erste Analyse des aktuellen Clusters an Coronavirus-Infektionen präsentiert. Laut dem Ressortchef deutet alles darauf hin, dass das Postzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn bzw. die Leiharbeitsfirmen Auslöser waren. Nur zehn Prozent der Wiener Betroffenen wiesen offenbar Symptome auf.
 
"Es zeigt alles nach Hagenbrunn", sagte Hacker im Gespräch mit der APA. Dies habe die genaue Betrachtung der jüngsten Zahlen - viele der in Hagenbrunn tätigen Arbeiter leben in Wien - ergeben. Leiharbeit sei offenbar diesbezüglich ein großes Problem. Mit Flüchtlingen habe dies nichts zu tun. Denn die meisten Fälle etwa in der Unterkunft in Erdberg ließen sich auf die Post-Verteilzentren zurückführen - und nicht umgekehrt.
 
Laut Stadt Wien sind offenbar aus Erdberg vor allem Personen betroffen, die als Leiharbeiter bei der Post tätig waren bzw. in weiterer Folge Personen, zu denen sie Kontakt hatten. Von mehr als 1.000 Tests in verschiedenen Asyl-Einrichtungen waren nur knapp 40 (davon vier Betreuungspersonen, Anm.) positiv. Dabei sei ein Konnex in Sachen Leiharbeit erkennbar gewesen, hieß es. Der Großteil der betroffenen Leiharbeiter seien zudem keine Flüchtlinge, wurde versichert.
 
Der Cluster in Sachen Post sei erkannt worden, weil Wien genauer hinschaue: "Wir bringen Licht in den Schatten." Dabei habe man entdeckt, dass nur zehn Prozent der Fälle symptomatisch waren. Beim Rest sei die Infektion offenbar sehr leicht verlaufen. Dies sei eine neue Erkenntnis, versicherte Hacker. Man stehe vor keinem neuerlichen "Ausbruch", sondern die gestiegenen Zahlen ergäben sich daraus, dass punktuell sehr intensiv untersucht werde.
 
"Vergleichbares würde man in ganz Österreich finden", zeigte sich der Ressortchef überzeugt. Nötig sei darum nun auch, mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in eine Diskussion zu treten. Es werde eine Debatte über die statistischen Zahlen geben müssen.
 
Die Kritik von FPÖ und ÖVP wertete er als "Wien-Bashing" im Wahlkampf. In diese Diskussion wolle er sich nicht hineinziehen lassen: "Weil mir das zu blöd ist." Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wolle wohl ablenken von Niederösterreich, "wo die Infektionszahlen ansteigen sowie von seiner glorreichen Rolle in Ischgl".
 
Die Unterstützung der Gesundheitsbehörden sei überdies die gesetzliche Verpflichtung der Exekutive, gab er zu bedenken. Man nehme diese Hilfe bereits in Anspruch. Contact-Tracing durch die Kriminalpolizei sei jedoch nicht nötig, versicherte er. "Der Innenminister soll sich viel mehr Sorgen machen, dass an der Grenze nicht kontrolliert wird." Offenbar sei es etwa möglich, dass Personen aus Kroatien ohne Kontrollen einreisen, berichtete Hacker.
 
Er plädierte darüber hinaus auch für eine Diskussion über Leiharbeit. Denn auch die Post - auch wenn deren Verteilzentren nun stark betroffen seien - sei nicht unmittelbar dafür verantwortlich zu machen. Vielmehr sei es ein Problem, dass Personen, die als "neue Selbstständige" auf Abruf arbeiten würden, sozial nicht abgesichert seien.
 

Asyl-Skandal um über 100 Corona-Fälle bei Post

"Die Situation ist in höchstem Maße dramatisch“, berichtet ein hochrangiger ­Insider der Post AG. Die zwei größten Logistik- und Verteilzentren der heimischen Post in Ostösterreich – Hagenbrunn und Wien-Inzersdorf – sind seit Freitag völlig lahmgelegt. Mittlerweile türmen sich bereits 250.000 Pakete, die nicht mehr ausgeliefert werden können. Jetzt versucht das Bundesheer, einen Notbetrieb aufzubauen, damit die Zustellung wenigstens halbwegs aufrechterhalten werden kann.
 
Hinter dem Chaos in den beiden Post-Logistikzentren verbirgt sich ein Corona-Skandal, der auch die Ursache dafür ist, dass die Infektionszahlen plötzlich wieder ansteigen.
 
Asyl-Corona-Skandal: Innenminister kritisiert Wiener SPÖ
© viyana manset haber
× Asyl-Corona-Skandal: Innenminister kritisiert Wiener SPÖ
 
Wie ÖSTERREICH aus meh­reren internen wie externen Quellen bestätigt bekam, sollen Leiharbeiter, die zur Bewäl­tigung der Zustellung von Onlineprodukten in der Lockdown-Zeit in die Postverteilzen­tren der Ostregion gebracht wurden, die Krankheit an die Standorte nach Hagenbrunn und Inzersdorf gebracht haben.
 
Hilfsarbeiter aus Somalia. Mittlerweile haben Innen- und Gesundheitsministerium begonnen, die Spur der Corona-Infizierten nachzuverfolgen, und sollen auf unfassbare Missstände gestoßen sein:
 
  • Fast alle Infizierten, die das Covid-19-Virus in die Verteilzentren der Post eingeschleppt haben, sollen Schwarzafrikaner aus Somalia sein.
  • Die Hilfsarbeiter wurden an die Post von zwei Leiharbeitsfirmen vermittelt und stammen zum größten Teil aus zwei großen Wiener Asylheimen im 3. und 17. Bezirk.
  • Ein Teil dieser Asylwerber wurde offenbar bereits vor Tagen im Asylzentrum Wien-Erdberg positiv auf Corona getestet, wurde dann in Quarantäne ins Wiener Messezentrum gebracht, ist aus diesem Quarantänezentrum aber dann geflohen, nachdem das Betreuungspersonal gewaltsam bedroht wurde. Diese mehrere Dutzend Asylwerber sind danach untergetaucht und dann von „ihren“ ­Logistikfirmen an den darauffolgenden Tagen, offenbar infiziert, in Bussen zur Arbeit in die Post-Logistikzentren gefahren worden. Dort haben sie dann flächendeckend zahlreiche andere Mitarbeiter angesteckt.
  • Völlig unklar ist, ob die Somalier legal oder illegal in den Post-Verteilzentren gearbeitet haben. Laut Insider jobben sie als „Gewerbetreibende“, also als Ein-Personen-Unternehmen, weil das für Asylwerber legal ist.
 
„Wahlkampf-Bombe“. Im bevorstehenden Wiener Wahlkampf kann diese „Corona-Bombe“ unter Asylwerbern jetzt auch zu einer „Wahlkampf-Bombe“ werden. Vor allem Gesundheitsstadtrat Peter Hacker dürfte massiv unter Beschuss geraten.
 

Alle Mitarbeiter von Verteilzentrum jetzt in Quarantäne

Alarmstufe Rot gibt es im Verteilzentrum Hagenbrunn – hier müssen alle in Quarantäne.
 
Bis Freitagabend wurden alle 371 Mitarbeiter des Post-Verteilzentrums Hagenbrunn auf eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 getestet – einer bzw. mehrere infizierte schwarzafrikanische Leihfirma-Arbeiter sollen das Virus wohl aus einem Flüchtlingsheim an den Logistikstandort gebracht haben (siehe rechts). Am vergangenen Montag wurden 30 Kollegen positiv getestet, am Freitag waren es schon 79.
 
Quarantäne verhängt. Um das Virus einzudämmen und den Weiterbetrieb sicherzustellen, wurde beschlossen, die ganze Belegschaft des Verteilzentrums in Quarantäne zu schicken. Am Samstag wurde unter Polizeiaufsicht eine letzte Schicht gefahren – dann erhielten die Mitarbeiter ein sechssprachiges Infoblatt, auf dem stand, wie sie sich zu Hause „absondern“ sollen.
 
Auch die Bundesheer-Soldaten wurden vor ihrem Einsatz getestet
 
Heer im Einsatz. Gleichzeitig rückte aus Korneuburg die ABC-Abwehrkompanie des Bundesheeres an, um ab Sonntagfrüh das gesamte Gebäude zu desinfizieren. Danach übernahmen 250 Soldaten der Streitkräftebasis (vorübergehend) alle anstehenden Arbeiten – nächtigen sollen sie in einer eigens errichteten Zeltstadt. Am Montag wollen sich Verteidigungsministerin Tanner und Postgeneral Pölzl vor Ort ein Bild von der Lage machen.
 
 
Auch 2. Zentrum betroffen. Im zweiten Verteilzentrum in Inzersdorf erkrankten mindestens 30 Mitarbeiter, Insiderquellen berichten aber schon von bis zu doppelt so vielen. Das Hygienezentrum der Stadt Wien ist hier zuständig.
 
Spur zu Asylheim. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bestätigte die ÖSTERREICH-Story, dass es einen Konnex zwischen den Fällen in den Post-Verteilungszentren und dem geschlossenen Asylheim in Wien-Erdberg gebe – und zwar die Leiharbeitsfirmen. „Fast alle Fälle in Wien hängen an diesem roten Faden“, so Hacker. In diesem Cluster liegt auch der derzeit wegen eines Corona-Falls geschlossene Kindergarten in Wien-Liesing. Die dort positiv getestete Mitarbeiterin ist mit einem der infizierten Leiharbeiter verheiratet.
 
Der Paketzustellung droht ab morgen ein tagelanges Chaos. Und das Gesundheitsministerium zittert vor einer Explosion der Neuinfektionen durch das Asyl-Chaos in Wien.
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