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Coronavirus

Ischgl-Skandal: Akt mit 1.000 Seiten

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Ob Ischgl den Ruf als Virenschleuder in Sachen Covid-19 jemals wieder loswird?

Tirol. Sehr detailliert und umfangreich sei er, wie die Staatsanwaltschaft in Innsbruck bestätigt – der Zwischenbericht der Polizei über die möglicherweise fahrlässig späten Corona-Maßnahmen in den Touristen- und Ski-Hochburgen in Tirol.

1.000 Seiten umfassen die Akten für das Verfahren, dem sich bis jetzt 321 Betroffene, die sich in Tiroler Skiorten mit dem Coronavirus ansteckten, als Opfer angeschlossen haben.

3.927 nach Tirol-Urlaub
an Corona erkrankt

Der Justiz droht jedenfalls ein Mega-Verfahren und dem Land sowie den Verantwortlichen Millionen-Entschädigungen: Laut Verbraucherschutzverein VSV (s. auch Kasten unten) haben sich 5.380 Tirol-Urlauber gemeldet, die sich an einer Sammelklage beteiligen wollen: 75 Prozent von ihnen (also 4.350 Touristen) geben an, in Ischgl Ski fahren und auf ­Après-Ski-Feiern gewesen zu sein. Der Hammer aber ist folgende Zahl: 73 Prozent – das sind 3.927 Menschen – wurden bei der Heimkehr positiv auf Corona getestet.

Offizielles Ermittlungs-
Verfahren noch nicht fix

Die meisten Betroffenen sind mit Heimquarantäne davongekommen, 2,5 Prozent aber landeten im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation. 25 Tiroler Urlauber starben an Covid-19.

Ob das Land, Touristiker und Behörden rechtzeitig reagiert haben, wie regionale Politik beteuert, oder viel zu spät, wie etwa Mails aus Island an Tiroler Betriebe vom 5. März beweisen sollen, damit sind zwei Ebenen beschäftigt:

Zum einen eben die Polizei und Justiz – wobei es wegen des enormen Umfangs der Akten diese Woche noch keine Entscheidung geben wird, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.

Zum anderen ist die Politik gefordert: Eine Untersuchungskommission (aus 7 Mitgliedern) hat den Auftrag, das Tiroler Krisenmanagement zu beleuchten. Landeshauptmann Günther Platter will „sehen, wo es gut oder weniger gut gelaufen ist“.

U-Kommission zu Ischgl jetzt fixiert

Auch auf politischer Ebene stehen jetzt alle Zeichen auf Aufklärung: Die Klubobleute des Tiroler Landtages einigten sich auf eine Untersuchungskommission, die das Coronavirus-Krisenmanagement und insbesondere die Causa Ischgl aufarbeiten soll. Jede Partei nominiert je einen Experten. LH Günther Platter hofft, dass dort „alle Fragen beantwortet werden“.

Mehr als 5.000 infizierte Tirol-Touristen schließen sich Klage an

Die Opfer kommen aus fast allen Ecken der Welt – sogar aus den USA oder Hongkong.

Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck, weil die Behörden die Sperren von Hotels und Pisten hinausgezögert hätten, haben sich bisher 5.380 Tirol-Urlauber beim Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet. Davon kommen 65 Prozent, nämlich 3.680 Betroffene, aus Deutschland. Aber auch aus nahezu jedem anderen europäischen Land sowie aus den USA, Israel, Russland, Singapur oder Hongkong würden Meldungen einlangen. 75 Prozent geben an, in Ischgl auf Urlaub gewesen zu sein – und sich dort angesteckt zu haben.

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