Coronavirus

'Können älteren Patienten nur noch beim Sterben helfen'

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Eine Krankenschwester aus Straßburg schildert ihren Einsatz in der Corona-Krise.

Die Zahl der Todesfälle nach einer Infektion mit dem Coronavirus ist in Frankreich weiter stark gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden habe es 365 neue Fälle gegeben, sagte Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon am Donnerstag in Paris. Damit liege die Zahl nun bei 1.696. Erstmals sei in Frankreich auch eine Jugendliche unter den Todesopfern - die 16-jährige Covid-19-Patientin sei in der Region Paris gestorben, so Salomon.  Den Angaben zufolge befinden sich derzeit 3.375 Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheitsverläufen auf Intensivstationen. Die Zahl der bestätigten Infektionen ist um rund 4.000 Fälle auf 29.155 gestiegen.
 

Zu wenig Beatmungsgeräte

Wie dramatisch die Situation in Frankreich bereits ist, schildert eine Krankenschwester aus Straßburg der katholischen Tageszeitung „La Croix“. „Ich weiß, dass wir keine Patienten mehr annehmen, die über 80 sind“, erzählt Celine.  Die Krankenhäuser im Elsass und Lothringen sind heillos überlastet, alle Intensivbetten belegt. Die Ärzte müssen nun auf „Triage“ setzen, sie müssen eine Reihung der Patienten vornehmen. Weil es an Beatmungsgeräten fehlt, können die Rettungskräfte ältere Infizierte nicht mehr behandeln. Bei über 80-Jährigen kann nur mehr schnelle Sterbehilfe geleistet werden.  
 
'Können älteren Patienten nur noch beim Sterben helfen'
© AFP
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„In meiner Abteilung sind die Patienten zwischen 45 und 72 Jahre alt und es geht ihnen, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht gut“. Die Patienten wurden intubiert, auf den Bauch gelegt und in ein künstliches Koma versetzt. „Patienten über 80 können nicht mehr intubiert werden, weil uns einfach die Beatmungsgeräte fehlen“, berichtet Brigitte Klinkert, Präsidentin des französischen Departements Haut-Rhin. Man habe nun Deutschland um Hilfe gebeten. 
 

Horror in Altersheimen

In Frankreich beschäftigt sich eine Ehtikkommission mit der Frage, nach welchen Kriterien man Patienten reihen soll. Dass dies häufig nur nach dem Alter geschieht, stößt auch auf Kritik. „Das ist unsere Angst, unser Albtraum und total unvorstellbar“, so Philippe Juvin vom Pariser Krankenhauses Pompidou.
 
Besonders schlimm ist die Situation in Altersheimen. Ältere Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, werden nicht mehr in Krankenhäuser gebracht. Da sie von ihren Angehörigen auch nicht besucht werden dürfen, sterben sie völlig allein. 
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