Coronavirus

Altersheime: Experten warnen vor verfrühtem Optimismus

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Obwohl Todesfälle deutlich gesunken sind, zeige sich kein Effekt der Imofungen.

Infektionen und Todesfälle mit dem Coronavirus sind in den Altenheimen zuletzt deutlich gesunken. Während Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Ländervertreter den Rückgang auf die seit Jänner laufenden Impfungen zurückführen, warnen von der APA befragte Experten vor voreiligen Schlüssen. Denn der Rückgang folgt im Wesentlichen dem allgemeinen Infektionsverlauf. Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht daher noch keine eindeutigen Effekte der Impfung.
 
Laut der APA vorliegenden Zahlen des Gesundheitsministeriums sind sowohl die Corona-Infektionen in den Alten- und Pflegeheimen als auch die Todesfälle nach einer Infektion seit dem Höchststand im Dezember deutlich gesunken. So wurden in der ersten Dezemberwoche 2.514 Infektionen bei Bewohnern und Pflegepersonal registriert. Zwei Wochen später gab es auch bei den Todesfällen den bisherigen Höchststand von 376 in einer einzigen Woche. Mittlerweile sind beide Werte stark zurückgegangen: In der letzten Februarwoche gab es nur noch 194 neue Infektionen und 47 Todesfälle nach einer Covid-Infektion.
 

Positive Zahlen

Sowohl Anschober als auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) haben die positive Entwicklung zuletzt mit der Corona-Schutzimpfungen begründet. Immerhin sind die Alten- und Pflegeheime ein Schwerpunkt der laufenden Impfkampagne.
 
Tatsächlich geben die Zahlen Anlass zu Optimismus. Denn während der Rückgang der Infektionen und Todesfälle in Pflegeheimen und in der restlichen Bevölkerung seit Dezember parallel erfolgt ist, hat der Anstieg der Infektionen in der Gesamtbevölkerung zuletzt zu keinem entsprechenden Anstieg der Infektionen in den Pflegeheimen geführt.
 

Keine voreiligen Schlüsse

Dennoch warnen von der APA befragte Experten vor voreiligen Schlüssen. So weist Melanie Zechmeister vom Team des Simulationsforschers Niki Popper darauf hin, dass die Infektionszahlen in den Altenheimen auch im Herbst erst mit einer drei- bis vierwöchigen Verzögerung gestiegen sind. Bei den Todesfällen wird diese Verzögerung besonders deutlich: hier folgte der Anstieg der Corona-Toten in den Alten- und Pflegeheimen im November und Dezember dem Anstieg außerhalb der Heime mit zwei bis drei Wochen Verzögerung.
 
Auch aus den allgemeinen Infektionszahlen lässt sich ein "Impfeffekt" noch nicht herauslesen, betont der Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Covid-Prognosekonsortium auf APA-Anfrage. Seinen Angaben zufolge werden derzeit zwar mehr jüngere als ältere Menschen positiv getestet. Das liegt seiner Einschätzung zufolge aber nicht an den Impfungen, sondern an den vielen Coronatests an den Schulen. Damit geht natürlich eine Abnahme des Anteils an älteren Personen unter den Infizierten einher. "Es gibt hier keine Anzeichen, dass dieser Verdrängungseffekte bei den über 85-Jährigen stärker ist als bei den Altersgruppen, wo noch sehr wenig geimpft wurde", betont Klimek. Das Prognosekonsortium sieht demnach "noch keine eindeutigen Effekte" der Impfung.
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