Coronavirus

Causa Ischgl: Jetzt kommt U-Kommission

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Noch kein Ermittlungsverfahren - Expertenkommission soll am Donnerstag stehen - ''profil''-Story befeuerte Causa erneut.

Innsbruck/Ischgl. Die Aufklärung der Corona-Causa Ischgl spielt sich derzeit auf zwei Ebenen ab - auf jener der Justiz zum einen, und der Politik zum anderen. Der StA. Innsbruck lag am Dienstag der 1.000 Seiten umfassende Zwischenbericht der Polizei vor. Die von den Tiroler Parteien gewollte Expertenkommission soll indes am Donnerstag stehen. Befeuert wurde die Causa zudem durch einen Bericht des "profil".
 
Das Nachrichtenmagazin hatte am Montag in seiner Online-Ausgabe berichtet, dass die Tiroler Behörden bereits am 5. März gewusst haben sollen, in welchen Hotels in Ischgl 14 isländische Touristen genächtigt hatten, die nach ihrer Rückkehr aus Tirol positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Das Magazin berief sich dabei auf ein E-Mail aus Island. Laut "profil" warteten die Behörden daraufhin jedoch noch einen vollen Tag, bis die Isländer auch die genauen Namen der Gäste übermittelten. Erst dann seien anhand dieser Informationen Kontaktpersonen in den betreffenden Hotels ermittelt worden.

Bereits bekannte Argumentation

Seitens der Tiroler Landesregierung blieb man indes bei der bereits bekannten Argumentation, wonach man vom Bund am 5. März über die Isländer informiert worden war. Da keine näheren Daten zur Verfügung standen, habe die BH Landeck noch am 5. März angeordnet, die persönlichen Daten aller Gäste aus Island ab Mitte Februar zu erheben. Über den in Ischgl niedergelassenen Arzt sei zudem geprüft worden, ob Personen aus Island mit grippeähnlichen Symptomen behandelt worden waren. Von insgesamt 90 Isländern seien nur zwei beim Arzt gewesen. Diese beiden habe man kontaktiert und es bestand kein Zusammenhang zu Covid-19. Der Arzt sei außerdem dazu angehalten worden, bei allen Patienten mit entsprechender Symptomatik einen Rachenabstrich durchzuführen.
 
Angesprochen auf den Bericht, verwies Tirols LH Günther Platter (ÖVP) bei einer Videopressekonferenz auf die Aufklärung durch die Expertenkommission. "Ich will sehen, wo ist etwas gut gelaufen und wo ist etwas weniger gut gelaufen", so der Landeshauptmann. Es solle auch beleuchtet werden, ob es Unterschiede in der Handlungsweise zwischen den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften gegeben habe.
 
Ebenjene Kommission nahm unterdessen immer konkretere Formen an. Am Montag hatten sich die Parteien darauf geeinigt, dass die Kommission aus sieben Mitgliedern bestehen soll. Bis Donnerstag soll sie stehen und noch vor dem Sommer mit der Arbeit beginnen.

Politische Verantwortung

Das Urteil schon gefällt hinsichtlich der politischen Verantwortung hat die Tiroler FPÖ: Landesparteichef Markus Abwerzger forderte in einer Aussendung den Rücktritt von ÖVP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg und Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Zudem verlangte er einen Nationalrats-Untersuchungsausschuss zur Covid-19-Pandemie. Auch Liste Fritz-LAbg. Markus Sint sprach sich für volle Transparenz aus und fragte: "Warum hat der Innsbrucker Stadtmagistrat, nach Bekanntwerden erster Corona-Fälle in Innsbruck am 25. Februar, so viel drastischer durchgegriffen, als es die Bezirkshauptmannschaft Landeck bei den Fällen in Ischgl getan hat?"
 
Mit Ischgl beschäftigt war am Dienstag indes weiter die Staatsanwaltschaft Innsbruck. Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung durch den Verbraucherschutzverein (VSV) in der Causa lag der in Auftrag gegebene Zwischenbericht der Polizei vor, sagte ein Sprecher zur APA. In dieser Woche werde es jedenfalls ob des Umfangs keine Entscheidung mehr über die allfällige Einleitung eines offiziellen Ermittlungsverfahrens geben. Allenfalls könne die Polizei vorher noch mit weiteren Erhebungen beauftragt werden.
 
Laut VSV haben sich bis dato übrigens 5.380 Tirol-Urlauber gemeldet, der überwiegende Teil davon aus Deutschland. Der Staatsanwaltschaft lagen 321 infizierte Urlauber vor, die sich als Opfer einem Verfahren anschließen wollen.
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