Coronavirus

Corona kann Glückszentrum im Gehirn attackieren

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US-Forscher haben herausgefunden, dass Sars-CoV-2 die Dopamin-Ausschüttung im Gehirn stoppen kann.

Nach einer Corona-Infektion können neurologische Probleme, wie Gehirnnebel, Konzentrationsschwäche bis hin zu Depressionen auftreten. Noch ist unbekannt, was genau diese Long-Covid-Symptomatik auslöst und ist weiterhin Gegenstand der Forschung.

US-Wissenschafter der Cornell Universität im US-Bundesstaat New York haben nun eine neue Entdeckung gemacht: Sie haben herausgefunden, dass Sars-CoV-2 Nervenzellen infizieren kann, die Dopamin produzieren. Dopamin ist ein Botenstoff, der das Belohnungssystem aktiviert und damit zu positiven Empfindungen wie Lebensfreude und Mut beiträgt. Außerdem fördert er den inneren Antrieb.

In ihrer im Fachmagazin "Cell Stem Cell" veröffentlichten Studie beschreiben die Forscher ihre Erkenntnisse, dass infizierte Neurone die Dopamin-Produktion einstellten und chemische Signale aussendeten, die Entzündungen verursachen. Das führe zur sogenannten Seneszenz. Dabei verlieren die Zellen ihre Fähigkeit, zu wachsen und sich zu teilen.

Ergebnis "völlig unerwartet" gewesen

Für ihre Untersuchung züchteten die Forscher verschiedene Zelltypen aus menschlichen Stammzellen und verglichen die Ergebnisse mit Autopsieproben von infizierten Verstorbenen. Der leitende Autor der Studie, Shuibing Chen, sagt über die Forschungsergebnisse: "Dieses Projekt begann mit der Untersuchung, wie verschiedene Zelltypen in verschiedenen Organen auf eine Sars-CoV-2-Infektion reagieren. Wir haben Lungenzellen, Herzzellen und Betazellen der Bauchspeicheldrüse getestet, aber der Seneszenzweg wird nur in Dopamin-Neuronen aktiviert." Dieses Ergebnis sei also "völlig unerwartet" gewesen.

Die Forschung zeigte außerdem, dass nur etwa fünf Prozent der Nervenzellen, die dem Virus ausgesetzt waren, auch infiziert wurden. "Die Infektionsrate von Dopamin-Neuronen ist nicht so hoch wie die von Lungenzellen, dem Hauptziel des Virus, aber selbst eine kleine Population infizierter Zellen kann möglicherweise schwerwiegende Auswirkungen haben", sagte Chen. Das könnte erklären, dass nicht jeder Mensch, der eine Corona-Infektion durchgemacht hat, auch an neurologischen Long-Covid-Symptomen wie Konzentrationsschwäche und depressive Verstimmungen leidet.

Zahlreiche Faktoren

Weiter unbekannt ist, wie verbreitet die Seneszenz der Dopamin-Neuronen bei Corona-Patienten ist und wie viele Menschen an deren Auswirkungen leiden. Die mit Long Covid verbundenen neurologischen Symptome können von zahlreichen Faktoren gleichzeitig beeinflusst sein. So spielen der Krankheitsverlauf und die genetische Veranlagung des Patienten ebenfalls eine Rolle.  

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