Hotellerie und Gastronomie mit einem Plus von 145 Prozent am stärksten betroffen.
Wien. 562.522 Menschen sind derzeit arbeitslos. So viele wie seit 1946 nicht mehr in Österreich. Die größte Pandemie seit über 100 Jahren hat leider auch die historisch größte Arbeitslosigkeit seit 54 Jahren ausgelöst. Ende März gab es einen Anstieg von 52,5 Prozent von Menschen ohne Beschäftigung im Vergleich zum Vorjahr. Die Regierung hatte sich zwar mit Kurzarbeitszeitmodellen bemüht genau diesen tragischen Anstieg zu verhindern, aber in mehreren Branchen änderte das offenbar wenig:
- Im Handel – bekanntlich mussten Geschäfte abseits von Supermärkten, Drogerien und Lebensmittelgeschäften vor zwei Wochen wegen der Coronavirus-Krise schließen – ist die Arbeitslosigkeit um 34,4 Prozent im Vergleich zum Februar gestiegen. Einige Händler haben freilich auf Kurzarbeit gesetzt.
- Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnet die Hotellerie sowie die Gastronomie mit unfassbaren 145 Prozent.
- Auch das Baugewerbe – obwohl einige Baustellen sehr wohl wieder im Betrieb sind – weist ein Plus von 95 Prozent in der Arbeitslosigkeit auf.
Arbeitslosigkeit im Westen am höchsten
Explosion. Auch die regionalen Unterschiede in Österreich sind enorm. In den westlichen Bundesländern – Tourismus-Hotspots – ist der Anstieg an Arbeitslosen explosionsartig.
Die Coronavirus-Rekordregion Tirol hat einen Anstieg von 174 Prozent in der Arbeitslosigkeit. Tirol steht bekanntlich unter Gesamt-Quarantäne.
In Salzburg liegt der Anstieg bei 112 Prozent. Den geringsten Wert verzeichnet Wien mit 31 Prozent.
Männer stärker betroffen. Männer sind mit 55,4 Prozent plus stärker von der Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen, die aber auch einen Anstieg von 48,7 Prozent verzeichnen. Ausländer sind mit plus 61,2 Prozent stärker betroffen als Inländer (plus 48 Prozent).
ÖGB-Chef fordert jetzt mehr Arbeitslosengeld
Reaktionen. ÖGB-Boss Wolfgang Katzian fordert ein höheres Arbeitslosengeld für Betroffene (70 statt 55 Prozent Nettoersatz vom letzten Gehalt), um weitere akute Härtefälle abzumildern.
AMS-Chef Johannes Kopf meint, das sei eine „noch nie da gewesene Belastungsprobe für das AMS“. Er erwartet, dass die Zahlen noch steigen.
250.000 sind schon in Kurzarbeit beschäftigt
Ausweg. Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck berichteten, dass es 12.596 Anträge für Kurzarbeit geben würde. 250.000 Beschäftigte seien somit in Kurzarbeit. „Kurzarbeit vor Kündigung“, appellierte Aschbacher.