Befunde aus Wuhan in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt – Hätten viele Tote verhindert werden können?
Essen. Bei einer Covid-19-Erkrankung lässt sich anscheinend anhand von zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen, ob ein Patient einen schweren Verlauf oder nur milde Symptome entwickelt. Dies ergibt eine Studie an 40 Covid-19-Patienten im chinesischen Wuhan.
Die Befunde seien in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Ko-Autor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie. Mehrere Medien hatten zuvor über die im Fachblatt "EBioMedicine" veröffentlichte Studie berichtet.
Bei einem der beiden Immunzell-Typen handelt es sich um sogenannte Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8). Sie töten virusinfizierte Körperzellen ab und unterbrechen damit die Vermehrung des Coronavirus. "Wenn die Patienten nur wenige von diesen Zellen haben, haben sie ein hohes Risiko, schwere Symptome wie etwa eine Lungenentzündung oder Gerinnungsstörungen zu entwickeln", erläutert Dittmer.
Der andere Zelltyp sind sogenannte Neutrophile. "Die sind eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Sie können aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken." Demnach wurden in Blutproben mit vielen Neutrophilen nur wenige Killer-T-Zellen gefunden.
Corona-Lage: Lateinamerika ist mit 70.000 Todesopfern Brennpunkt
Lateinamerika entwickelt sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Coronavirus-Brennpunkt. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters vom Donnerstag sind in der Region über 70.000 Menschen dem Virus erlegen.
Das am stärksten betroffene Land ist Brasilien: Offiziellen Angaben zufolge sind 40.000 Todesfälle verzeichnet, die dritthöchste Zahl an Todesopfern weltweit nach den Vereinigten Staaten und Großbritannien.
In Mexiko sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher 15.357 Menschen an den Folgen der Atemwegserkrankung gestorben. Es wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat sich auch in Peru, Chile und Kolumbien rasch verbeitet.
Bis September 200.000 Todesfälle in den USA möglich
In den Vereinigten Staaten könnte bis September die Zahl der Menschen, die an den Folgen von Covid-19 gestorben sind, bei 200.000 liegen.
"Selbst wenn wir keine zunehmenden Fälle haben, selbst wenn wir die Kurve flach halten, ist es realistisch, dass wir irgendwann im September 200.000 Tote erreichen werden", sagte Ashish Jha, der Leiter des Harvard Global Health Institutes, am Donnerstag in einem Interview dem Sender CNN. "Und das ist nur bis September. Die Pandemie wird im September nicht vorbei sein."
Jha sagte, dass dies darauf zurückzuführen sei, dass die Vereinigten Staaten das einzige große Land seien, das die Beschränkungen zur Eindämmung des Virus gelockert habe, ohne zuvor das Fallwachstum auf ein kontrolliertes Niveau zu bringen. Nach aktuellen Daten der US-Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) verzeichnen die USA Stand Mittwoch insgesamt 112.754 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, die meisten weltweit.
US-Vizepräsident Mike Pence sagte unterdessen, es habe noch keine Anzeichen für eine Zunahme der Coronavirus-Fälle nach zwei Wochen landesweiter Proteste gegeben. "Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir jetzt, fast zwei Wochen nach den ersten Protesten, keine Zunahme neuer Fälle sehen", sagte Pence in einem Interview mit dem Sender "Fox Business Network". Viele Menschen hätten Masken getragen und teilweise die Abstandsregelen beachtet.
Anthony Fauci, der oberste Experte für Infektionskrankheiten in der Coronavirus-Task Force des Weißen Hauses, hatte sich besorgt über die Proteste während der Pandemie geäußert. Er sagte, die Massenproteste würden "perfekte Bedingungen" für die Verbreitung des Virus liefern.