Coronavirus

Corona-Tsunami rast auf uns zu

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Keine Schutzmaßnahmen, fehlender Impfschutz: Die ­aggressive BA.5-Variante bedroht unseren Sommer. 

Wien. Zehntausende feiern auf der Donauinsel, fliegen in den Urlaub, genießen das Leben und fiebern dem Ferienbeginn entgegen. Von einem Sommer wie damals sind wir aber weiter entfernt denn je, erstmals seit Beginn der Pandemie holt uns Corona auch in der wärmsten Zeit des Jahres ein. Gestern wurden 8.912 Neuinfektionen gemeldet, der höchste Samstagswert seit 10. April.
Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen: Abwasseranalysen zeigen, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen zumindest eineinhalb Mal so hoch ist wie die der nachgewiesenen Fälle. Das belegen Daten von Proben aus 108 Kläranlagen. „Wir sind am Anfang einer Sommer-Welle“, weiß Virologe Norbert Nowotny. Heißt: Die aktuellen hohen Zahlen sind erst der Anfang.

Spitalszahlen: Experten erwarten Anstieg

Die dominante Variante ist BA.5 – diese ist ähnlich ansteckend wie die im Spätwinter und Frühling vorherrschenden Omikron-Varianten BA.1 und BA.2, aber deutlich krankmachender. Das wirkt sich auch in den Spitälern aus. Laut Komplexitätsforscher Peter Klimek werden sich die Hospitalisierungen auf den Normalstationen in wenigen Tagen verdreifachen, auf den Intensivstationen verdoppeln. Gestern lagen 677 Menschen im Spital, um 150 mehr als vor einer Woche. 44 werden aktuell auf der Intensivstation betreut.

Neuinfektionen: 30.000 Fälle nur Frage der Zeit

Schon in wenigen Tagen könnte es in Österreich täglich 30.000 Neuinfektionen geben. „Die Frage ist nicht, ob wir sie erreichen, sondern wann“, so Klimek. Die Gründe dafür: Die Impfung liegt bei vielen, auch in den Risikogruppen schon zu lange zurück. Das gilt auch für den Genesenen-Status, der Schutz vor Ansteckungen ist in der Bevölkerung daher nur noch gering. Noch dazu gibt es aktuell kaum Maßnahmen, selbst die FFP2-Maske muss man nur noch in den Wiener Öffis und medizinischen Einrichtungen tragen. Der Grüne Pass ist still gelegt.

Maßnahmen: Virologen fordern Masken-Rückkehr

Ein Fehler, wenn es nach den Experten geht. Die Virologinnen Monika Redl­berger-Fritz und Dorothee von Laer raten ebenso wie Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter zur Rückkehr der Maske. Klimek empfiehlt Maske in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen und rasche Auffrischungsimpfungen.

Rauch: "Mann kann jetzt nicht alles einsperren"

Gesundheitsminister Johannes Rauch will auf Einschränkungen vorerst verzichten, pocht auf die Eigenverantwortung. „Man kann keinen Dauerkrisenzustand aufrechterhalten. Wenn wir mit dem Virus leben lernen wollen, dann brauchen wir auch Selbsteinschätzung“, sagte er am Freitag im Ö1-Morgenjournal. „Man kann jetzt im Sommer nicht alle Menschen einsperren.“
Einzig eine Wiedereinführung der Maskenpflicht sei bei einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht ausgeschlossen. 

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