Unter 15.000 aktiv Kranke und unter 100 intensivmedizinische Patienten - Sorgenkind Russland.
Wien. Weiter erfreuliche Nachrichten im Kampf gegen das Coronavirus in Österreich: Die Zahl der aktiv Erkrankten ist am Mittwoch unter 1.500, genau auf 1.437, zurückgegangen. Auch die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen ging auf unter 100, nämlich auf 97 zurück, berichteten die Behörden. Bisher gingen in Österreich keine Infektions-Cluster auf Schulen oder Öffis zurück.
Insgesamt starben 608 an oder mit der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Aber auch hier gab es nur noch leichte Steigerungen. Von Dienstag auf Mittwoch waren zwei Tote zu beklagen, je einer in Tirol und in Vorarlberg.
Insgesamt 15.684 wurden seit Ausbruch der Krankheit in Österreich positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Das bedeutet eine Zunahme von lediglich 20 Fällen innerhalb von 24 Stunden, die meisten in Niederösterreich und Wien. 13.639 haben sich von der Krankheit allerdings wieder erholt. 418 Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion müssen noch im Spital behandelt werden.
Während die ersten Infektionen mit dem Coronavirus nach Reisen auftraten, wurde seit 23. März in keinem einzigen Fall Covid-19 aus dem Ausland importiert. In insgesamt 35,5 Prozent der Fälle verbreitete sich die Erkrankung im Setting Senioren- oder Pflegeheim, betroffen waren Heimbewohner, Pflegepersonal und Folgeerkrankungen im Haushalt der Primärerkrankten, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz bekannt.
60 solcher Cluster traten in Senioren, Alters- und Pflegeheimen auf, die insgesamt 1.127 Personen betrafen. 20 Cluster mit 370 Erkrankten ließen sich Freizeitaktivitäten wie Wintersport, der Mitgliedschaft in Chor- und Musikvereinen oder dem Besuch von Fitnessstudios zuordnen, analysierte Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung Surveillance und Infektionsepidemiologie der AGES. 40 Cluster mit 280 Personen umfassten Haushalte, wobei in diese Gruppe auch Flüchtlingsheime fallen, wie Schmid ausführte. Kein einziger Cluster konnte dagegen in Schulen und im Bereich des öffentlichen Verkehrs nachgewiesen werden.
Auch Bundesrettungskommandant Gerry Foitik betonte bei der Pressekonferenz des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) in diesem Zusammenhang einmal mehr die Sinnhaftigkeit der "Stopp Corona"-App, vor allem wenn es im normalen gesellschaftlichen Leben wieder viele Kontakte gibt. Mehr als 560.000 Downloads wurden bisher verzeichnet. Damit sie erfolgreich eingesetzt werden kann, müssen es mehr sein, sagte Foitik und betonte, dass mittels App Kontaktpersonen von Infizierten "unglaublich schnell" informiert werden können, auch jene, "die ich persönlich nicht kenne und von denen ich keine Kontaktinformation habe", sagte Foitik.
Das ÖRK, eine der größten Hilfsorganisationen, die in der Coronakrise im Einsatz steht, hat am Mittwoch eine erste Bilanz gezogen. Seit Mitte März waren jeden Tag rund 2.000 Mitarbeiter tätig. Sie nahmen bei Covid-19-Verdachtsfällen 126.120 Abstrich-Proben und führten 14.036 Infektionstransporte durch. Insgesamt ergaben sich 81.617 Personeneinsatztage. Außerdem haben Mitarbeiter die Gesundheitshotline 1450 unterstützt und 144.919 Anrufe entgegengenommen, berichtete Michael Opriesnig, Generalsekretär des ÖRK. In den Bundesländern wurde geholfen, Kranken- und Quarantänequartiere für tausende Personen zu planen und aufzubauen.
Mit der vom Roten Kreuz getragenen und von der Regierung gestützten Kampagne zur Corona-Eindämmung habe man auf eine Verhaltensänderung der Menschen abgezielt. Mit dem hierbei viel zitierten Babyelefant, um den richtigen Abstand zu halten, habe man "einen Anker gesetzt, der das richtige Verhalten triggert", erläuterte Foitik. Die Krise sei einerseits erst vorbei, wenn genug Menschen immun seien. Nunmehr schaue es eher aber danach aus, "dass es einen flächendeckenden wirksamen Impfstoff gibt", sagte Foitik. Das sei erst in ein bis eineinhalb Jahren der Fall. Bis dahin müsse auf Containment gesetzt und jeder Fall nachverfolgt werden, "um möglichst keinen Menschen zu übersehen, der unerkannt infiziert ist". Denn dadurch könne wieder eine exponentielle Erkrankungswelle ausgelöst werden.
Noch aufgearbeitet werden muss die rasante Ausbreitung des Coronavirus in Tirol. Nachdem sich allmählich eine Expertenkommission formiert hat, die den Behördenumgang mit dem Infektions-Hotspot Ischgl untersuchen soll, wurde bekannt, dass die beiden Corona-Hotspots Ischgl und Universität Innsbruck im Zusammenhang stehen dürften. Nach einem Bericht des "Kurier" unter Berufung auf den Semiosisblog des Journalisten Sebastian Reinfeldt dürften norwegische Studenten, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, auch die Bar Kitzloch in Ischgl besucht haben.
Nach den positiven Testergebnissen der drei Norweger am 6. März sei von ihnen beim darauffolgenden Contact Tracing zunächst kein Zusammenhang zum Kitzloch genannt worden. Nach dem Bekanntwerden der ersten positiven Testung des Barkeepers in Ischgl am Abend des 7. März seien die drei Erasmus-Studenten am 8. März dann nochmals explizit von den Behörden auf das Kitzloch angesprochen und befragt worden, daraufhin bestätigten die drei, dass sie im Kitzloch waren.
Weltweit sind unterdessen mehr als 250.000 Menschen an einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gestorben, geht aus der Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervor, die auf Angaben von Behörden rund um den Globus basiert. Demnach wurden insgesamt 250.203 Todesfälle und 3,57 Millionen Infektionsfälle verzeichnet.
Europa ist nach wie vor der am stärksten von der Pandemie betroffene Kontinent. Dort sind insgesamt 145.023 Todesopfer und 1,572 Millionen Infektionsfälle registriert. Die höchste Zahl von Todesfällen in einem einzelnen Land gibt es in den USA mit 68.689 Verstorbenen bis Montagabend. Dahinter folgen Italien (29.079), Großbritannien (28.734), Spanien (25.428) und Frankreich (25.201).
Große Sorge bereitet Russland, wo den vierten Tag in Folge mehr als 10.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet wurden. In den vergangenen 24 Stunden sei die Zahl der Corona-Fälle um 10.559 auf 165.929 gestiegen, teilte das Coronavirus-Krisenreaktionszentrum des Landes mit. Die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 wuchs um 86 auf 1.537.