Angst vor einem neuen Ischgl. Scheinbar wurden Fälle in St. Wolfgang tagelang vertuscht.
Einen Vergleich will man in St. Wolfgang definitiv nicht hören. „Wir sind nicht Ischgl“, wird klar festgestellt. Doch was steckt hinter dem ersten offiziell bekannt gewordenen Tourismus-Cluster wirklich? Über 1.000 Personen – Mitarbeiter von Hotels, Restaurants, Bars, aber auch Gäste haben sich im oberösterreichischen St. Wolfgang testen lassen. Stand Montagabend wurden 62 Coronainfektionen vor Ort registriert. Ein Cluster, der nun nicht nur in ganz Österreich, sondern auch in Deutschland mit Argusaugen beobachtet wird. ÖSTERREICH hat das Protokoll:
Dienstag: Erste Positive
Begonnen hatte alles bereits vergangenen Dienstag – also vor einer Woche. Eine junge Hotel-Praktikantin meldet sich mit Symptomen – Husten – und lässt sich testen. Sie berichtet, dass sie mit Kollegen in einer Bar war.
Mittwoch: Einmeldung
Am Mittwoch wird ihre Positiv-Testung vom Bezirk eingemeldet.
Donnerstag: Info an Land
Am Donnerstag – also erst zwei Tage danach – wird die Landesregierung informiert. Auch, dass wohl weitere Infizierte folgen würden.
Freitag: Elf Infizierte
Am Freitag sind bereits elf Mitarbeiter von Hotels aus St. Wolfgang positiv auf das Coronavirus getestet. Sieben Lokale/Hotels sind zu diesem Zeitpunkt betroffen.
Gäste werden am Freitag aber noch nicht informiert. Erste Medien beginnen online zu berichten. Manche reisen ab, ohne etwas zu ahnen. Einige waren schon davor abgereist – zwei Personen, die in St. Wolfgang urlaubten, wurden mittlerweile in Wien positiv getestet. Mindestens zwei Fälle mit Verbindung zum Cluster in St. Wolfgang gibt es in Bad Ischl. In Niederösterreich sind gleich sieben Rückkehrer infiziert.
Samstag: Massentests
Die Nachrichten über Infektionen im bekannten Tourismusort stehen in allen Zeitungen. Deutsche Medien berichten auch. Ab Samstag werden breitflächig Gratis-Tests vom Roten Kreuz angeboten. Gäste nehmen das Angebot an.
Sonntag: 53 Infizierte
Am Sonntag steht fest: 53 der Getesteten sind positiv.
Montag: Gäste verständigt
Am Montag sind es 62 Infizierte, insgesamt sind 17 Häuser (Hotels, Restaurants, Bars) betroffen. Jetzt werden auch Gäste, die seit 15. Juli abgereist sind, kontaktiert. Aber: Alle Betriebe haben weiter offen, nur zwei Bars schließen.
Ausreise nun nur noch mit Gäste-Formularen
Seit gestern ist eine „verkehrsbeschränkende Maßnahme für St. Wolfgang“ in Kraft. Demnach müssen Urlauber bei der Abreise ein Formular abgeben, in dem sie angeben, wo sie waren und wohin sie fahren. So soll das Contact Tracing erleichtert werden. Zudem werden nun auch Gäste, die im Zeitraum vom 15. Juli bis gestern abgereist sind, von Hotels in St. Wolfgang kontaktiert.
In Wien hat man – nachdem zwei Urlauber trotz Symptomen keine Tests erhalten hatten – St. Wolfgang in die Reiseanamnese der 1450-Hotline aufgenommen.