Sommer, Sonne, Party. Tausende Schulter an Schulter. Im Bad, vor Bars. Die Angst vor der nächsten Welle steigt.
31 Grad – und schon funktioniert die „Babyelefantenregel“ nicht mehr. Niemand hält mehr Abstand: 66 Prozent der Österreicher leben längst wieder wie vor Corona. Am Wiener Donaukanal drängen sich Abend für Abend Massen. Alle Bäder waren am Wochenende voll: Liege an Liege. Abstandsregel? Fehlanzeige. Ein ÖSTERREICH-Lokalaugenschein am Sonntag zeigte: Das Becken im Wiener Laaerbergbad – völlig überfüllt. Ähnlich die Lage im Schönbrunner Bad. Dicht gedrängt auf der Liegewiese, nicht aber im Schwimmbecken. Im Hietzinger Bad war wiederum das Schwimmbecken knallvoll, auf der Liegewiese wurde der Abstand größtenteils eingehalten. Im bummvollen Schafbergbad in Wien-Währing schien die Abstandsregel ebenfalls aufgehoben, auch beim Anstellen am Buffet – lange Schlangen.
Badekontrolle
Velden am Wörthersee musste vergangene Woche sogar die Party-Notbremse ziehen. Aus Angst, ein „Ischgl am See“ zu werden. Weil sich Touristen Schulter an Schulter vor den Bars und an der Strandpromenade von einem Lokal zum nächsten schoben, schickte Bezirkshauptmann Bernd Riepan sogar die Polizei.
Abgestraft wurde zwar niemand. Es wurde aufgeklärt, gemahnt, erinnert. Und: „Diese Überprüfungen wird es auch in Zukunft geben“, sagt Veldens Tourismuschef Bernhard Pichler-Koban zu ÖSTERREICH. „Einerseits freuen wir uns über die gute Saison“, sagt er: „Anderseits muss der Wörthersee coronafrei bleiben.“ Leider würden aber viele Gäste die Regeln verdrängen und ignorieren – so, als hätte es Corona nie gegeben.
Tatsache nämlich ist: Derzeit steigen die Zahlen in Österreich wieder an. 74 Neuerkrankungen von Samstag auf Sonntag. 551 Infizierte (Stand Sonntag, 16 Uhr). Vor einer Woche lag die Zahl der Erkrankten noch bei 384. Mediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni-Wien warnt: „Viele glauben, alles ist wieder normal – das ist eine trügerische Sicherheit.
Velden-Tourismus-Chef: "Passen auf"
Ein „Ischgl am See“ wäre für Velden ein Super-GAU. Bernhard Pichler-Koban sagt: „Es wird kontrolliert, wir unterziehen uns einer Selbstüberprüfung, zuletzt mit zehn Polizisten und vier Mitarbeitern der Bezirkshauptmannschaft. Alle Maßnahmen müssen funktionieren.“ Der Faktencheck vor Ort zeigt aber: Wirte sind vorsichtig, Gäste ignorieren alle Corona-Vorschriften.
Feiern, drängen, ohne Schutz und Elefanten-Distanz
Das erste Hitzewochenende dieses Sommers zeigte: dichtes Gedränge an praktisch allen österreichischen Seen. Brechend voll etwa Velden am Wörthersee. Freundesgruppen Schulter an Schulter beim Feiern am Wasser. Menschentrauben vor den Bars. Ausgelassene Stimmung. Von Corona-Angst längst keine Spur mehr. Ähnlich die Bilder in Wien: Der Donaukanal ist jeden Abend brechend voll. Menschentrauben schieben sich von einem Platz zum nächsten.
(wek)