Coronavirus

Erstimpfung schützt nicht vollständig vor Delta-Variante

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Experten warnen abermals vor der Delta-Variante und sehen weitere Öffnungsschritte "mehr als kritisch". Es sei davon auszugehen, dass die Erstimpfung nicht im vollen Ausmaß schütze. 

Trotz insgesamt niedriger Covid-19-Infektionszahlen gewinnt der Anteil der erstmals in Indien nachgewiesenen Delta-Variante des SARS-CoV-2-Virus hierzulande an Boden.

Experten warnen 

Mit Blick in Richtung Herbst müsse man alles tun, um die Infektionen mit der ansteckenderen Variante niedrig zu halten und das "Wettrennen mit der Impfung zu gewinnen", so der Molekularbiologe Ulrich Elling zur APA. Die Testpflicht sollte daher für alle, die noch keine Zweitimpfung haben, aufrecht bleiben.

Video zum Thema: Richard Greil über die rasche Ausbreitung der Delta-Variante

"Delta Variante wird dominant" 

Der am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) tätige Forscher ist zusammen mit Kollegen um Luisa Cochella vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) Teil des Coronavirus-Variantenüberwachungsteams durch Viren-Erbgutanalysen. Laut Zahlen aus der Vorwoche liegt der Delta-Anteil unter den Neuinfektionen bei rund 25 Prozent, die Entwicklung lasse darauf schließen, dass die deutlich ansteckendere Variante schon in den nächsten Wochen dominant wird, so Elling.

Erstimpfung schützt nicht vollständig

Es sei davon auszugehen, dass die Erstimpfung gegen eine Delta-Infektion nicht in vollem Umfang schützt. Daher müsse alles getan werden, dass bis zum Herbst die Durchimpfungsrate hoch ist und sich tunlichst alle auch den zweiten Stich holen. Überdies müsse man verhindern, dass einmal Geimpfte andere anstecken. Diese Gruppe nach einer gewissen Zeitspanne aus der Testpflicht zu entlassen, sollte angesichts dieser Situation zurückgenommen werden, betonte Elling, der darauf verweist, dass das Nationale Impfgremium (NIG) erst kürzlich die Impfintervalle verkürzt hat. Das weise von der Idee her in die gleiche Richtung. Auch eine Diskussion um eine Impfpflicht könne man mit Blick über den Sommer hinaus durchaus führen, meint der Wissenschafter.

Junge Menschen betroffen 

Vor einer breiteren Eskalation schützen Österreich aber zum Glück aktuell einige Faktoren, wie die schon beträchtliche Impfrate, die hohe Impfstoffverfügbarkeit, der größer als erhoffe saisonale Effekt und die vor der Tür stehenden Schulferien. Immerhin betreffen die stark steigenden Delta-Zahlen in Großbritannien vielfach junge Menschen.Die Ferienzeit betrachtet Elling aber auch als "schlecht kontrolliertes Fenster, denn wir werden erst wissen, was die Menschen aus dem Urlaub mitbringen, wenn sie wieder da sind." Die nächsten Varianten werden nicht mehr wie Alpha, Beta, Gamma und Delta aus dem ursprünglichen "Wildtyp" entstehen, da dieser völlig abgemeldet ist. Es sei klar, dass neue Abkömmlinge aus schon ansteckenderen Varianten auch immer infektiöser werden. Für Elling sollte daher jeder Urlaubsrückkehrer einen PCR-Test machen.

Angst vor dem Herbst 

Die zu erwartende, vermutlich aber kleinere Delta-Welle könnte im Herbst noch in ihren Ausläufern sein. Daher brauche es gezielte Informations- und Impfkampagnen in Bevölkerungsgruppen, wo sicher noch keine Herdenimmunität besteht, wie etwa in bildungsfernen Schichten. Hier sei "auf diese Personengruppen abgestimmte, massive Aufklärungsarbeit" gefragt. Auf eine Immunität durch Durchseuchung zu warten koste nämlich Menschenleben, so Elling, der weitere Lockerungen wie die Öffnung der Nachtgastronomie "mehr als kritisch" sieht. Immerhin habe man es in Österreich zuletzt geschafft, die Varianten Alpha und Beta quasi zu eliminieren. Dass jetzt Delta ansteigt, sei noch nicht überdramatisch, aber ein klarer Trend, den man nicht übersehen sollte. Schlussendlich brauche es eine Herangehensweise, die die neue Variante jetzt zumindest konstant hält.

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