Insider: 'China-Masken umetikettiert und mit Austro-FFP2-Schutz vermischt'
Der Maskenschwindel bei Hygiene Austria ist der Millionenkrimi der Woche. Ein Insider packt aus.
Wiener Neudorf. Das Geständnis kam rasch: Erst deckte ÖSTERREICH am Dienstag auf, dass es in den Produktionshallen der Firma Hygiene Austria in Wiener Neudorf (NÖ) sowie bei Palmers in der Donau-City-Straße 11 in Wien zu Hausdurchsuchungen kam.
Verdacht: Organisierte Schwarzarbeit, Umetikettieren chinesischer FFP2-Masken zu „Made in Austria“-Produkten. Zu Beginn wurde von Hygiene Austria, einem Tochterunternehmen von Palmers und dem Faserhersteller Lenzing, heftig dementiert: „Haltlose Vorwürfe!“
Skandal aufgedeckt
Mittwoch. Keine 24 Stunden später räumte die Firmenleitung zerknirscht ein, dass doch umetikettiert wurde. In ganz großem Stil: „Um die Nachfragespitzen nach FFP2-Masken abzudecken“, hieß es.
Damit war der Skandal perfekt: Alle Supermarktketten (Spar, Rewe, Hofer) legten die Zusammenarbeit mit Österreichs größtem Maskenproduzent auf Eis. Auch die Bundesbeschaffungsagentur BBG stoppte den Vertrag – 1,08 Millionen FFP2-Masken wurden bisher bezogen und 160.000 Stück Mund-Nasen-Schutz.
Personelle Umstellung
Inzwischen übernahm auch der Faserhersteller Lenzing, Mehrheitseigentümer bei Hygiene Austria, das Kommando über die Maskenproduktion in Wiener Neudorf, Palmers wurde zurückgedrängt.
Gegenüber Österreich packte ein Insider aus, wie der Schwindel in der Firma tatsächlich abgelaufen ist.
China-Masken bekamen neuen Beipackzettel
➔ Geheimmission. Rund 20 Millionen Masken wurden in China bestellt. Um den Bestimmungsort zu verschleiern, wurde als Letztbestimmungsland nicht Österreich, sondern die Ukraine angegeben. Gelandet ist die China-Ware aber in den Hallen von Hygiene Austria in Wiener Neudorf.
Zwei Leiharbeiterteams, "Katastrophale Hygiene"
➔ Leiharbeiter. Zwei große Leiharbeiterfirmen und ein Security-Unternehmen beschäftigt das Unternehmen. Insgesamt mehr als 350 Personen. Während eine Leiharbeiterfirma in blitzsauberen Hallen produzierte, waren Teams der zweiten Leiharbeiterfirma in einer separaten Halle beschäftigt: „Die Hygienestandards sind katastrophal gewesen“, berichtet das Onlineportal Zackzack.
Zwei Hallen für Masken, nur 15 % aus Österreich?
➔ Verpackung. Jene Teams, die die China-Ware behandelten, bestanden meist aus geringfügig Angestellten. Sie wurden von vier dubiosen Subfirmen geschickt, eine davon war sogar insolvent. Teilweise waren die (größtenteils ausländischen) Arbeitskräfte nicht angemeldet, wurden schwarz bezahlt. Der Insider: „Die Ware aus China wurde von ihnen umetikettiert und neu verpackt. Es wurde rund um die Uhr gearbeitet“. Der Verpackungsschlüssel der FFP2-Produkte hat so ausgesehen: „Drei Masken aus österreichischer Produktion wurden mit jeweils 17 China-Masken vermischt.“
Schweizer und Ungarn haben die Qualität geprüft
➔ Prüfung. Das CE-Kennzeichen der Masken wurde von keinem österreichischen Institut durchgeführt, heißt es, sondern von einem ungarischen Unternehmen. Ein Schweizer Institut übernahm letztlich die Qualitätskontrolle für die massenhaft zugekauften FFP2- Masken aus China. Österreichisches Institut war keines involviert. Es gilt die Unschuldsvermutung.