Coronavirus

Frau musste ohne positiven Corona-Test 61 Tage in Quarantäne

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Anzeige gegen Amt geplant.

Aufregung in Bozen. Das Gesundheitsamt der Südtiroler Landeshauptstadt hat bisher fast 900 Bürger unter Quarantäne gestellt, obwohl keiner von ihnen positiv auf Corona getestet wurde, wie "focus.de" berichtet. Eine von ihnen ist die Bozener Angestellte Karin Adami (60). Sie hatte im März eine banale Erkältung, und als sie sich nach Tagen immer noch nicht besser fühlte, habe ihr der Hausarzt zu einem Corona-Test geraten. 

Das Ergebnis des Tests war nicht positiv, sagt Adami gegenüber "focus.de", aber es sei auch nicht negativ gewesen. "Bei meinem Ergebnis stand "dubbio", was "zweifelhaft" oder "unklar" bedeutet", so die 60-Jährige. 

Obwohl ihr niemand von den Behörden erklären konnte, was das medizinisch bedeuten soll, wurde sie und vier andere Familienmitglieder am 27. März unter Quarantäne gestellt. Die zweifelhafte Isolation dauerte dann aber nicht wie gewohnt zwei Wochen, sondern 61 Tage. "Mehr als zwei volle Monate, bis zum 3. Juni", berichtet Adami.

Quarantäne wurde von den Carabinieri kontrolliert

Die Quarantäne wurde "von den Carabinieri kontrolliert. Und offiziell hätte ich mich nicht einmal aus meinem Zimmer in unserem zweistöckigen Haus bewegen dürfen – nur, um ins Bad zu gehen, das auch nur ich selbst benutzen durfte. Das Essen musste mir meine Familie vor die Zimmertür stellen."

Drei Familienmitglieder hätten dann innerhalb von drei Wochen mit zwei notwendigen Tests nachweisen können, dass sie negativ waren, erzählt Adami weiter. Für sie selbst und eine Tochter klappte es nicht. Die Testergebnisse hätten weiterhin "dubbio" angezeigt und die Quarantäne lief gnadenlos weiter.

Karin Adami und ihre Familie sind jedoch kein Einzelfall. Laut Statistik des Presseamtes der Provinz Bozen wurde seit Beginn der Pandemie für 887 Personen mit dem Testergebnis "unklar" Quarantäne verhängt, Stand 16. August.

Die Quarantäne-Anweisungen dazu erfolgen offenbar auch nur per Anruf, ohne dass die Anrufenden sich namentlich identifizieren. Nun wollen Betroffene gegen die Behörde Anzeige erstatten.

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