Coronavirus

Hälfte der Hotels wollen Ende Mai nicht aufsperren

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Viele der Betreiber fürchten offenbar ein Verlustgeschäft. Die Unsicherheit aufgrund Gästemangels oder zu hoher Kosten für Personal scheint noch immer groß zu sein.

16.000 Hotels und Pensionen sind seit Mitte März geschlossen, dürfen nur in Ausnahmefällen Gäste beherbergen. Ab 29. Mai ist  wieder ein regulärer Betrieb erlaubt. Der Fahrplan gibt den Unternehmen vorerst eine ­gewisse  Planungssicherheit: „Die Betriebe können sich jetzt auf die Öffnung vorbereiten“, so Tourismusministerin Elisabeth Köstinger.

Neben dem Schutz von Mitarbeitern und Gästen muss jetzt wieder wirtschaftlichen, administrativen und rechtlichen Fragen mehr Augenmerk gewidmet werden: „Das Öffnen muss sich auf mittlere Sicht auszahlen, unnötige Bürokratie reduziert werden und die Betriebe nicht unnötig eingeschränkt“, hält die Branchensprecherin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, fest.

Dass allerdings die Vorfreude bei vielen Hoteliers noch gedämpft ist, zeigt eine aktuelle ÖHV-Umfrage. Demnach öffnen "nur" 45,8 % der Qualitätshotels bereits am 29. Mai. Daher bleiben über die Hälfte der Top-Hotels im Land geschlossen. Zumindest ein weiteres Drittel plant die Öffnung Anfang Juli. Noch mehr wollen dann erst wieder aufsperren, sobald die Grenzen wieder zur Gänze geöffnet sind. Viele der Betreiber fürchten offenbar ein Verlustgeschäft. Die Unsicherheit aufgrund Gästemangels oder zu hoher Kosten für Personal scheint noch immer groß zu sein.

Gäste-Flaute: Erste Lokale sperren wieder zu

Dass diese Sorgen nicht unbegründet sind, zeigt auch ein Blick auf die Gastronomie. Das Vergnügen für die Stammgäste des Café Museum am Wiener Karlsplatz war beispielsweise nur von kurzer Dauer. Am Freitag öffnete es gemeinsam mit Zehntausenden weiteren Gastronomiebetrieben nach der Corona-bedingten Zwangspause – doch schon am Dienstag stand man bei dem Traditionskaffeehaus wieder vor verschlossenen Türen.

„Es rennt nicht halbwegs, es rennt gar nicht“, erklärt Chef Berndt Querfeld im Gespräch mit ÖSTERREICH. In den vier Tagen, an denen das Café Museum offen war, habe es nur zehn Prozent des üblichen Umsatzes gemacht, so der Gastronom: „Wir haben gemerkt, das ist wirtschaftlich einfach nicht durchzustehen.“

Video zum Thema: Die Lage der Gastronomie nach Corona-Lockdown

 

Ein Plakat an der Eingangstüre des Lokals verweist Gäste nun an zwei andere Lokale der Familie Querfeld, die weiter offen sind: Nicht weit, im Café Mozart, läuft es aber ähnlich. Und im berühmten Café Landtmann beträgt der Umsatz nur etwa ein Viertel von sonst. Grund seien die ausbleibenden Touristen, aber auch die Stammkundschaft aus umliegenden Büros, die immer noch im Homeoffice sitzt, beklagt Querfeld. Die Wiener Innenstadt sei eben ausgestorben. Dort, wo „halbwegs Normalität“ herrsche, laufe die Gastronomie besser.

WKO: "Viele Lokale warten, bis wieder mehr los ist"

Das bestätigt auch Peter Dobcak, Fachgruppenobmann für Gastronomie in der Wirtschaftskammer: „Viele Gastronomiebetriebe – besonders in der Innenstadt – haben gar nicht erst aufgesperrt“, sagt er zu ÖSTERREICH. Darunter der bei Touristen beliebte Figlmüller in der Bäckerstraße oder der Plachutta in der Wollzeile, der erst am 29. Mai wieder aufsperrt. „Viele werden vermutlich erst wieder aufmachen, wenn der Kulturbereich wieder hochfährt, der abends viele Gäste bringt, und Touristen wieder kommen.“

Querfeld etwa will die Zeit deshalb nutzen, um neue Konzepte zu entwickeln, die auch anderes Publikum bringen.



 

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