Laut 'Profil' hätte über alle engen Kontaktpersonen der Isländer Heimquarantäne verhängt werden müssen.
In der Causa Ischgl wartet das "profil" mit neuen Vorwürfen gegen die Tiroler Behörden auf: Das Land bzw. die zuständige BH Landeck sollen einen Erlass des Gesundheitsministeriums von Ende Februar missachtet haben, wonach alle engen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Bescheid für 14 Tage in Heimquarantäne zu schicken sind. Das Land wies jede Missachtung von sich.
Die Heimquarantäne wäre laut dem Erlass unabhängig davon fällig gewesen, ob die betreffenden Personen Symptome zeigen oder nicht. Dies hätte somit alle engen Kontaktpersonen jener 14 Isländer betroffen, die nach ihrer Rückkehr aus Tirol positiv auf das Coronavirus getestet worden waren und über die die Tiroler Behörden am 5. März informiert wurden. Eben diese Unter-Quarantäne-Stellung sei aber nicht geschehen, so das "profil" am Samstag in seiner Online-Ausgabe.
Der Erlass sei am 29. Februar vom Gesundheitsministerium direkt an die Büros der Landeshauptleute verschickt worden. Betreff: "Behördliche Vorgangsweise bei Kontaktpersonen". Wer in einem geschlossenen Raum näher als zwei Meter mit einem Corona-Infizierten zusammenkam, mit ihm ein Gespräch führte, ihm die Hand schüttelte oder ihn küsste, habe dem Erlass gemäß schon damals als "Kontaktperson mit hohem Infektionsrisiko" gegolten. Bei zeitgleichen Corona-Fällen im Salzburger Pongau und im Kärntner Bad Kleinkirchheim sei der Erlass sehr viel ernster genommen worden.
Land dementiert
Ein Sprecher des Landes erklärte indes gegenüber "profil", dass "der Erlass des Gesundheitsministeriums seitens der Tiroler Gesundheitsbehörden stets eingehalten wurde". In den betroffenen Hotels sei lediglich eine Mitarbeiterin mit grippeähnlichen Symptomen in Quarantäne geschickt und getestet worden. "Bei allen anderen MitarbeiterInnen dieser Hotels gab es keine Hinweise auf eine Coronaerkrankung", hieß es. Das Land kündigte unterdessen gegenüber der APA noch für den Samstag eine ausführlichere Stellungnahme an.
Ausnahmen bei der Isolierung von Kontaktpersonen wären laut dem Bericht nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch das Gesundheitsministerium möglich gewesen. Das Gesundheitsministerium erklärte dazu, dass sich die Bezirkshauptmannschaft Landeck oder das Land Tirol in diesem Zusammenhang nicht an das Ministerium gewandt haben.
Laut dem Nachrichtenmagazin reagierte jedoch auch der Bund in Sachen Ischgl zu spät. Drei Tage nach den ersten Warnungen aus Island, die an Tirol weitergeleitet wurden, seien weitere warnende Mails aus Dänemark und Norwegen eingegangen. Das Gesundheitsministerium verwies in diesem Zusammenhang auf den SKKM-Krisenstab (Staatliches Krisen- und Katastrophenschutz-Management) im Innenministerium. In der zentralen Krisenkoordinationsstelle, in der Sicherheitsexperten, Ministeriumsvertreter und die Bundesländer jeden Tag konferieren, sei auch Tirol ein Thema gewesen. Die Lage dort sei "wie mit allen anderen Bundesländern in der täglichen Videokonferenz besprochen worden", so das Ministerium. Die Warnungen aus Skandinavien wurden den Recherchen zufolge zwar im Krisenstab vermerkt, aber zunächst noch keine Maßnahmen ergriffen.