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Coronavirus

Kein Abstand bei IKEA: Schweden ruinieren unsere Corona-Bilanz

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Das schwedische Möbelhaus öffnete gestern seine Pforten – ein Massenansturm.

Lokalaugenschein beim Ikea Nord im Gewerbepark Kagran und beim schwedischen Möbelhaus in der Shopping City Süd. Vor allem vor der Geschäftsöffnung in Kagran hat sich bereits eine Schlange von mehreren Hundert Metern gebildet.

Kein Mindestabstand

Es sind keine Ordner zu sehen, von einem Mindestabstand von einem Meter zwischen jedem Kunden kann keine Rede sein. Die Leute reden miteinander, keiner in Sicht, der die Menschen darauf aufmerksam macht, dass das so nicht geht.

Drängereien

Erst als sich die Tore öffnen, verbessert sich die Lage etwas. Jetzt gibt es auch Ordnungskräfte. Die meisten Kunden bemühen sich jetzt, den Abstand einzuhalten. Doch immer wieder kommt es zu Rudelbildungen und Drängereien, wie die Fotos oben zeigen.

Umstritten

Importiert Ikea den schwedischen Weg im Umgang mit Corona auch nach Österreich? In dem skandinavischen Land wird bekanntlich auf strenge Maßnahmen wie in Österreich verzichtet. Der umstrittene Regierungsberater Anders Tegnell gibt dort den Weg vor. Lokale etc. dürfen uneingeschränkt offen halten. Man will so die Wirtschaft besser am Leben halten. Doch offensichtlich um einen hohen Preis: Schweden hat bei 21.520 mit dem Coronavirus Infizierten 2.653 Tote zu beklagen (Stand Samstagnachmittag) – fast fünf Mal so viele wie Österreich.

Video zum Thema: Riesige Schlangen auch vor Friseuren

Österreicher stürmen Geschäfte: So lief der erste Shopping-Tag

Nach fast siebenwöchigem Corona-Shutdown sind seit Samstag auch die Einkaufszentren und die Geschäfte mit über 400 Quadratmetern Fläche wieder offen, ebenso die Friseure. Und es zeigt sich: Die Österreicher haben kräftigen Nachholbedarf. Einige Shops wurden regelrecht gestürmt – vor allem Möbelhäuser und Elektronikketten waren hoch gefragt.

Video zum Thema: Shopping-Comeback: Mega-Ansturm auf Geschäfte

Rabatte bis minus 70 % 
gab es für die Kunden

Erste Kauflustige warteten bereits vor Öffnung vor den Geschäften. „Um 9 Uhr war die Schlange beim XXXLutz in Brunn am Gebirge gut 150 Meter lang“, berichtet Unternehmenssprecher Thomas Saliger (siehe Interview). Der Tag sei dann noch besser gelaufen als erwartet, und die Kunden hätten auch viel gekauft. Nicht zuletzt gab es zahlreiche Sonderangebote mit Rabatten bis zu 70 Prozent. Ähnlich das Bild bei Mediamarkt und Saturn. So gab es im Kaufhaus Gerngross in Wien ab Mittag bei den Rolltreppen Blockabfertigung – und die Warteschlange für den in der 4. und 5. Etage beheimateten Saturn begann schon im 1. Stock.

Video zum Thema: Shopping-Comeback: Das sagen die Österreicher

In den Einkaufszentren herrschte ebenfalls guter Betrieb. „Wir hatten etwa zwei Drittel der Frequenz eines normalen Samstags“, sagt Peter Schaider, Chef des Auhof-Centers. „Die Lugner City war gut besucht“, berichtet auch Richard Lugner. In der Shopping City Süd und dem Donau-Zentrum sei „das Comeback gut gelungen“, so Manager Anton Cech zu ÖSTERREICH: „Das Kunden­aufkommen lag etwa bei der Hälfte früherer Samstage, so haben wir es erwartet.“ Den Shoppingcentern fehlt noch die Gastronomie, die erst am 15. Mai wieder aufsperrt.

Die Kunden hätten sich durchwegs sehr diszipliniert verhalten: mit Masken ausgestattet, den Sicherheitsabstand von einem Meter einhaltend, ruhig wartend, wenn sie nicht gleich in die Geschäfte oder auf die Rolltreppe durften.

Saliger von XXXLutz: "Ein Andrang wie zu absoluten Spitzenzeiten"

ÖSTERREICH: Wie ist der Samstag bei XXXLutz, Möbelix und Mömax gelaufen?

Thomas Saliger: Hervorragend, es war sehr viel los – noch mehr, als wir erwartet hatten. Beim XXXLutz in Brunn am Gebirge beispielsweise war die Schlange um 9 Uhr gut 150 Meter lang. So einen Andrang haben wir oft nicht mal, wenn wir ein neues Möbelhaus eröffnen.

ÖSTERREICH: Und ging alles diszipliniert über die Bühne?

Saliger: Ja, komplett reibungslos. Die Kunden waren sehr diszipliniert, mit Masken, Desinfektionsmitteln, Abstandhalten. In unseren Möbelhäusern ist sowieso ­genug Platz. Die Regel lautet ja jetzt: ein Kunde pro zehn Quadratmeter. Damit dürften in Brunn 3.400 Menschen in den XXXLutz.

ÖSTERREICH: Und wurde viel gekauft am ersten Tag?

Saliger: Ja, viele Kunden sind mit Listen gekommen, was sie alles brauchen. Man hat gemerkt, dass die Menschen Zeit hatten, sich aufs Einkaufen vorzubereiten – und es wurde viel gekauft. Küchen waren extrem gefragt, auch Gartenmöbel. Und der Ab­verkauf der Deko-Ware in unseren Ostermärkten wurde richtig gestürmt.

ÖSTERREICH: Das heißt, die Kauflaune ist da?

Saliger: Ja – wir waren selbst nicht sicher, dass das so sein würde, haben es nur vermutet, und es hat sich bestätigt: Die Menschen sind in Kauflaune. Wie gesagt: Der Andrang bei den Eingangstüren war so wie zu absoluten Spitzenzeiten. Und es wurde auch viel online bestellte Ware abgeholt.

Angela Sellner

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