Coronavirus

Kinderärzte warnen: So krank macht die Corona-Krise unsere Kinder

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Eine Befragung unter Kinderärzten in Deutschland zeigt: 89 Prozent  beobachten vermehrt Antriebslosigkeit, Reizbarkeit, Angststörungen, Aggressionen und Schlafstörungen bei den Kleinen.

Laut einer Befragung der Provona BKK unter deutschen Kinderärzten zu den Auswirkungen der Coronakrise auf Kinder diagnostizierten 37 Prozent eine Zunahme von körperlichen Beschwerden, darunter vermehrt Bauch- und Kopfschmerzen. Vier von zehn befragten Ärzten beobachteten sogar motorische und kognitive Entwicklungsverzögerungen. Die am stärksten betroffene Altersgruppe betrifft laut Berichten der "Bild" vor allem Kinder ab sechs Jahren. Der Berliner Kinderarzt Dr. Martin Karsten beobachtete eine massive Zunahme von Beschwerden in seiner Praxis: „Das ist aber eindeutig schichtenspezifisch. Vor allem Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien sind betroffen.“

Die, durch die Coronakrise bedingten, Einschnitte im Alltag machen den Kindern besonders schwer zu schaffen. Aus Sicht der Mediziner bringen mangelnde Freizeitangebote, wie etwa Sport in einem Verein (70 Prozent) , und fehlende Tagesstruktur infolge von Kindergarten- und Schulschließungen (67 Prozent). Ganze 66 Prozent der befragten Ärzte sprechen sogar von Isolationssituationen ihrer kleinen Patienten. Denn die Enge zuhause in der Wohnung und fehlende Rückzugsmöglichkeiten, sowie die Übertragung der elterlichen Ängste auf ihre Kinder, machen ihnen sehr zu schaffen. „Es ist nun die Aufgabe der Erwachsenen, die Kinder bei der Bewältigung dieser Erlebnisse zu begleiten und zu unterstützen“, erklärt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK.

Gegenteiliger Effekt bei finanziell besser gestellten Familien

Dr. Karsten beobachtete bei Kindern aus finanziell besser gestellten Familien einen gegenteiligen Effekt. Ihnen wäre es in der Krise weitaus besser ergangen, weil die Eltern die Möglichkeit hatten, sich intensiver mit ihren Kindern zu beschäftigen. Dafür treten nun zum Schulstart psychosomatische Bauch- oder Kopfschmerzen auf.

Bei Kindern zwischen drei und 13 Jahren wurde eine Verzögerung der kognitiven Entwicklung beobachtet. Als Ursache hierfür sehen Mediziner sowohl zu hohen Medienkonsum während des Lockdowns, sowie Überforderung der Eltern und fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen. 54 Prozent der befragten Kinderärzte sind der Meinung, dass einige ihrer jungen Patienten Hilfe von Ergo- und Physiotherapeuten benötigen. 43 Prozent denken, dass sie ihre Patienten weitaus häufiger an Psychotherapeuten überweisen müssen. #

Dr. Karsten ist jedoch davon überzeugt, dass die Entwicklungsstörungen schnell aufgeholt werden könnten, wenn kontinuierlich daran gearbeitet wird. Dafür benötige es jedoch die Unterstützung der Eltern. "In den meisten Fällen reicht eine Beratung durch den Kinderarzt aus. Nur in extremen Fällen ist eine Psychotherapie notwendig", so der Mediziner.

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