Das Suchtverhalten der Österreicher hat sich in der Pandemie nur kurzfristig und vorübergehend verändert. Im Grunde blieb alles unverändert.
Der Suchtkonsum der Österreicher hat sich in der Pandemie nur leicht bis gar nicht verändert. Dies geht aus einer Erhebung des Gesundheitsministeriums hervor.
Alles beim Alten
Mit dem Suchtkonsum ist alles beim Alten. Veränderungen im Suchtverhalten durch die Coronakrise gab es nur kurzfristig. Das geht aus der Österreichischen Repräsentativerhebung zu Konsum- und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial 2020 hervor, die das Gesundheitsministerium am Dienstag veröffentlichte. Für die Repräsentativerhebung wurden in einer ersten Welle im Frühjahr 2020 in der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren 5.963 Menschen befragt, und von diesen im Herbst 3.289 noch einmal.
Veränderungen in beide Richtungen
Unter anderem wurde zutage gefördert, dass der erste Lockdown vor allem bei jüngeren Menschen das Suchtverhalten änderte, aber nur vorübergehend. Allerdings ging das in beide Richtungen, einige reduzierten den Konsum, andere steigerten ihn. Unabhängig von Alter und Geschlecht waren die wichtigsten Motive für einen Konsumanstieg mehr Freizeit oder mehr Stress, die wichtigsten Motive für eine Konsumreduktion der Wegfall von Konsummöglichkeiten und sozialen Interaktionen außer Haus.
Schlaf- und Beruhigungsmittel
Frauen berichteten tendenziell häufiger als Männer von einem gesteigerten Tabakkonsum während des ersten Lockdowns. Noch stärker zeigte sich dieser Effekt beim Konsum von Schlaf- und Beruhigungsmitteln: Frauen gaben doppelt so häufig wie Männer an, während des ersten Lockdowns mehr Schlaf- und Beruhigungstabletten eingenommen zu haben. Männer berichteten hingegen häufiger als Frauen von einer Reduktion ihres Alkoholkonsums. Die deutliche Mehrheit der Befragten gab jedoch an, dass es im ersten Lockdown zu keinen relevanten Veränderungen im Konsum psychoaktiver Substanzen gekommen sei.
Regelmäßiges Rauchen seltener
Die gute Nachricht kommt zum Tabakkonsum: Regelmäßige Raucher werden immer seltener. Jeder Sechste greift täglich zur Zigarette. Fast ein Viertel der befragten Personen ab 15 Jahren gab an, aktuell zu rauchen - das bedeutet, in den vergangenen 30 Tagen zumindest eine Zigarette konsumiert zu haben. Männer und Frauen unterscheiden sich in Hinblick auf diese beiden Indikatoren nur gering. Allerdings konsumieren Personen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss mehr Zigaretten pro Tag als Personen mit einem höheren Bildungsabschluss.
Deutliche Sensibilisierung
Im Vergleich zu den Vorerhebungen aus den Jahren 2004 und 2008 zeigte sich eine deutliche Sensibilisierung in Hinblick auf die Gefahren regelmäßigen und starken Zigarettenkonsums. So versuchte etwa ein Drittel der täglich Rauchenden in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal ernsthaft aufzuhören, schaffte es aber nicht. Sieben Prozent der Befragten geben an, in den letzten 30 Tagen Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingenommen zu haben, vier Prozent berichten von einer häufigen Einnahme (viermal oder häufiger in den letzten 30 Tagen) solcher Substanzen. Beide Indikatoren sind bei Frauen höher als bei Männern und bei älteren Personen höher als bei jungen.
Ein Drittel konsumiert Cannabis
Empirische Zahlen sowie Annahmen zur Unterschätzung von Cannabiskonsum bei Befragungsdaten führen zu der Schätzung, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der Österreicher mindestens einmal Cannabis konsumierte. Dabei handelt es sich meist nur um Probierkonsum bzw. um Konsum über eine begrenzte Phase: Nur drei Prozent der Gesamtstichprobe gaben für die letzten 30 Tage Cannabiskonsum an. Insgesamt sprechen sich über 70 Prozent der Personen mit einer expliziten Meinung zur Cannabisregulierung für Straffreiheit bei Konsum von THC-haltigem Cannabis aus. Sowohl in Bezug auf die medizinische als auch auf die allgemeine Abgabe von THC-haltigem Cannabis erfuhren im Vergleich zur Erhebung von 2015 liberale Positionen Zuwachs.
Mehr Computerspiele
Acht Prozent der Befragten nutzten digitale Spiele in einem Ausmaß von mehr als zehn Stunden pro Woche, zusätzliche fünf Prozent in einem Ausmaß von mehr als 20 Stunden pro Woche. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie während des ersten Lockdowns mehr Computerspiele genutzt haben, und die durchschnittliche Spieldauer hat sich von vier auf acht Stunden verdoppelt. Eine tägliche Nutzung digitaler Spiele wird insbesondere von jungen männlichen Befragten häufig berichtet und liegt bei 15- bis 19-Jährigen etwa bei über 40 Prozent.