Impfung in den Oberarm

Coronavirus

Omikron: BioNTech-Impfstoff bietet nur Teilschutz

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Der Laborleiter bestätigt: Es gibt einen sehr großen Rückgang bei der Neutralisierung von Omikron. 

Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer bietet offenbar nur teilweisen Schutz gegen die Omikron-Variante des Coronavirus. Das teilte Laborleiter Alex Sigal vom Africa Health Research Institute in Südafrika auf Basis vorläufiger Ergebnisse mit. Dass Omikron den Schutz von Impfstoffen komplett aushebeln könnte, hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aber für "höchst unwahrscheinlich". BioNTech-Chef Ugur Sahin erwartet belastbare Daten dazu am Mittwoch oder Donnerstag.
 

Es gebe einen sehr großen Rückgang bei der Neutralisierung von Omikron. Die Neutralisierung von Omikron habe im Vergleich zu einem früheren Covid-Stamm "sehr stark abgenommen", erklärte Sigal auf Twitter. Sein Labor habe Blut von zwölf Personen untersucht, die mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer geimpft sind, heißt es in der auf der Website des Labors veröffentlichten Studie. Dabei sei ein 41-facher Rückgang der neutralisierenden Antikörper gegen die Omikron-Variante beobachtet worden. Die vorläufigen Daten wurden noch nicht von Fachkollegen geprüft.

WHO-Experte beschwichtigt 

Es gibt auch noch keine aussagekräftigen Studien darüber, wie sich die Impfstoffe von Moderna, Johnson & Johnson und anderen Arzneimittelherstellern gegen die neue Variante verhalten. Der führende US-Experte für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, sagte am Dienstag, dass vorläufige Ergebnisse darauf hindeuten würden, dass die Variante wahrscheinlich einen höheren Grad der Übertragbarkeit aufweise, aber weniger schwerwiegend sei. BioNTech-Chef Sahin ging am Dienstag davon aus, dass eigene Daten zur Wirksamkeit des Vakzins gegen die Omikron-Variante am Mittwoch oder Donnerstag vorliegen könnten. Das sagte er dem US-Sender NBC News.

Für den WHO-Experten Michael Ryan ist es "höchst unwahrscheinlich", dass die neue Omikron-Variante des Coronavirus den Schutz von Impfstoffen komplett aushebeln könnte. "Wir haben hochwirksame Impfstoffe, die sich bisher gegen alle Varianten als wirksam erwiesen haben, was schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte angeht", sagte der Leiter der WHO-Notfallabteilung am Dienstag. "Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass dies bei Omikron nicht der Fall sein könnte".

Der irische Arzt bestätigte auch frühere Experteneinschätzungen, wonach eine Ansteckung mit der neuen Variante weniger schwere Symptome hervorrufen könnte. "Das allgemeine Verhalten, das wir bisher beobachten, zeigt keine Zunahme des Schweregrads", sagte er. Zuvor hatte sich Fauci ähnlich geäußert. Ryan betonte jedoch, dass die Analyse der neuen Variante noch "ganz am Anfang" stehe.

Die Omikron-Variante war Ende November von Wissenschaftern in Südafrika entdeckt worden. Seither wurde sie in dutzenden Ländern nachgewiesen, darunter Österreich. Sie weist 50 Mutationen im Vergleich zu dem ursprünglichen Virus auf, davon 32 am sogenannten Spike-Protein, mit dem das Coronavirus an der Wirtszelle andockt. Es wird daher befürchtet, dass diese Variante deutlich ansteckender ist als frühere Varianten.

Ryan sagte aber: "Uns interessiert nicht so sehr, ob man sich mit Omikron neu infizieren kann, sondern ob die Neuinfektionen schwerer oder leichter verlaufen." Der hochrangige WHO-Mitarbeiter betonte: "Die beste Waffe, die wir derzeit haben, ist die Impfung". Die Daten aus Südafrika "zeigen nicht, dass wir einen katastrophalen Verlust der Wirksamkeit haben". Tatsächlich sei "im Moment sogar das Gegenteil der Fall".

Drosten erwartet Schwierigkeiten

Der deutsche Virologe Christian Drosten sieht ab Anfang kommenden Jahres Schwierigkeiten mit Omikron auf sein Land zukommen. "Ich denke, ab Januar werden wir mit Omikron in Deutschland ein Problem haben", sagte der Wissenschafter von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info. Dieses Problem könne bis in den Sommer andauern, warnte er.

In Südafrika seien die Zuwachsraten trotz des dort einsetzenden Sommers hoch. "Und darum würde ich im Moment auch nicht sagen, bis Ostern ist in Deutschland die Pandemie vorbei, wenn Omikron übernimmt." Bisher seien ihm aus dem Austausch mit Kollegen ungefähr 25 bis 30 Omikron-Fälle in Deutschland bekannt, berichtete Drosten. Die Zahl sei nicht vollständig und werde "in ganz kurzer Zeit" zunehmen.

Der Virologe betonte jedoch, dass es rund um die Variante noch viele offene Fragen gebe und mehr Daten abgewartet werden müssten. Mehrfach sprach Drosten von einer "Ratestunde". Die Ausgangslagen in Südafrika und England, wo Omikron sich in besorgniserregender Geschwindigkeit ausbreite, seien zudem anders als in Deutschland. Er wolle auch nicht den Teufel an die Wand malen, halte aber Vorsicht angesichts der Veränderungen des Virus für geboten, sagte der Charité-Forscher.

Bei Omikron sei die "blödeste Kombination" an Eigenschaften zu befürchten: Immunflucht und Fitnessgewinn - also eine Variante, die den Antikörpern von Geimpften und Genesenen besser entkommt und zudem ansteckender ist. Die Impflücken in Deutschland müssten geschlossen werden, das sei die erste Priorität, sagte Drosten. Auch angesichts schwerer Verläufe, die nun bei Kindern in Südafrika beobachtet würden, sei zu befürchten, dass Omikron für Ungeimpfte "nicht harmlos" sei. Man dürfe wegen Berichten über milde Verläufe bei Genesenen und Geimpften nicht in Euphorie verfallen.
 

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