Coronavirus

Sacher-Chef: Hotellerie noch lange in der Krise

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Matthias Winkler: Kurzarbeit müsste weit ins nächste Jahr hineinreichen, um den Unternehmen ein bisschen in die erste Zeit hineinzuhelfen.

Wien. Der Shutdown im Zuge der Coronakrise hat den Tourismus lahmgelegt. Am 29. Mai dürfen die österreichischen Hotels wieder öffnen. Der große Ansturm wird aber ausbleiben. "Wir gehen zwar davon aus, dass es eine stufenweise Grenzöffnung geben wird, aber alleine die Tatsache, dass Grenzen offen sind, heißt nicht, dass Menschen wieder reisen werden", sagte Sacher-Hotels-Chef Matthias Winkler auf Ö1.
 
"Wir haben eine gesetzliche Grenzöffnung, aber wir haben auch eine emotionale Grenzöffnung - die gesetzliche wird wohl viel früher kommen als die emotionale", erwartet Winkler.
 
Die Branche braucht Unterstützung. Kurzarbeit sei ein Thema, insbesondere auch für die "vielleicht am massivsten innerhalb des Tourismus von der Coronakrise betroffene" internationale Stadthotellerie. In den Sacher-Hotels seien beispielsweise 92 Prozent der Gäste international Reisende. "Für die ist es gar nicht möglich nach Österreich zu kommen, das ist gesetzlich verboten, mit den geschlossenen Grenzen", so der Hotelgruppenchef im ORF-"Morgenjournal". Nach einer Aufhebung der Grenzblockaden würden auch nicht auf einmal alle wieder reisen. Es wäre dann zwar gesetzlich erlaubt, doch viele würden "wahrscheinlich noch gar nicht ans Reisen denken und/oder Angst haben".
 
Eine Verlängerung der Kurzarbeit scheint unabwendbar zu sein. "Wir gehen davon aus, dass wir mit den ersten drei Monaten nicht auskommen werden, sondern um weitere drei Monate verlängern werden müssen, vielleicht sogar deutlich darüber hinaus", berichtete Winkler. Er könne sich vorstellen, dass die Kurzarbeit "weit ins nächste Jahr hineinreichen muss, um den Unternehmen da auch ein bisschen in die erste Zeit hineinzuhelfen".
 
Die internationale Hotellerie bereitet sich jedenfalls auf eine mehrjährige Durststrecke vor. "Wie lange das dauert, da kann man nur Anlehnung nehmen an andere Krisen wie die Wirtschaftskrise 2008, "9/11" oder Ähnliches." Dort habe es dreieinhalb bis viereinhalb Jahre gedauert, "bis wir wieder zurückkehren konnten an die Umsatzgrößen an die Vorjahre", erinnerte sich Winkler. "Wir würden uns natürlich eine schnellere Erholung wünschen, aber das ist derzeit nicht in Sicht."
 
Die Sacher-Gruppe sei ein Familienhotel und habe schon über die letzten Jahre hinweg vorsichtig gewirtschaftet. "Wir halten das auch eine Zeit lang aus, aber viele in der Touristik und in der Gastronomie halten das bei weitem nicht so lange aus", gab Winkler zu bedenken.
 
Über die Möglichkeit der Kurzarbeit hinaus sei natürlich auch der Ersatz von erlittenem Umsatzverlust ein Thema, "wobei klar sein muss, der Staat kann uns nichts geben, was er uns nicht vorher oder nachher genommen hat beziehungsweise nehmen wird". Da müsse man eine gute Balance finden, die es auszutarieren gelte.
 
Die Sacher-Hotels werden am 29. Mai sowohl in Salzburg als auch in Wien "vorerst öffnen". "Wir werden es versuchen, wir werden es probieren, wir werden die ersten 14 Tage genau beobachten und dann weiter entscheiden", so Winkler vorsichtig. Auszahlen wird sich das 2020 sicher nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir das gesamte heurige Jahr keine Gewinne mehr machen, aber wir müssen trotzdem aufsperren, um für die jene Gäste, die reisen wollen, da zu sein", sagte der Hotelchef. "Das ist unser Selbstverständnis und letztlich alternativlos."
 
Betreffend der extrem kritischen Situation für die Hotellerie gebe es zwei Betrachtungen - "einerseits die volkswirtschaftliche, wo Prozente und ein paar Millionen schnell formuliert sind, auf der anderen Seite eine betriebswirtschaftliche, wo man schon der Gefahr ins Auge sehen muss, dass hier Generationenwerte, Lebenswerte plötzlich vor dem Aus stehen". Letztere gehöre jedenfalls auch dazu, wenn man auf die Branche blicke.
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