Onkologie-Gesellschaft (OeGHO) hält Empfehlungen für in Behandlung stehende Krebspatienten aufrecht.
Am Samstag fallen in Österreich bei hoher Inzidenz weitgehend alle Corona-Maßnahmen. Es habe sich gezeigt, dass mit jeder Öffnung die Infektionszahlen steigen, sagte Ansgar Weltermann, Sekretär der Österreichischen Krebshilfe, im Gespräch mit der APA. Die schrittweisen Öffnungen seien aus Erfahrung "möglich", die Ansteckungsgefahr aber generell nicht für alle gleich.
Infektionsrisiko bei Krebspatientinnen und -patienten höher
"Das Risiko der Ansteckung korreliert direkt mit der Anzahl der Infizierten in der Bevölkerung", erläuterte auch Wolfgang Hilbe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO). Er könne sich bei den jetzigen Öffnungen aber nicht vorstellen, "dass es eskaliert". Das Infektionsrisiko sei "jetzt schon sehr hoch" und bei fast 30.000 Neuinfektionen pro Tag die Ansteckungen in fast jeder Familie bereits da.
Ein immunsupprimierter Krebspatient habe die Gefahr, dass Covid-19 und andere Infektionen schlimmer verlaufen können. Medizinische Fachgesellschaften sprachen daher eine Covid-Impfempfehlung für alle Krebspatienten aus, erinnerte Hilbe, aber etwa auch eine Impfung gegen die Grippe sei empfohlen. Betroffene mit Lymphomen, Transplantationen oder Chemotherapie haben bei einer Ansteckung beispielsweise schneller Lungenentzündungen oder schneller Atemnot, erläutere der Leiter der Onkologie und Hämatologie in der Wiener Klinik Ottakring.
Covid-Schutzimpfung wirkt bei bestimmten Krebsarten schlecht oder gar nicht
Hier könne der Titer-Wert überprüft werden, betonte Weltermann. "Dieser Titer alleine ist nicht aussagekräftig." Aber es zeige sich, ob es überhaupt ein Impfansprechen gibt, sagte der Hämato-Onkologe vom Ordensklinikum Linz der Barmherzigen Schwestern. Denjenigen, die keinen Impfschutz aufbauen, könne eine Antikörpertherapie gegeben werden, die einen schweren Verlauf verhindern soll.
Bei einer Ansteckung müssten Krebspatienten die gleichen Dinge befolgen - z.B. Isolieren - wie andere Infizierte, "nur mit dem Unterschied, dass man einen Anruf in seiner Klinik machen sollte", erläuterte Weltermann. Dann könnten die behandelnden Mediziner entscheiden, ob eine Antikörpertherapie Sinn macht. Bei leichten Symptomen wird die Infektion zuhause auskuriert, eine stationäre Aufnahme sei auch bei Krebspatienten nur bei schweren Verläufen nötig.
Krebsbehandlungen bei aktiv Infizierten werden verschoben
"Das muss man machen" und sei neben Corona zum Beispiel auch bei Bronchitis der Fall, "auch hier geben wir keine Chemotherapie", betonte der OeGHO-Präsident Hilbe. "Es ist nicht so, dass ich die Behandlung in der Sekunde geben muss." Es genüge, wenn die Therapie "verlässlich über einen Zeitraum appliziert wird", so Hilbe. Das Aussetzen habe "auf den Heilungserfolg oder Behandlungserfolg keinen Einfluss", sagte auch Weltermann.
Je nach dem wie die Situation auf den Intensivstationen war, seien auch Operationen von Krebspatienten verschoben worden, erinnerte Hilbe. Das gebe es momentan aber nicht, da die Belastung nicht hoch ist. "Gerade bei Blutkrebs kann es sein, dass eine Infektion länger anhält", beschrieb Weltermann ein weiteres Problem bei manchen Krebspatienten. Blutkrebserkrankungen würden aber nur zehn Prozent aller Krebspatienten ausmachen. Viele Krebspatienten haben einen vergleichbaren Verlauf zu anderen Infizierten, sagte auch Hilbe.
"Wir haben in der Pandemie Krebspatienten, die in einer Behandlung stehen, natürlich Handlungsempfehlungen mitgegeben", berichtete der OeGHO-Präsident. Darunter fällt, Orte mit vielen Menschen zu meiden bzw. sich dort eine Maske aufzusetzen. Es ist laut Hilbe "wichtig, dass Sozialkontakte stattfinden", aber sich nicht mit Personen mit Erkältungssymptomen zu treffen. Krebspatienten müssten sich "nicht fürchten", sagte Weltermann. Sie sollten aber in Risikosituationen eine Maske als Schutz tragen, empfahl der Sekretär der Krebshilfe.