Coronavirus

Virologe warnt: 'Mutationen fressen Vorteil auf'

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Frühling und Corona: Wie saisonale Effekte auf das Coronavirus wirken 

Wenn im Frühling die Temperaturen steigen, sinkt die Erkältungsgefahr, und auch Grippeviren verschwinden allmählich. Doch hat das Wetter auch Einfluss auf das Coronavirus? Wissenschafter gehen davon aus, dass saisonale Effekte den Covid-19-Erreger durchaus beeinflussen können. Wie wirkt sich das auf die Pandemie aus?

"Die Saisonalität von Viren, die über die Atemwege verbreitet werden, ist ungeheuer komplex und lässt sich nicht an einzelnen Faktoren festmachen", sagt der Direktor des Instituts für Virologie des Uniklinikums Essen, Ulf Dittmer. Neben der Jahreszeit bestimmen noch weitere Faktoren den Pandemieverlauf, etwa das Verhalten der Menschen. Eine eindeutige Prognose ist daher schwierig.

Übertragungsdynamik  

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht in seinem Coronavirus-Steckbrief davon aus, dass sich Sars-CoV-2 in der kälteren Jahreszeit besser verbreitet. Im Sommer schwäche sich die Übertragungsdynamik tendenziell ab.Weitere saisonale Faktoren, die Einfluss auf das Pandemie-Geschehen nehmen können, sind laut Experten auch die Temperatur, die Luftfeuchte und der Zustand des Immunsystems.

Viele dieser Faktoren verbesserten sich im Frühjahr und Sommer, fasst Virologe Dittmer zusammen. Es gebe also saisonale Effekte. Doch wie stark das Wetter Einfluss auf das Pandemie-Geschehen nehme, dazu fehlten noch konkrete Erkenntnisse.

Gefahr von Mutationen

"Wir wissen von Coronaviren, dass der R-Wert, also die Reproduktionsrate des Virus, aufgrund dieser Faktoren im Frühjahr und Sommer deutlich sinkt. Also mindestens um den Faktor 0,5, vielleicht sogar noch mehr. Und das ist schon relativ viel", erklärt Dittmer. Das vergangene Jahr habe aber auch gezeigt, dass die saisonalen Effekte nicht zu einem kompletten Verschwinden führten.

Nun kommt den Experten zufolge noch eine weitere Unbekannte dazu: Virusmutationen. Der gewonnene Vorteil durch die saisonalen Effekte könnte von den infektiöseren Mutanten quasi "aufgefressen" werden, beschreibt Virologe Dittmer die Gefahr mit Blick auf die kommenden Monate. Die saisonalen Effekte könnten dann nicht dafür ausreichen, dass der R-Wert langfristig unter die Schwelle von 1 sinkt, ab der die Pandemie abflaut. Virologin Pfänder geht davon aus, dass die wärmere Jahreszeit grundsätzlich schon dazu beitragen könne, die Übertragungsdynamik abzubremsen. Ungewissheit sieht auch sie bei den Mutanten. "Das Auftreten und die Verbreitung von Mutanten ist tatsächlich ein Faktor, der unberechenbar ist."
 

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