Coronavirus

Wien steuert auf Corona-Desaster zu

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Der aktuelle Corona-Insider von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.

Am Wochenende war Manfred Haimbuchner, seines Zeichens Oberösterreichs FPÖ-Chef, noch symptomfrei, gestern wurde er auf Anraten seines Arztes in stationäre Behandlung aufgenommen. Corona-Positiv wurde er bei einer Routinetestung am 11. März getestet.

Das zeigt einerseits, dass man mit diesen „Asymptomatisch“-Werten der Länder und AGES sehr vorsichtig umgehen muss. Haimbuchner wird in der Statistik etwa als asymptomatischer Fall geführt. Denn der Oberösterreicher war zum Zeitpunkt des Tests ohne Symptome. Er war freilich in Wirklichkeit präsymptomatisch. Das heißt: Infektiös vor Ausbruch der Krankheit. Das dürfte auf sehr viele Menschen, die zum Testzeitpunkt ohne Symptome sind, zutreffen.


Haimbuchner als Weckruf für Corona-„Skeptiker“

Das Schwierige: Sie sind da aber meist schon ansteckend, ohne es zu wissen. Nur dann schlägt schließlich ein Antigentest an. Während ein PCR-Test bereits anschlägt bevor jemand ansteckend wird.
Manfred Haimbuchner – dem ich an dieser Stelle ausdrücklich eine rasche und vollständige Genesung wünsche – zeigt aber auch, dass junge und gesunde Menschen plötzlich zum Covid-Spitalsfall werden können. Der Politiker ist schließlich erst 42 Jahre alt. Das sollte allen – besonders den vielen Corona-„Skeptikern“ – was immer das sein soll – eine Mahnung und Weckruf sein.

Die derzeit dominierende Variante B.1.1.7 – sie ist die Pandemie in der Pandemie – dürfte nicht nur weit ansteckender sein, sie führt auch rascher zu schweren Verläufen und ist tödlicher.

Das sollten jetzt Bundesregierung und Bundesländer angesichts der deutlich steigenden Infektions- und Hospitalisierungsraten ganz rasch bedenken. Denn, die Mortalität wird Dank Durchimpfungen in Pflegeheimen und von Teilen der 80 + zwar teils geringer ausfallen, aber die Spitäler werden sich mit 40, 50 und 60-Jährigen (über)füllen.


Besonders Wien und Burgenland steuern gerade auf ein Corona-Desaster zu. Die Situation in Paris – dort wurden wochenlang die Warnungen des wissenschaftlichen Beirats und der Simulationsforscher des Louis Pasteur Instituts ignoriert – sollte als Mahnung gelten. Patienten müssen bereits in andere Regionen verlegt werden.


Wien testete am wenigsten, hat stärksten Anstieg


Die gestrige Ampel-Sitzung zeigt, dass Wien mit 15.569 Tests pro 100.000 vergangene Woche am wenigsten von allen Bundesländern getestet hatte. Der Österreichschnitt pro 100.000 betrug 21.888. Zudem: Der Anstieg mit 21 Prozent ist der höchste im Land. Sie rohe Siebentages-Inzidenz beträgt 248,6, die risikoadjustierte Inzidenz 241,4. Das wirklich dramatische in Wien: Die Prognose für die Intensivstationen (max. Auslastung in 14 Tagen) beläuft sich bereits auf 41,9 Prozent. Die Ampelkommission hatte 33 Prozent bereits im Herbst als Alarmstufe Rot und Grund für Shutdown genannt. Das bedeutet, dass jetzt erneut unzählige Operationen und Behandlungen verschoben werden müssen und damit große Kollateralschäden für andere Erkrankte ausgelöst werden.


Zudem – siehe oben – kommen immer weitere jüngere Patienten, die dann auch eine längere Verweildauer auf der ICU – haben dazu. Der Mutationsanteil in Wien beträgt bereits 80,28 Prozent. Im Burgenland ist dieser sogar auf 92,26 Prozent angestiegen. Auch hier leuchtet die Intensivbelastung bereits rot: Die Prognose geht von einer Auslastung von 42,1 Prozent aus. Für Wien und Burgenland läuft die Zeit also ab.

Niederösterreichs freie Bettenzahl angezweifelt


Das dürfte auch für Niederösterreich gelten, denen eine ICU-Auslastung von 32,3 – also knapp unter dem kritischen Wert – prognostiziert wird. Spitalsinsider zweifeln allerdings die ICU-Bettenanzahl, die Niederösterreich angibt, an. Immerhin wurden auch bereits Covid-Patienten nach Oberösterreich transferiert.


Dass Wien, Burgenland und Niederösterreich so stark getroffen sind, dürfte kein Zufall sein: Hier spürt man die Auswirkungen der extremen dritten Welle aus Tschechien, Slowakei und Ungarn am stärksten. Und vom Osten Österreichs wird es sich auf alle anderen Bundesländer ausweiten.


Das einzige Bundesland, das sinkende Zahlen hat, ist Vorarlberg. Die übrigen Bundesländer könnten jetzt noch aus den Fehlern im Osten lernen. Das „Spiel“ – die Welle – wiederholt sich ja erst zum dritten Mal.


Stay safe, be smart.
  

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