Ars Electronica

Forscher entwickelte Androiden-Zwilling

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Wer ist hier echt? - Diese Frage scheint aufgrund des Bildes durchaus berechtigt.

Mit einer Weltpremiere kann das am Donnerstag startende Linzer Ars Electronica Festival (bis 8. September), das heuer den Titel "Human Nature" trägt, zu seinem 30. Geburtstag aufwarten.

Android-Zwilling
Zum ersten Mal präsentiert der japanische Professor Hiroshi Ishiguro seinen Androiden-Zwilling "Geminoid" der Öffentlichkeit. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch stellten der künstlerische Leiter Gerfried Stocker und Ishiguro den künstlichen Menschen vor.

Geminoid mischte sich bereits unters Volk
Der künstliche Mensch ist schon seit Anfang August in Linz. Er verbrachte zwei Wochen als Gast im hauseigenen Cafe des Ars Electronica Centers und führte dort so manchen Besucher aufs Glatteis. Videos dokumentieren, wie die Menschen auf den Japaner reagierten, der einsam an einem Tischchen saß, immer wieder von seinem Laptop auf- und im Lokal herumblickte und gelegentlich ein Getränk serviert bekam: Meist dauerte es ein paar Sekunden, bis sie erkannten, dass der "Gast" nicht echt ist. Kinder platzten zwar fast vor Neugier, versteckten sich aber sicherheitshalber erst einmal hinter einem Mauervorsprung, bis sie sich mit Verstärkung von Eltern und Familienhund näher wagten. War das Eis einmal gebrochen, wurde Geminoid zwanglos angesprochen, seine Silikonhaut angegriffen oder an seinem schwarzen Haar gezupft.

Wie täuschend echt sich Geminiod bewegt und aussieht demonstriert das folgende Video

Studie
Der zweiwöchige Kaffeehausbesuch des Androiden ist kein Streich, den sein Schöpfer den AEC-Besuchern gespielt hat, sondern Teil seiner Forschungsarbeit. Die Auswertung der Videos sollen zeigen, wie Menschen auf die Begegnung der dritten Art reagieren. Ishiguro sieht sich damit im Grenzbereich zwischen Wissenschaft, Kunst und Philosophie: "Wenn ich sage, er ist ein Gesprächspartner, akzeptieren Sie das. Wenn ich sage, er ist eine Sexmaschine - würden Sie das auch akzeptieren?", fragt er provokant. Er selbst setzt hingegen auf eher praktische Einsatzmöglichkeiten für seinen Schützling: Als Forscher, der zwischen mehreren Einrichtungen pendelt und obendrein noch Familie hat, sei es manchmal ganz praktisch an zwei Orten gleichzeitig sein zu können, findet er.

Der Japaner forscht unter anderem an der Universität Osaka. Er arbeitet daran, einen Roboter zu schaffen, der seinem menschlichen Vorbild nicht nur äußerlich bis aufs Haar gleicht, sondern auch seine Wesenszüge übernimmt. Sein erster Versuch war ein kindlicher Roboter, der seiner Tochter nachempfunden war. Für sein Meisterstück wählte er sich selbst als Kopiervorlage. Die Ähnlichkeit des echten und des falschen Professors ist verblüffend, die Natürlichkeit von Geminoids Bewegungen ebenfalls.

Über ein sogenanntes Tracking-System ist es möglich, Gesichtsbewegungen eines Menschen aufzunehmen und auf das künstliche Wesen zu übertragen. Mittels dieses Tools kann man dem Roboter auch Worte "in den Mund legen". Festivalbesucher haben die Möglichkeit, so in die Haut des Androiden zu schlüpfen.

Android lernt noch weiter
Geminoid ist noch kein abgeschlossenes Projekt. Er lernt ständig weiter. So kann er beispielsweise bisher noch nicht gehen. "Wenn Sie mir das nötige Forschungsgeld zur Verfügung stellen, bringe ich ihm das aber bei", verspricht Professor Ishiguro augenzwinkernd möglichen Sponsoren.

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