Polen

Internet-Kult um "Borats dicken Vater"

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Die Internet-Community amüsiert sich derzeit auf YouTube über einen verstörten Junggesellen, den polnische Rechtsradikale als Bürgermeister-Kandidaten in Bialystok aufgestellt hatten. Er scheiterte. Aber jetzt ist er Kult.

Fast dreieinhalb Millionen Menschen weltweit haben bisher das schräge Wahlkampf-Video von Kononowicz gesehen, berichtete „Spiegel online“. Dabei erklärt ein kurzatmiger, dicklicher Mann in sehr ländlichem Polnisch, er wolle "Autofahrer bestrafen für Trinken, Rauchen und... für alles". Er stammelt, schaut hilflos, ist völlig überfordert. Nach ein paar Tagen gab es eine neue Version, mit englischen Untertiteln. Die ungewollte Komik des Auftritts war an aber auch ohne Polnisch-Kenntnisse offensichtlich.

„Borats dicker Vater“
Bei einigen YouTube-Nutzern weckte Kononowicz Erinnerungen an den Film "Borat", die britische Satire über einen seltsamen kasachischen Fernsehreporter. So wurde er als "Borats dicker Vater" bezeichnet. Ein User wünschte sich: "Bitte... Ich will diesen Pullover kaufen."

Den Pullover gibt es mittlerweile bei Allegro, einer polnischen Online-Auktionsplattform - sogar in verschiedenen Größen und farblichen Varianten. Dort wurde im Übrigen auch ein Ölgemälde mit Kononowiczs Abbild versteigert. Mehr Fanartikel bietet die neu eingerichtete Kononowicz-Fanseite im Internet an.

„Das Internet ist demokratisch“
In Wahrheit steckt aber mehr hinter der Kononowicz-Kandidatur. Der Rechtsnationalist Adam Stanislaw Czeczetkowicz (30), gegen den laut der Zeitung "Rzeczpospolita" die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung ermittelt, überredete den seltsamen Kautz zur Kandidatur und stellte dann das Video ins Internet. "Das Fernsehen hat uns boykottiert, das Radio hat uns ignoriert - das Internet ist demokratisch", erläuterte der Nationalist seinen Plan.

Nur zwei Prozent der Stimmen
Czeczetkowiczs Kalkül, mit Hilfe seines Maskottchens Kononowicz die Macht zu übernehmen, ging allerdings nicht auf. Der komische Kandidat brachte es am Wochenende auf zwei Prozent der Stimmen. "So leicht es ist, im Netz mit Trash-Propaganda ein Millionenpublikum zu erreichen - so wirkungslos verpufft sie, wenn die Lacher verhallen", kommentiert "Spiegel Online".

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