In Deutschland wurde mit den fünf größten Providern ein Vertrag unterzeichnet. In Zukunft soll der Zugang zu Kinderporno-Seiten blockiert werden.
Der Zugriff auf Internetseiten mit Kinderpornografie wird künftig erschwert. Der Bund unterzeichnete am Freitag in Berlin mit fünf großen deutschen Internetanbietern einen Vertrag, der vorsieht, dass die Provider den Zugang zu den Webseiten spätestens in sechs Monaten blockieren. Kinderschutzorganisationen begrüßten die Vereinbarung, mahnten aber weitere Maßnahmen ein.
BKA übermittelt Sperrlisten
Unterzeichnet wurden
Vereinbarungen mit der Deutschen Telekom, Vodafone Deutschland und Arcor,
Alice/HanseNet, Kabel Deutschland und Telefonica O2, die etwa drei Viertel
des deutschen Anbietermarktes abdecken. Das Bundeskriminalamt (BKA) wird den
Providern ständig aktualisierte Sperrlisten übermitteln. Nutzer werden dann
automatisch zu einem Stopp-Schild umgeleitet. Dieses Schild sei das
"gesellschaftliche Signal der Ächtung", sagte Bundesfamilienministerin
Ursula von der Leyen (CDU). Sie betonte zugleich, das Sperren der Seiten
könne nur ein Baustein im Kampf gegen die Kinderpornografie sein.
Sperren schrecken ab
Von der Leyen wies Vorwürfe zurück, die
Maßnahme sei wirkungslos, weil die Zugangssperren leicht umgangen werden
könnten. 80 Prozent der Nutzer der entsprechenden Seiten seien
"Gelegenheitsnutzer", die sich durch die Sperren abschrecken ließen. Nur 15
bis 20 Prozent würden versuchen, auf anderen Wegen Zugang zu den Seiten zu
finden, sagte BKA-Chef Jörg Ziercke. Nach Schätzungen des
Bundesfamilienministeriums könnten in Deutschland täglich bis zu 450.000
Zugriffe auf Kinderporno-Seiten geblockt werden.
Chaos Computer Club protestiert
Am Rande der
Vertragsunterzeichnung protestierten mehrere hundert Anhänger des Chaos
Computer Club gegen die Vereinbarung. "Für wirksamen Kinderschutz - gegen
Zensur" und "Wir sind das Netz" hieß es auf Transparenten. Um die
Verbreitung von Kinderpornografie im Internet zu bekämpfen, könnten die
Betreiber der Server mit den Mitteln des Rechtsstaats belangt werden,
erklärte der Chaos Computer Club.