Ausprobiert

Bewegungssteuerung Kinect im Test

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So gut funktioniert Microsofts Controller-lose Steuerung für die Xbox. Mit Videos.

Seit Mittwoch (10. November) ist Microsofts innovative Bewegungssteuerung "Kinect" für die Xbox 360 auch in Österreich erhältlich. Wir sagen Ihnen nun, ob das System die 150 Euro wert ist, und haben auch einige andere interessante News zum Thema Spielekonsolen herausgefunden.

Das Ziel bei der Entwicklung des Systems war ambitioniert, denn Microsoft will mit Kinect nichts geringeres als das digitale Spielen revolutionieren. Dadurch liegen auch die Erwartungen extrem hoch. In den USA hatte Kinect kurz nach dem Verkaufsstart am 4. November bereits teilweise für ausverkaufte Regale gesorgt. So scheint auch das hochgesteckte Ziel - noch in diesem Jahr fünf Millionen Einheiten zu verkaufen - durchaus erreichbar.

Übersichtliches Angebot an Spielen

Ob Tanzen, Fitness, Sport- oder Actionspiele eine Palette ganz verschiedener Spielegenres soll mit Kinect gesteuert werden. Zum Start sind nach Angaben von Microsoft insgesamt 19 verschiedene Titel verfügbar, darunter "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" von Electronic Arts, das Fitness-Spiel "Your Shape: Fitness Evolved" von Ubisoft oder die virtuellen Kuscheltiere aus "Kinectimals", die aus Microsofts eigenen Game Studios stammen. Letzteres richtet sich an die ganz jungen Gamer, da man sich bei dem Spiel um Tierbabys kümmern muss (siehe Video). Im Laufe der nächsten Monate werden noch zahlreiche kompatible Titel erscheinen.

Test

Wie unser Test zeigte, funktioniert das System wirklich überzeugend. Vorallem dann, wenn man die gesamte Erkennungsprozedur beim erstmaligen Start über sich ergehen lässt. Bei dieser wird nicht nur der Körper, sondern auch das Gesicht exakt abgescannt. Beim zweiten Start erkennt die Konsole den Spieler bereits automatisch. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die "freihändige" Steuerung der Menüs. Dabei kommt man sich vor wie Tom Cruise in Mission Impossible. Beim Spielen selbst machen vor allem Adventure- und Sportspiele aufgrund des hohen Realitätsgehalts einen großen Spaß (siehe Video). So muss man beim Speerwerfen Anlauf nehmen und den richtigen Bewegungsablauf durchführen. Wer zu tief oder zu hoch wirft, kommt nicht weit. Als einziges Problem könnte sich der große Platzbedarf erweisen. Schon wenn man alleine spielt ist es ratsam eine Fläche von 3 x 4,5 Meter zur Verfügung zu haben. Zu zweit benötigt man fast noch mehr Platz. In kleinen Kinderzimmern stößt das System so schon schnell an seine Grenzen. Steht jedoch genügend Platz zur Verfügung liefert Kinect ein enorm hohes Suchpotenzial.
 

Das System

Kinect besteht aus einer 3D-Kamera, einem Sensor und der entsprechenden Software. Der Sensor erfasst Bewegungen und Gesten im Raum so genau, dass es anders als bei der Konkurrenz keines zusätzlichen Controllers bedarf. Das Paket inklusive einer Xbox 360 mit 4 Gigabyte Speicher kostet im Bundle mit dem Spiele-Paket Kinect Adventures rund 300 Euro, wer bereits eine Xbox 360 besitzt, zahlt wie erwähnt für das Paket knapp 150 Euro. User einer neuen Xbox 360 brauchen dazu nicht einmal ein Stromkabel verwenden, für jene, die ein älteres Modell zuhause haben, liegt das passende Zubehör bei.

Mit Kinect sieht sich Microsoft als "Innovationstreiber" der Branche. Das werde auch von den Geschäftspartnern des Unternehmens bestätigt, sagte Kaltner. Wie viel an Technologie von Microsoft in Kinect allerdings wirklich steckt, ist nicht bekannt. Berichten von Technik-Blogs wie etwa "TechCrunch" zufolge soll die zugrundeliegende Technologie von der israelischen Software-Firma PrimeSense stammen und ursprünglich im israelischen Militär entwickelt worden sein. Microsoft will diese Gerüchte nicht bestätigen, dementiert sie allerdings auch nicht.

Spät aber stark
Mit Kinect hat sich Microsoft Zeit gelassen. Das Unternehmen ist nun das letzte unter den großen Konsolenherstellern, das auf alternative Steuerungssysteme setzt. Seit wenigen Monaten vertreibt Sony seine Bewegungssteuerung " Move " für die Playstation. Vor Jahren hatte Nintendo vorgemacht, wie man mit cleveren Ideen sogar ohne hochgerüstete High-Tech an der Konkurrenz vorbeimarschiert.

Der japanische Spielespezialist hatte mit seiner Konsole Wii in Kombination mit einem bewegungsempfindlichen Controller eine neue Spielegeneration eingeläutet und sich in der Verkaufsstatistik ganz an die Spitze katapultiert. Das gelang vor allem mit neuen Zielgruppen. Neuartige Gelegenheitsspiele für Nintendos Wii haben die Spielekonsole erstmals zu einer Unterhaltungs-Plattform für die ganze Familie gemacht.

Nintendo habe für die gesamte Branche einen sehr wichtigen Job erledigt, sagt Kaltner. Der Rivale habe das Spielen an der Konsole quer durch die Bevölkerung salonfähig gemacht. Während das japanische Traditionshaus derzeit mit entsprechenden Titeln nun auch den Kreis der sogenannten "Hardcore Gamer" anzusprechen versucht, sei Microsoft den umgekehrten Weg gegangen.

Neue, größere Zielgruppe
Mit der Xbox 360 adressierte der Softwarekonzern traditionell in erster Linie an die technikbegeisterten Vielspieler. Diese Gruppe ist zwar klein und recht überschaubar, dafür aber auch schnell für aufwendige und teure Spieleproduktionen zu begeistern. Speziell für diese Klientel soll es auch schon ab Frühjahr 2011 erste Hardcore-Spieletitel geben, die sich mit Kinect steuern lassen. Doch am Markt für Gelegenheitsspiele kommt auch Microsoft nicht vorbei.

Kinect könnte der Xbox auch hierzulande einen neuen Schub geben. Weltweit wurden bislang 45 Millionen Konsolen abgesetzt. In Deutschland rangiert die Konsole des Unternehmens nach eigenen Angaben derzeit auf dem dritten Platz hinter Sonys Playstation und Nintendos Wii. Dank Kinect könnte sich das jedoch ändern, denn das System funktioniert überraschend gut und ist auch nicht zu teuer. Zwar kostet Sonys Move deutlich weniger, dafür muss man aber für jeden zusätzlichen Spieler einen eigenen Controller kaufen.

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