Der Bitcoin-Gründer war bis jetzt nur als "Satoshi Nakamoto" bekannt.
Eines der großen Rätsel der Internet-Welt scheint gelöst: Der australische Computerfachmann und Unternehmer Craig Steven Wright hat sich als Erfinder der Digitalwährung Bitcoin
präsentiert. Er sprach unter anderem mit der BBC und der Zeitschrift "Economist", wie beide am Montag berichteten.
Technisch untermauert
Wright habe seine Behauptung technisch untermauert: Mit Bitcoins, die nur der Gründer besitzen könne, berichtete die BBC. "Ich übernahm den Hauptteil, aber andere haben mir geholfen", sagte der Unternehmer. Der Bitcoin-Gründer war bisher nur unter dem Pseudonym "Satoshi Nakamoto" bekannt.
In der Kommunikation mit den Medien signierte Wright laut BBC seine Nachrichten mit kryptografischen Schlüsseln, die im Jahr 2009 für die Versendung der ersten Bitcoins benutzt worden waren. Diese Schlüssel seien "untrennbar" mit dem Erfinder verbunden. Es handle sich um die Verschlüsselung, die benutzt wurde, um die erste Bitcoin-Transaktion überhaupt auszuführen, erklärte Wright demnach. Dabei seien im Jänner 2009 zehn "Münzen" weitergegeben worden.
"Unsere Schlussfolgerung ist, dass Herr Wright sehr gut Herr Nakamoto sein könnte, aber wichtige Fragen offen bleiben", schrieb der "Economist". "Tatsächlich könnte es sein, dass niemals zweifelsfrei geklärt wird, wer Bitcoin geschaffen hat." "Satoshi" kommunizierte mit seinen frühen Mitstreitern stets nur elektronisch, bevor er sich nach einigen Jahren zurückzog. Wright bekräftigte seine Behauptung in einem Blogeintrag vom Montag.
Dokumente durchgesickert
Wrights Name kam bereits im Dezember auf, nachdem durchgesickerte Dokumente auf ihn hinwiesen. Damals äußerte er sich nicht. Im Dezember hatten Beamte das Büro und das Haus von Wright in Sydney durchsucht. Zuvor hatte ihn das Magazin "Wired" als möglichen Erfinder der Digitalwährung genannt. Demnach soll Wright in Besitz von Bitcoins im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar sein und könnte damit Einfluss auf den Preis nehmen. Die Polizei erklärte im Dezember, der Einsatz sei auf Anfrage der Steuerbehörde erfolgt. In Australien wird seit langem darüber debattiert, wie Bitcoins steuerlich behandelt werden sollen. Das Finanzamt hatte entschieden, sie als Vermögenswert und nicht als Währung anzusehen.
"Ich wollte keine Öffentlichkeit, aber ich will jetzt, dass die Sache ein für alle Mal geklärt ist", sagte Wright dem "Economist". Er habe sich für sein Pseudonym vom Namen eines japanischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert inspirieren lassen, Tominaga Nakamoto.
Die virtuelle Währung Bitcoin war 2009 als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden - als eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten unabhängige Währung. Bitcoins werden in einem aufwendigen Verfahren auf Computern erzeugt und können dann im Netz auch für Dollar oder Euro gekauft werden. Der Wechselkurs zu echten Währungen schwankt stark. Die Währung lässt anonyme Zahlungen zu, funktioniert unabhängig von Regierungen oder Banken und kommt vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz. Maximal sollen 21 Millionen Bitcoins generiert werden können.
Ruf erleidet Kratzer
Der Ruf von Bitcoin erlitt mehrfach Kratzer. Unter anderem verschwanden hunderttausende "Münzen" von der Plattform MtGox, bei der Bitcoins in echte Währungen getauscht werden konnten. Zudem stellte sich heraus, dass unter anderem auf dem illegalen Online-Handelsplatz Silk Road Drogen mit Bitcoins gekauft wurden.
Die Identität des Bitcoin-Erfinders war seit Jahren ein Geheimnis, das viele beschäftigte. Ein Grund dafür ist auch, dass ihm eine Million Bitcoins zugerechnet wird. Das Paket wäre aktuell rund 400 Mio. Euro wert. Es war bisher nicht angerührt worden. "Satoshi Nakamoto" entwarf das Bitcoin-System und schrieb auch die erste Version der Software dahinter.
Wright war bereits als Bitcoin-Experte bekannt und hatte auch den Aufbau einer Bank für die Digitalwährung angekündigt. Der Supercomputer "Tulip Trading" seiner Firma DeMorgan gehört zu den leistungsstärksten der Welt. Um Bitcoins zu erzeugen, ist viel Rechenleistung nötig. Bei einem öffentlichen Auftritt im Oktober stammelte Wright auf die Frage, seit wann er sich mit Bitcoin beschäftige, er sei schon länger involviert und versuche, unter dem Radar zu bleiben.
Einmalige digitale Signatur
Im Dezember stützten sich das Magazin "Wired" und das Blog "Gizmodo" in ihren Berichten auf "geleakte" E-Mails und Kopien alter Blogeinträge von Wright. Dort fänden sich eine E-Mail-Adresse und ein PGP-Schlüssel - eine einmalige digitale Signatur - sowie eine E-Mail-Adresse, die mit "Satoshi Nakamoto" in Verbindung gebracht werden. Außerdem sage Wright in einer angeblichen Dokumentation eines Gesprächs mit der australischen Steuerbehörde, er habe Bitcoin seit 2009 betrieben. Die Behörden durchsuchten kurz nach den damaligen Veröffentlichungen Wrights Haus, dabei soll es jedoch nicht um Bitcoins gegangen sei.
Diverse Journalisten versuchten in den vergangenen Jahren, die Identität des Bitcoin-Erfinders aufzudecken. Eher blamabel ging 2014 ein Anlauf des Magazins "Newsweek" aus, das glaubte, einen pensionierten kalifornischen Ingenieur, der früher tatsächlich Satoshi Nakamoto hieß, als Strippenzieher ausgemacht zu haben.