Könnte Intensivstationen entlasten

Rheuma-Medikament hilft bei schweren Corona-Verläufen

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Das Antikörper-Mittel spricht auch bei COVID-19-Patienten an und könnte die Intensivstationen entlasten. 

Nachdem Wissenschaftler Ende Oktober herausgefunden haben, dass ein bewährtes  Parkinson-Medikament vor Coronavirus-Infektionen  schützen kann, wurden nun bei einem Rheuma-Medikament Eigenschaften festgestellt, die im Kampf gegen die Pandemie ebenfalls hilfreich sein könnten. In einer Phase 3-Studie (letzte Stufe vor einer möglichen Zulassung) zeigte sich nämlich, dass die Arznei schwere COVID-19-Verläufe mildern kann. Dadurch könnten Intensivstationen entlastet werden.

Levilimab

Konkret handelt es sich bei dem Medikament um den Antikörper Levilimab, der sich gegen den Interleukin-6 (IL-6)-Rezeptor richtet. Es ist quasi ein IL-6-Hemmer. Aus der Rheumatologie kennt man den Botenstoff IL-6 bereits als möglichen Angriffspunkt für eine immundämpfende Therapie. Da bei schweren COVID-19-Verläufen nach Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 oftmals zu starke Aktivierungen des Immunsystems berichtet werden, untersuchten die Forscher nun dieses Medikament auf seine Wirksamkeit bei COVID-19. Konkret wollten sie herausfinden, ob der Antikörper Levilimab auch hier die Immunabwehr gezielt dämpfen könne.

Doppelblind-Studie

Wie das deutsche Gesundheitsportal (DGP) berichtet, führten die Wissenschaftler eine sogenannte Doppelblind-Studie durch, von der nun die Phase-3-Ergebnisse vorliegen. In die Studie wurden 217 erwachsene Patienten aufgenommen, die mit schwerer COVID-19-Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt wurden. Dabei seien 206 Patienten zufällig einer einzelnen Injektion mit Levilimab (324 mg) oder mit einem Placebo zugeordnet worden, so das DGP. Alle Patienten erhielten darüber hinaus die Standardversorgung bei COVID-19. Im Falle einer Verschlechterung der Symptomatik konnte der Behandler eine weitere, einzelne Injektion mit Levilimab geben. Vorrangig sei untersucht worden, wie viele Patienten eine anhaltende Verbesserung ihrer Symptome binnen zwei Wochen erlebten. Falls aufgrund einer Verschlechterung eine zusätzliche Levilimab-Injektion verabreicht werden musste, wurden die folgenden Entwicklungen nicht in dieser Analyse mit berücksichtigt.

Hilft Levilimab bei schwerem COVID-19?

Mit ihrer Studie wollten die Forscher herausfinden, ob Levilimab gegen Interleukin 6 bei schwerem COVID-19 helfen kann. Die Ergebnisse klingen vielversprechend jedoch nicht bahnbrechend. Nach zwei Wochen erreichten 63,1 Prozent der Patienten mit Levilimab und 42,7 Prozent der Patienten mit Placebo eine anhaltende klinische Verbesserung. Laut dem DGP traten dabei vergleichbar viele unerwünschte Ereignisse bei beiden Behandlungen auf. Durch das Medikament hervorgerufene Nebenwirkungen gab es also nicht.

Fazit

Abschließend kann man zu den Ergebnissen der Doppelblind-Studie der Phase 3 sagen, dass Levilimab bei schwerer COVID-19-Lungenentzündung ohne weitere, begleitende Infektionen und ohne Beatmungsbedarf zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation beitragen kann. Dass Medikament könnte also dafür sorgen, dass Corona-Patienten mit schweren Verläufen weniger oft auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Bis es soweit ist, muss aber noch entschieden werden, ob Levilimab in der EU als Medikament bei COVID-19 überhaupt zugelassen wird.
In Russland ist der Antikörper Levilimab seit Juni registriert für die Behandlung von schwer kranken Coronavirus-Patienten. Dort soll er bereits für einen Rückgang der Sterblichkeit gesorgt haben.

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