Bremsenergie

U-Bahn-Strom für E-Autos: Spanien kopiert, was Wien schon längst kann

In einer Stadt bei Barcelona wurde eine Schnellladestation für Elektroautos in Betrieb genommen, deren Stromversorgung aus einer überraschenden Quelle stammt: Bremsvorgänge der U-Bahn. 

Dieses Modell, das in Wien längst bekannt ist, zeigt, wie durchdachte Technik und bestehende Infrastruktur sinnvoll genutzt werden können. Die Idee: Energie dort einsetzen, wo sie ohnehin entsteht – und sonst ungenutzt bliebe.

Strom aus der U-Bahn: So funktioniert es in Spanien

In der Stadt L'Hospitalet de Llobregat (Spanien, Region Katalonien), in der Nähe der Großstadt Barcelona, wurde im Sommer eine moderne Schnellladestation eröffnet. Sie liegt an der Rambla de la Marina, direkt bei der U-Bahn-Station Bellvitge.

Was in Wien Alltag ist, wird in Spanien jetzt umgesetzt.

Was in Wien Alltag ist, wird in Spanien jetzt umgesetzt.

© getty

Die Besonderheit: Die beiden 50-kW-Ladesäulen, ausgestattet mit CCS- und CHAdeMO-Steckern, versorgen sich nicht aus dem klassischen Stromnetz. Stattdessen nutzen sie Strom, der bei den Bremsvorgängen der benachbarten U-Bahn-Züge erzeugt wird – sogenannte Rückgewinnung oder Rekuperation. Zusätzlich kommt Strom von Photovoltaik-Anlagen dazu, die auf allen vorhandenen Dachflächen rund um die U-Bahn-Strecke montiert wurden. Insgesamt können an jeder Säule bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig laden. Für Nutzer stehen zwei Parkplätze pro Station zur Verfügung.

Teil eines größeren Programms

Diese innovative Ladestation ist kein Einzelfall: Sie gehört zum europäischen Projekt MetroCHARGE, das den Aufbau von E-Tankstellen mit alternativen Energiequellen zum Ziel hat. In der Metropolregion Barcelona sollen noch sechs weitere Stationen direkt an U-Bahn-Haltestellen entstehen.

Um das Angebot nutzen zu können, ist eine Registrierung über die App "AMB Electrolineres" nötig. Die Ladezeit kann je nach Stecker zwischen 30 Minuten, einer Stunde oder zwei Stunden betragen. Der Preis liegt aktuell bei 0,30 Euro pro Kilowattstunde, danach wird eine Standzeitgebühr von 0,399 Euro pro Minute berechnet, wenn das Fahrzeug angeschlossen bleibt.

Österreich war Vorbild: Wien recycelt U-Bahn-Energie schon länger

Während das Projekt in Spanien als neue Maßnahme vorgestellt wird, gibt es ähnliche Konzepte in Österreich bereits seit Jahren. Die Wiener Linien haben im Rahmen des Pilotprojekts "Brake Energy" damit begonnen, Bremsenergie ihrer Züge ins Stromnetz einzuspeisen.

 

Dabei wird der beim Abbremsen erzeugte Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und für Rolltreppen, Aufzüge und andere anfahrende Züge genutzt. Das spart Energie und nutzt bestehende Infrastruktur effektiv. Diese Maßnahme ist Teil der laufenden Bemühungen um effizienteren Energieeinsatz im öffentlichen Nahverkehr in Österreich.

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