Ein halbes Jahr nach der Einführung von Windows Vista ist der Vorgänger XP noch nicht reif fürs Altenteil.
Viele Unternehmen schieben die Entscheidung für Vista hinaus. Und einige Privatanwender haben sich sogar zu einem "Downgrade" zurück zu XP entschlossen, weil unter Vista nicht alles so klappt, wie sie es sich vorgestellt haben.
Bestimmte Geräte nicht kompatibel
"Ich kann nicht mit
Vista leben, wenn die Software, die ich brauche, nicht funktioniert",
sagt Chris Pirillo, der in Seattle das Blogger-Portal Lockergnome betreibt
und eigentlich ein Windows-Fan ist - so gehörte Pirillo zu den "Windows-Enthusiasten",
die sich im Auftrag von Microsoft schon frühzeitig mit Vista vertraut
machten. Weil Vista die Zusammenarbeit mit seinem Kombigerät aus Drucker,
Scanner und Fax verweigerte, installierte er zunächst mit VMWare eine "virtuelle
Maschine", auf der er Windows XP unter Vista laufen ließ. Aber als die
Testphase für VMWare zu Ende war, wollte Pirillo das Geld für die
Vollversion nicht ausgeben, warf Vista raus und installierte wieder das
vertraute XP.
Unternehmen sind skeptisch
Im Vergleich zu Privatanwendern
haben große Unternehmen weit mehr Geräte und spezielle Anwendungen, die mit
dem Betriebssystem zusammenpassen müssen. Und sie haben offenbar keine Eile,
auf Vista umzusteigen. Vor der Einführung von Vista - am 30. November 2006
für Firmenkunden und am 30. Jänner für Privatanwender - wollten laut einer
Studie des Marktforschungsinstituts Forrester 31 Prozent der Unternehmen
innerhalb eines Jahres auf das neue System umsteigen, weitere 22 Prozent
innerhalb von zwei Jahren. Inzwischen aber seien die meisten Unternehmen
zurückhaltender geworden, sagt Forrester-Experte Benjamin Gray.
Neues Asus-Notebook mit XP
Beim Kauf eines neuen Computers ist
zwar in der Regel Windows Vista vorinstalliert. Aber der Computerhersteller
Asus hat soeben auch ein neues Notebook mit "dem bewährten
Betriebssystem Windows XP" auf den Markt gebracht. "Im
Geschäftskundenbereich ist die Verbreitung von Windows XP noch sehr hoch",
erklärt dazu Marketing-Leiter Holger Schmidt. "Deswegen möchten
wir diese Nachfrage bedienen."
Beide Varianten auch bei Fujitsu-Siemens
Auch bei
Fujitsu-Siemens hat man festgestellt, "dass ein erheblicher Teil der
Unternehmenskunden Systeme mit Windows XP bestellt". Bei den
vorkonfigurierten Geräten habe Fujitsu-Siemens nach der Einführung von Vista
zunächst nur noch das neue Betriebssystem angeboten. "Jetzt bieten
wir wieder beide Varianten an", sagt Sprecher Lothar Lechtenberg.
XP wird nach wie vor gekauft
Bei der deutschen
Microsoft-Niederlassung in München sagt Frank Mihm-Gebauer: "Es
ist schon so, dass nach wie vor XP gekauft wird." Aber 80 Prozent aller
von Microsoft verkauften Windows-Client-Lizenzen entfielen auf Vista. "Wir
sind sehr zufrieden", erklärt der Firmensprecher und fügt hinzu, dies
gelte auch für Deutschland.
60 Mio. Vista-Lizenzen
Seit der Einführung hat Microsoft nach
eigenen Angaben 60 Millionen Vista-Lizenzen verkauft, allein seit Mitte Mai
waren es 20 Millionen. Der Umsatz des Windows-Geschäftsbereichs lag in dem
Ende Juni abgeschlossenen vierten Quartal des Microsoft-Finanzjahrs mit 3,81
Milliarden Dollar ((2,76 Mrd. Euro) um 14 Prozent über dem Ergebnis des
entsprechenden Vorjahreszeitraums. Auf das Windows-Geschäft entfielen damit
28,5 Prozent des gesamten Microsoft-Umsatzes. Eine höhere Steigerungsrate
hatte mit 19 Prozent das Office-Geschäft - auch hier wurde mit Office 2007
vor einem halben Jahr eine neue Version eingeführt.
Windows 7 soll 2010 kommen
Unterdessen richtet sich der Blick
schon auf die Weiterentwicklung von Windows. Ausgesprochen zugeknöpft gibt
sich Microsoft, wenn man nach dem Zeitpunkt des ersten Service-Packs für
Vista fragt. Offenbar warten viele Unternehmen auf dieses Vista SP1, ehe sie
sich zum Upgrade entschließen, wie Forrester-Experte Gray vermutet. Dafür
hat Microsoft schon verlauten lassen, wann mit einem Vista-Nachfolger zu
rechnen sein wird: Windows 7, wie das System vorläufig genannt wird, soll
2010 kommen.