"Fleischproduktion und -konsum im Übermaß belastet unsere Umwelt und Gesundheit"
Weniger Fleisch, bessere Qualität: Die Viehzüchter, die sich am Montag an der internationalen Messe "Terra Madre" ("Mutter Erde") zum Thema Slow Food in Turin beteiligen, haben einen Appell für verantwortungsbewusste und nachhaltige Fleischproduktion gerichtet. Sie warnen vor dem massiven Fleischkonsum, der sich im Lauf der vergangenen 70 weltweit versechsfacht habe.
Massiver Anstieg von Fleischkonsum
55 Millionen Tonnen Fleisch wurde im Jahre 1950 weltweit konsumiert. Derzeit sind es 300 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis zum Jahr 2050 wird ein weiterer Anstieg auf 500 Millionen Tonnen erwartet, was eine Verzehnfachung seit 1950 und eine Verdopplung von heute an darstellen würde.
Schwerwiegende Folgen
"Den Fleischkonsum in den für den Westen gewohnten Mengen beizubehalten ist nicht nachhaltig", sagte Serena Milano, Generalsekretärin der Stiftung Slow Food für Biodiversität. "Überfüllte Massenzuchtbetriebe, unnatürliche Lebensbedingungen, Stress und Qual, Tierfutter von schlechter Qualität, Monokulturen, Abholzung und ein enormer Verbrauch von Wassermengen sind der Preis der Industrialisierung traditioneller Tierzucht. All dies hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt, die Gesundheit der Menschen, das tierische Wohlergehen und die soziale Gerechtigkeit", berichtete die Expertin.
Slow Meat als Lösungsansatz
Durch eine bessere Auswahl könne sich die Situation verändern, behaupten die Anhänger der Bewegung Slow Meat, die sich für weniger Fleischkonsum von besserer Qualität einsetzt. "Bildungskampagnen sind für Konsumenten notwendig, um sie zu ermutigen, Fleisch nicht zu einem Spottpreis zu kaufen, da dieser ein Indikator für niedere Qualität ist. Dahinter verbergen sich Tierzüchter, die kein Interesse an dem Wohlergehen der Tiere haben, diese mit schlechtem Futter versorgen und zusätzlich noch die Umwelt belasten. Ein verminderter Fleischkonsum bei erhöhter Qualität führt hingegen langfristig zu einem Rückgang von sogenannten Wohlstandskrankheiten", berichtete Slow Meat.
Das Netzwerk von Slow Food Asien berichtete in Turin vom Problem der Fettleibigkeit, welches exponentiell zum Fleischkonsum ansteigt, insbesondere in jenen Gebieten, wo ursprünglich seit Jahrtausenden wenig Fleisch gegessen wurde. "Man muss Alternativen erwägen und die Ernährung unserer Vorväter zu überdenken, die reich an pflanzlichem Protein war und heute insbesondere innerhalb der indigenen Gemeinschaften erhalten geblieben ist", berichteten die Experten in Turin.