Präventionsprogramme in Schulen würden nachweislich helfen - doch an der Umsetzung hapert es.
Der Anteil der Übergewichtigen und Fettleibigen unter Kindern und Jugendlichen steigt beständig - und dies wird dramatische Folgen haben: "Die Lebenserwartung wird sich reduzieren, wenn wir nicht gegensteuern", schlug Otmar Pachinger, Präsident des Österreichischen Herzfonds, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien Alarm. Dabei würden Präventionsprogramme an Schulen nachweislich helfen.
Prävention in Österreich mangelhaft
Woran es allerdings hapert, das ist die Umsetzung. "Prävention ist in Österreich weiter ein Stiefkind, nur ganz wenige Prozent der Gesundheitsausgaben werden dafür verwendet", unterstrich der Experte. In anderen Ländern sei man schon viel weiter, wie ein Symposium zeigte, bei dem in Wien die entsprechenden Projekte präsentiert wurden: In allen Schulen Dänemarks sei eine Aktivitätsstunde Pflicht, während es hierzulande nicht einmal überall eine Turnstunde pro Woche gäbe.
Gezieltes Ernährungs- und Bewegungsprogramm
Laut Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE), ist die Wirksamkeit der verschiedenen in Spanien, Frankreich oder Italien durchgeführten Initiativen nachweisbar erfolgreich. Durch die Kombination aus geänderter Ernährung und mehr Bewegung könnte der Anteil der Dicken reduziert werden. Wünschenswert wäre auch eine "Regulation" des Lebensmittelkonsums wie zuckerhaltiger Getränke - "wobei ich das Wort Tax nicht erwähnen will", so Widhalm, der befürchtet, dass sich Widerstand formieren würde, sobald man das Reizwort Steuern ausspricht.
Auch in Österreich sei man seit 2013 mit dem Ernährungs- und Bewegungsprogramm Eddy erfolgreich. Der Anteil der Fettleibigen wurde reduziert, während er in einer Kontrollgruppe zunahm. Ideal für derartige Interventionen seien Volksschulen, wo bei den Acht- bis Neunjährigen der Anteil der Übergewichtigen 18, der Adipösen 19,7 sowie jener der Untergewichtigen 5,5 beträgt. Hier hätten sich falsche Ernährungsgewohnheiten noch nicht zu sehr manifestiert.
Änderungen passieren in Österreich nur sehr langsam
Warum gegen das Übergewicht nicht ausreichend und vor allem flächendeckend an den Schulen gegengesteuert wird, erklärte Widhalm damit, dass Änderungen in Österreich eben sehr lange dauern, egal ob Pensions- oder Steuerreform. Was die Ernährungsprogramme betrifft, halte er sich an das Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein".
"Zu sagen, wie viel Gramm wovon gegessen werden soll, ändert nichts", betonte Ingrid Kiefer von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. So habe man von einem Spitzenkoch für neun Personen, vom Kleinkind bis zum Pensionisten, konkrete Menüs nach ihrem spezifischen Bedürfnissen entwickeln lassen. Diese seien sehr einfach nachzukochen und würden auch gut schmecken. Diese Rezeptsammlung samt Videos steht auf der ÖAIE-Homepage zur Verfügung.