Covid-19: Das wichtigste rund um Genesung und Immunität.
Die Erkrankung scheint überstanden, doch wann bin ich offiziell genesen? Und wie lange bin ich für andere ansteckend? Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Peichl klärt auf.
Während die Covid-Fallzahlen – zwar langsamer als zuletzt aber dennoch – weiter steigen, klettert auch eine positiv zu bewertende Zahl vorsichtig nach oben: die der offiziell Genesenen. Bereits Tausende Menschen in Österreich, die am Coronavirus erkrankt waren, gelten mittlerweile als wieder vollständig gesundet. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, da nicht jeder Verdachtsfall getestet wird und auch nicht alle Infizierten deutliche Symptome zeigen. Freilich bedeutet dieser Umstand jedoch auch, dass die Zahl der infizierten Menschen höher ausfallen muss, als es die Statistiken aktuell ausweisen. Experten warnen daher eindringlich vor verfrühtem Optimismus.
Was bedeutet „genesen“?
Die Diagnose und Behandlung der Erkrankung Covid-19 bedingt ein gänzlich neues Reglement. Auch rund um die Genesung gelten besondere Richtlinien. Zwei entscheidende Kriterien müssen erfüllt werden, damit eine vormals erkrankte Person als offiziell genesen gilt: „Erst nach mindestens 48 Stunden gänzlicher Symptomfreiheit und nach einem negativen PCR-Test gelten Covid-19-Patientinnen und -Patienten als geheilt“, erklärt Primarius Univ.-Doz. Dr. Peter Peichl, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie und Spezialist für klinische Immunologie. Erst mit dieser negativen Test-Beurteilung gilt auch die Quarantänepflicht als aufgehoben.
Wie lange bin ich ansteckend?
Viele Hypothesen ranken sich um das Thema der Ansteckung sowie um die Dauer der Übertragungsfähigkeit. Wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten auch scheiden Betroffene besonders in den ersten Tagen nach Symptomausbruch eine sehr hohe Virenanzahl aus und sind folglich dann am ansteckendsten. „Es ist davon auszugehen, dass Covid-19-Erkrankte ab Ausbruch der Symptome mindestens 14 Tage lang ansteckend sind – und das besonders in den ersten Tagen“, bestätigt Prim. Peichl (allerdings könnte die Dauer der Übertragungsfähigkeit noch länger sein: Laut aktuellem Wissensstand ist anzunehmen, dass Infizierte bereits vor dem Auftreten von Symptomen infektiös sind). Strenge Quarantäne ist daher über den gesamten Erkrankungszeitraum einzuhalten. „In dieser Zeit darf die eigene Wohnung auf gar keinen Fall verlassen werden“, so Dr. Peichl, der Ärztliche Direktor sowie Vorstand der Internen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses ist. Dies ist frühestens nach 14 Tagen, zumindest zweitägiger Symptomfreiheit und negativem Testergebnis wieder möglich. Doch auch während der Heimquarantäne gilt höchste Vorsicht – nämlich dann, wenn Sie nicht alleine leben.
Andere unbedingt schützen
An Covid-19 Erkrankte sollten sich so weit wie möglich isolieren, um Angehörige und Mitbewohner nicht anzustecken. Wenn es die Umstände erlauben, sollte sich der oder die Erkrankte räumlich getrennt von anderen aufhalten, um das Übertragungsrisiko zu senken. Das SARS-CoV-2-Virus wird vorrangig über „Tröpfchen“ übertragen, die beim Husten, Niesen aber auch beim Sprechen und Atmen ausgestoßen werden. Die räumliche Nähe zu Infizierten gilt daher als besonderes Ansteckungsrisiko. In gemeinsam genutzten Bereichen (z. B. Badezimmer, Küche) sollten strenge Hygienemaßnahmen gelten, gemeinsam genutzte Gegenstände und Flächen (z. B. Küchenarbeitsfläche, Armaturen, Lichtschalter) sollten oft desinfiziert werden, um Schmierinfektionen zu vermeiden. Auch häufiges Lüften in allen Räumen ist wichtig! Der Luftaustausch reduziert die Virenkonzentration in der Raumluft.
Was kommt nach der Erkrankung?
Hat Ihr Körper das Virus vollständig bezwungen und Sie sind symptomfrei, so beginnt die Nachsorge. Sofortige Vollbelastung des Organismus wäre jetzt jedoch ein Fehler. „Eine weitere Schonung und langsame Steigerung ist jetzt angebracht“, empfiehlt Dr. Peichl. Wie genau diese Schonung aussieht, muss am Einzelfall entschieden werden. Je nach Schwere der Erkrankung kann sie bis zu vier Wochen in Anspruch nehmen, ähnlich einer Grippe. „Ob das Immunsystem auch nach Ausheilung der Erkrankung noch geschwächt ist, hängt ebenfalls von der Schwere der Infektion ab“, so der Internist weiter. „Prinzipiell jedoch ist unser Immunsystem immer leistungsfähig und es entsteht kein ‚Dauerschaden‘.“
Bin ich jetzt immun?
Wurde eine Infektionskrankheit überstanden, so kann in den meisten Fällen davon ausgegangen werden, dass eine Immunität entstanden ist – zumindest auf begrenzte Zeit. Ob dieser Mechanismus auch nach einer Covid-19-Erkrankung in jedem Fall einsetzt, ist bis dato noch nicht vollständig geklärt. „Wenn das Immunsystem Antikörper gegen das Virus gebildet hat, dann ist der oder die Betroffene immun“, so Dr. Peichl. „Ob jedoch nach jeder Covid-Erkrankung von einer Immunität ausgegangen werden kann, wissen wir noch nicht. Mit Sicherheit ist bei einer Folgeinfektion jedoch zumindest mit einem leichteren Krankheitsverlauf zu rechnen.“
Wie wird die Impfung gegen Covid-19 funktionieren?
Ebenfalls noch wenig konkrete Aussagen können hinsichtlich Wirkdauer und Verabreichungsschema von zukünftigen Impfstoffen gemacht werden. Beides hängt davon ab, wie sehr sich der neue Coronavirus verändert: „Wir wissen noch zu wenig über laufende Mutationen des Virus“, erklärt Prim. Peichl. „Wenn keine jährlichen Virusmutationen auftreten, wird eine Einmalimpfung beziehungsweise eine Immunisierung mittels dreier Teilimpfungen, wie sie bei den meisten Impfungen üblich ist, wahrscheinlich ausreichen.“ Die Entwicklung von Impfstoffen läuft auf Hochtouren, das Warten auf ein tatsächlich anwendbares Produkt wird allerdings noch einige Monate dauern. Bis dahin gilt es, eine Ansteckung zu vermeiden – besonders für Menschen mit erhöhtem Risiko – beziehungsweise eine bereits entstandene Erkrankung konsequent und isoliert auszuheilen.
Ebenfalls noch wenig konkrete Aussagen können hinsichtlich Wirkdauer und Verabreichungsschema von zukünftigen Impfstoffen gemacht werden. Beides hängt davon ab, wie sehr sich der neue Coronavirus verändert: „Wir wissen noch zu wenig über laufende Mutationen des Virus“, erklärt Prim. Peichl. „Wenn keine jährlichen Virusmutationen auftreten, wird eine Einmalimpfung beziehungsweise eine Immunisierung mittels dreier Teilimpfungen, wie sie bei den meisten Impfungen üblich ist, wahrscheinlich ausreichen.“ Die Entwicklung von Impfstoffen läuft auf Hochtouren, das Warten auf ein tatsächlich anwendbares Produkt wird allerdings noch einige Monate dauern. Bis dahin gilt es, eine Ansteckung zu vermeiden – besonders für Menschen mit erhöhtem Risiko – beziehungsweise eine bereits entstandene Erkrankung konsequent und isoliert auszuheilen.
© Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Peichl
Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Peichl
FA für Innere Medizin, Rheumatologie und Spezialist für klinische Immunologie; Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses; peichl-peter.at
1. Ansteckungsgefahr
Risiko Das Virus SARS-CoV-2 gilt als hochansteckend. Die Übertragung geschieht vor allem über Tröpfchen– oder auch Schmierinfektion. Erkrankte Personen sind nach aktuellem Wissensstand über einen sehr langen Zeitraum ansteckend: Mindestens 14 Tage ab Auftreten der ersten Symptome (und wahrscheinlich auch davor schon!) gelten sie als infektiös. Die Viruslast ist während der ersten Tage besonders hoch – dementsprechend auch die Ansteckungsgefahr für andere. Wer mit anderen zusammenlebt, sollte sich daher auch zu Hause konsequent isolieren.
2. Heilung und Immunität
Negativ Covid-19-Patientinnen und -Patienten gelten dann als vollständig genesen und nicht mehr infektiös, wenn sie mindestens 48 Stunden symptomfrei waren und ein negatives Testergebnis vorliegt. Erst dann darf auch die häusliche Quarantäne verlassen werden.
3. Nachsorge
Langsam Je nach Schwere der Erkrankung kann nach der Ausheilung großzügige Schonung von Nöten sein. In jedem Fall jedoch sollte nur eine schrittweise Steigerung der Belastung erfolgen. Ob alle vormals Covid-Erkrankten nach der Ausheilung der Infektion immun gegen das Virus sind, ist noch nicht sicher. Wer nachweislich Antikörper gegen das Virus gebildet hat, gilt jedoch als immun.
4. Impfung
Prozess Aktuell wird an der Entwicklung mehrerer Impfstoffe gearbeitet. Offen bleibt bislang noch, ob die Impfung nur für begrenzte Zeit wirksam sein wird (wie z. B. die Grippeimpfung) und ob eine einmalige Injektion bzw. drei Teilimpfungen reichen. Dies hängt von der Mutationsfreudigkeit des Virus ab.
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