Neurodermitis verstehen

Hilfe, wenn die Haut juckt

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Lesen Sie hier, was gegen Neurodermitis hilft und wie sich Schübe am besten vermeiden lassen.

Quälender Juckreiz, blutig gekratzte Hautstellen, schlaflose Nächte – an Neurodermitis erkrankte Menschen kennen die Auswirkungen der schubweise verlaufenden Ekzemerkrankung. Die auch als Atopische Dermatitis bezeichnete Krankheit hat sich mittlerweile zum Volksleiden in den westlichen Industrieländern entwickelt. Europaweit sind über 10 Millionen Menschen betroffen. Neurodermitis gilt vor allem als "Krankheit der Kinder und Jugendlichen" und bricht oft bereits im Säuglingsalter mit geröteter, juckender und schuppiger Kopfhaut, dem sogenannten "Milchschorf", aus. Diese Beschwerden verschwinden in den meisten Fällen nach mehreren Monaten beziehungsweise in der Pubertät. Viele Menschen begleitet Neurodermitis jedoch ein Leben lang. 

Was ist Neurodermitis: 1/3
Die Erkrankung:
Neurodermitis (Atopische Dermatitis) ist eine schubweise verlaufende Ekzemerkrankung der Haut. Die Zahl der Neurodermitis-Erkrankungen hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu verdoppelt. Vor allem Kinder sind betroffen. Heute leiden bereits zwischen 10 und 15 Prozent der Kinder in Indus­trieländern unter Neurodermitis. Die genaue Ursache der Krankheit ist noch nicht bekannt. Neben ­genetischer Veranlagung werden von Experten Allergien und psychische Belastungen als Einfluss­faktoren genannt.

Auslöser von Neurodermitis

Wodurch Neurodermitis ausgelöst wird, ist bis heute noch nicht genau geklärt.  Neben genetischer Veranlagung werden Stoffwechselstörungen, Allergien und psychische Belastungen als Einflussfaktoren genannt. Neurodermitis-Patienten leiden unter extrem trockener Haut. Die Barrierefunktion ist gestört, durch kleine Risse können Fremdkörper und Erreger leicht eindringen. Das überempfindliche Immunsystem reagiert auf harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder Bestandteile in Nahrungsmittel übertrieben. Dies führt zu allergischen Symptomen. Neben den genannten Allergenen gibt es weitere Auslöser oder Verstärker der Beschwerden. Dazu zählen neben mechanischen Reizen auch psychische Belastungen wie Stress oder Trauer. Neurodermitis gilt nach wie vor als unheilbar, behandeln lassen sich lediglich die Beschwerden.

Wichtige Tipps: 1/4
Wäsche:
Raue, kratzende Stoffe (Wolle) reizen die Haut. Am besten ist Kleidung aus reiner Baumwolle. Spülen Sie beim Wäschewaschen die Kleidungsstücke sorgfältig, damit keine Waschmittelrückstände zurückbleiben. Vermeiden Sie Klar- oder Weichspüler.

Die richtige Pflege

Schweiß oder Chlorwasser sind starke Reizfaktoren für die sensible Haut. Wegen des starken Schwitzens sollten Betroffene in der warmen Jahreszeit zu lange direkte Sonnenexposition möglichst vermeiden und nach dem Sport oder Schwimmen die Haut gleich mit lauwarmem Wasser abduschen. Die Pflege mit beruhigenden Hautcremes ist wichtig. In der warmen Jahreszeit ist eine leichte Lotion zu bevorzugen, da bei fetthaltigen Cremes der Wärmeaustausch nicht gut funktioniert und die Haut zu schwitzen beginnt. Dies fördert Juckreiz und Hautentzündungen. Für viele ist es schwierig, das geeignete Produkt zu finden, da sie besonders empfindlich auf bestimmte Zusatzstoffe wie Konservierungs- oder Duftstoffe reagieren. Eine Hautpflegeberatung beim Hautarzt ist empfehlenswert.

Möglichkeiten der Behandlung 1/5
✏ Hautpflege
Die Verwendung von Pflegesalben, auch während der beschwerdefreien Phasen, ist wichtig, da die Haut sehr feuchtigkeitsarm ist.

Wahl der Kleidung

Falsche Kleidung kann bei Neurodermitis die Beschwerden verschlimmern. Wichtig ist, dass sich die Stoffe angenehm auf der Haut anfühlen und nicht kratzen. Daher Finger weg von allergieauslösenden Stoffen wie Wolle. Auf eng anliegende Kleidung sollte ebenfalls verzichtet werden. Diese fördert den Juckreiz und Hitzestau. Luftige Kleidung aus weicher Baumwolle oder Leinen wird empfohlen. Für Neurodermitiker oder Psoriatiker gibt es sogar Spezialkleidung, die lindernd auf das Hautbild wirken soll.  

Kraft des Lichts

Die warme Jahreszeit und die höhere Zahl der Sonnenstunden bringen für viele Neurodermitiker Erleichterung. UVA-Strahlen wirken antibakteriell, normalisieren das überschießende Immunsystem, hemmen bestimmte Entzündungszellen, steigern die Durchblutung der Haut und fördern somit den Heilungsprozess. Neben natürlichem Sonnenlicht wird künstliches UV-Licht zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt. Der Vorteil: Die Bestrahlung ist zu jeder Jahreszeit möglich, hat eine genau festgelegte Stärke und Dauer und ist dem jeweiligen Hauttyp angepasst. Völlig nebenwirkungsfrei ist die Blaulichttherapie. Aufgrund der hohen Kosten wird sie nur in schweren Fällen empfohlen. 

Blaulichttherapie

Behandlung: Der Patient liegt wie in einem Solarium auf einer "Sonnenbank" und wird mit speziell gefiltertem blauen Licht bestrahlt. Dieses zerstört die entzündeten Zellen in der Haut. Für gesunde Zellen ist das Blaulicht im Gegensatz zur UV-Bestrahlung ungefährlich. Die Behandlung ist völlig schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen. Bei kleinen Patienten kann sich auch die Mutter unbedenklich mit ihrem Kind in das "heiße Bett" legen.

LIcht gegen Neurodermitis

Blaulicht. Seit längerer Zeit werden unterschiedliche Lichttherapien gegen Neuro­dermitis eingesetzt, etwa Heliotherapie (natürliches Sonnenlicht) oder Fototherapie (künstliches UV-Licht). Nebenwirkungen und Rückfälle nach Behandlungsende kommen hier jedoch vor. Bei der Blaulichttherapie wird in einem Gerät (ähnlich einem Solarium) der gesamte Körper mit gepulstem, speziell gefiltertem Blaulicht ohne schädliche UV-Anteile bestrahlt. Besonders bei Kindern, bei denen eine herkömmliche Lichttherapie mit UV-Licht oft nur eingeschränkt angewendet werden kann, sehen Fachärzte im Einsatz der Blaulichttherapie großes Potenzial. In Österreich steht ein derartiges Gerät bei Dr. Sabine Schwarz im Hautzentrum Wien Meidling (www.hautzentrum-wien.at), ein weiteres Gerät im Wiener AKH.

Ablauf der Behandlung

Langwierig. An fünf aufeinanderfolgenden Tagen wird jeweils eine Bestrahlung von rund 45 Minuten durchgeführt. Je nach Ausmaß der Erkrankung sind mehrere ­solcher Behandlungszyklen in gewissen Abständen nötig, um eine zufriedenstellende Wirkung zu erzielen. Bei leichten Fällen drei, bei schweren Erkrankungen sechs bis acht Zyklen. Die Behandlung ist teuer. Ein Zyklus kostet rund 700 Euro.

Wirkung

Immuntoleranz. Laut einer Studie der Universität Mainz beruht die Wirkung des blauen Lichts – im Unterschied zu den ­bekannten Standardtherapien – nicht auf einer kurzfristigen Zurückdrängung der Entzündungen. Das Immunsystem wird durch diese Lichttherapie nicht gehemmt, sondern angeregt. Eine langfristige Stabi­lisierung erfolgt, indem die Immunzellen der Haut – ähnlich wie bei einer Impfung – tolerant gegen äußere Einflüsse werden. Daher die Bezeichnung "Lichtimpfung". Was genau auf zellularer Ebene passiert, wird in einer Studie im AKH erforscht.

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