Zehntausende Schulen wegen starker Luftverschmutzung geschlossen
Im Kampf gegen den Dauer-Smog hat sich Indiens Hauptstadt Neu Delhi am Donnerstag drastische Beschränkungen für Fahrzeuge überlegt. Der in der Millionenstadt für den Verkehr zuständige Minister Kailash Gahlot kündigte ab Montag tageweise wechselnde Fahrverbote für Pkw an. Bereits zuvor hatten die Behörden Fahrverbote für Lkw in der Stadt erlassen und sämtliche Bauaktivitäten gestoppt.
Verzweifelte Maßnahmen
In der kommenden Woche soll jedes zweite Auto aus dem Verkehr gezogen werden: An einem Tag dürfen diejenigen mit geraden Nummern auf den Kennzeichen fahren, am nächsten Tag Autos mit ungeraden Nummern, wie Gahlot verkündete. Diese Maßnahme war im vergangenen Jahr erstmals ergriffen worden. "Die Situation in Delhi ist so schlimm, und wenn die Luftverschmutzung irgendwie verringert werden kann, dann werden wir es tun", sagte Gahlot. Rund 50.000 Diesel-Lastwagen rollen jede Nacht durch Neu Delhi, sie sind ein Hauptverursacher der Luftverschmutzung. In der Stadt und den umliegenden Provinzen blieben Zehntausende Schulen wegen der stark gesundheitsgefährdenden Feinstaubwerte geschlossen.
Der indische Ärzteverband hatte bereits zuvor von einem "Gesundheitsnotstand" gesprochen. "Die Luftverschmutzung während der Wintermonate ist für große Teile Nordindiens zur Katastrophe geworden", schrieb die englischsprachige Zeitung "The Times of India" am Donnerstag. Das Blatt warf der Regierung "politische Apathie" vor und forderte "konkrete Maßnahmen".
Schuldzuweisungen
Nach Angaben auf der Website der US-Botschaft in Neu Delhi lag die Feinstaubkonzentration zeitweise bei einem Wert von über 1.000 Mikrogramm der Kleinstteilchen pro Kubikmeter Luft; nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO ist 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft über einen Zeitraum von 24 Stunden die Menge, die noch tolerabel ist. Der Regierungschef von Neu Delhi, Arvind Kejriwal, machte die Bauern im Umland für die starke Luftverschmutzung verantwortlich. Die Smog-Krise werde sich jedes Jahr wiederholen, wenn diese wie in Indien üblich trotz Verboten weiter ihre Stoppelfelder in Brand setzten, um vor dem Winter Getreidereste loszuwerden.