Sie verleiht Gehör, transportiert Gefühle, verführt und verleiht Macht – die Stimme.
Ob hoch, tief, leise, laut, sanft, kratzig oder rau – unsere Stimme ist ein hochkomplexes Instrument. Wer es optimal beherrscht, hat im Alltag einen erheblichen Vorteil. Denn die Stimme verschafft uns Gehör, transportiert Gefühle, verführt und verleiht uns Macht. Sie prägt entscheidend, wie wir auf andere wirken, gibt viel über uns preis, kann Aushängeschild und Verräter sein. Stimme und Sprechweise informieren über unsere seelische Verfassung, über Emotionen und, ja, sogar über unseren Charakter. Ob im Kundengespräch, auf der Bühne, bei Vorträgen und sogar beim ersten Date – die Stimme ist unser Kapital, unsere Visitenkarte und für den Ersteindruck schlicht unerlässlich. Wie Sie mit ein paar einfachen Tipps Ihre Stimme stärken können, erfahren Sie hier.
Elina Garanca
Die lettische Mezzosopranistin bespielt die Bühnen der Welt und ist für ihre herausragende Stimme bekannt. Im neuen gesund&fit Magazin verrät sie, wie sie diese fit hält. Open-Air-Termine in Österreich: 6. Juli 2016 in Göttweig bei „Klassik unter den Sternen“ und am 9. Juli 2016 in Kitzbühel bei „Klassik in den Alpen“.
„Ein K.-o.-Kriterium für die Stimme ist Zugluft – auch die Klimaanlage im Sommer kann zum Problem werden. Gesunde Ernährung stärkt das Immunsystem.“ Elina Garanca
„Ausreichend Schlaf hilft dem Körper, mit Stress besser umzugehen. Denn Stress ist Gift fürs Immunsystem und macht anfällig für Halsschmerzen und Heiserkeit.“ Aida Garifullina, Sopranistin und „Leading Ladies Award“-Gewinnerin 2015
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Instrument Stimme – so funktioniert’s
Männer haben tiefere Stimmen als Frauen, Kinder haben höhere Stimmen als Erwachsene. Um zu sprechen, brauchen wir unsere Atmung und unseren Kehlkopf. Wie bei der Gitarre die Saiten, schwingen beim Menschen, durch den Ausatemstrom, die Stimmlippen und erzeugen so einen Ton – die Anzahl der Stimmlippenschwingungen pro Minute ergibt die Tonhöhe. Der Kehlkopf erzeugt ein Stimmgemisch, das immer aus dem Grundton und Obertönen besteht. Diese harmonische Teiltonstruktur macht einen gesunden Stimmklang aus. Sind die Stimmlippen entzündet, ist diese Harmonie gestört und wir nehmen die Stimme als heiser und krank war. Wie letztendlich die Stimme klingt, ist somit abhängig von der Konstitution der Stimmbänder, der des Kehlkopfes und der richtigen Atmung – die Basis für eine starke und tragfähige Stimme.
8 Tipps für eine starke Stimme
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Ausreichend trinken
Und zwar das Richtige! Vermeiden Sie Getränke mit Zucker, Kohlensäure und Koffein – Koffein entwässert und sorgt oft für einen trockenen Mund. Haben Sie, vor allem wenn Sie wissen, Sie werden viel sprechen, immer ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee griffbereit. Zwei Liter Flüssigkeit pro Tag – am besten Wasser – sollten es schon sein. Feuchte Schleimhäute können zudem Krankheitserreger besser abwehren und beugen so Heiserkeit vor. Geheimtipp: Ingwertee.
Nicht rauchen
Auch nicht passiv. Die Schleimhaut im Hals ist sehr empfindlich und verletzlich. Wer raucht, riskiert, dass die Schleimhaut als Schutz mehr Schleim produziert und somit dicker wird. Die Folge: Die Stimmlippen schwingen langsamer, die Stimme wird tiefer und rau. Übrigens: Ähnlich verhält sich die Schleimhaut bei Kontakt mit Alkohol. Tipp: In wichtigen Sprechsituationen (z. B. Vortrag) sollte Alkohol nicht nur der Stimme wegen vermieden werden.
Nicht flüstern
Sie sollten Flüstern ebenso vermeiden wie Schreien. Wollen Sie dennoch mal stimmlich etwas zurückschrauben, üben Sie, leise zu sprechen. Denn Flüstern strengt die Stimmlippen an, sie verlieren an Kraft und es kann bereits nach ein paar Minuten zu Heiserkeit kommen. Ist die Stimme bereits angeschlagen (z. B. durch eine Infektion), sollten Sie so lange leise sprechen, bis sich der Stimmapparat komplett erholt hat – auch hier gilt: Bloß nicht flüstern!
Keine Milch
Und auch keine Erzeugnisse dieser: Vermeiden Sie schleimende Nahrungsmittel wie Käse, Joghurt, Milch oder Bananen. Achtung: Dieses „Verbot“ erfordert selbstverständlich keine Omnipräsenz. Verzichten Sie lediglich vor Präsentationen oder einem wichtigen Gespräch. Bevorzugen Sie erfrischende Produkte wie Salat, Obst oder gekochtes Gemüse – nicht aufs Trinken vergessen (Wasser)!
Salbeitee
Salbei ist hier nur eine Lösung – auch andere Kräutertees bauen eine gute Schleimhautspannung auf, die wiederum den Stimmapparat schützt. Eine gute Alternative zu Tee sind Kräuterbonbons. Vorteil des Tees: Die Kräuteressenzen werden beim Trinken automatisch inhaliert und gelangen so auch in den Nasen-Rachen-Raum und sorgen dort für ausreichend Feuchtigkeit.
Nicht räuspern
Sondern kräftig husten! Räuspern gibt uns das Gefühl, als würden wir Schleim loswerden – dabei ist genau Gegenteiliges der Fall: Das Räuspern strengt die Stimmlippen an, die Schleimproduktion wird erhöht, was uns immer weiter räuspern lässt – eine Art Teufelskreis. Besser ist es zu husten, das belastet den Stimmapparat weitaus weniger.
Den Hals schützen
Sowohl präventiv als auch akut. Ein Schal gehört in jede Tasche, jeden Rucksack und um jeden Hals. Besonders gut geeignet sind Schals und Tücher aus Seide. Schon bei den ersten, leichten Halsschmerzen sollte er um den Hals geschlungen werden. Bleiben die Schmerzen dennoch bestehen, tragen Sie Ihren Schal auch nachts über – das wirkt wahre Wunder.
Gewürze meiden
Vor allem starke Gewürze. Denn unsere Schleimhaut verhält sich beim Kontakt mit starken Gewürzen ähnlich wie bei Rauch und Alkohol. Kennen Sie vielleicht: Wenn Sie zu scharf essen (z. B. Chili, Pfeffer) kann es sein, dass Ihnen wortwörtlich kurz die Stimme wegbleibt. Bei direktem Schleimhautkontakt im Bereich des Stimmapparats kommt es zu starkem Hustenreiz (Schutzreflex) – was uns auch schon zu Punkt sieben bringt.
So atmen Sie richtigKönnen Sie’s schon? Wahrscheinlich nicht, denn die Mehrheit der Menschen atmet falsch. So geht’s: Atmen Sie, ohne die Schultern zu bewegen, versuchen Sie, mehr Bewegung im Rücken und den Seiten zu spüren. Achten Sie darauf, in den Bauch und nicht in die Brust zu atmen – beim Ausatmen senkt sich der Bauch beim Einatmen wölbt er sich nach vorne. Diese Form der Atmung öffnet zusätzliche Resonanzräume und lässt die Stimme stärker klingen. Tipp: Wer einen stimmlich anstrengenden Tag vor sich hat, profitiert von Stimmaufwärmübungen. Ideal ist